
© Stefan Milk
Fleischerei Flechsig distanziert sich von Vermieter Mecke
Tierquäler-Skandal
Der Kamener Fleischermeister Dirk Flechsig ist durch einen Mietvertrag für seine Produktionsstätte an die Fleischerei Mecke gebunden. Diese ist jetzt in einen Tierquäler-Skandal verwickelt. Flechsig distanziert sich.
Fleischermeister Dirk Flechsig aus Kamen bereut wegen des Tierquäler-Skandals bei der Fleischerei Mecke in Werne eine wichtige Standortentscheidung, die er vor einigen Monaten für seinen Kamener Betrieb getroffen hat. Denn der stadtbekannte Metzger hat – lange vor Bekanntwerden des Skandals – am Mecke-Standort Lippestraße in Werne Räume angemietet und dort auf rund 300 Quadratmetern eine Produktionsstätte eingerichtet. Außerdem hat er nach eigenen Angaben „innerhalb von acht Wochen sieben Rinder“ bei seinem Nachbarn und Vermieter Mecke schlachten lassen. „Wären die Bilder schon im letzten Jahr im Herbst veröffentlicht worden, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, in die leer stehenden Räume zu ziehen“, sagt Flechsig im Gespräch mit der Redaktion.
Damit bezieht sich der Kamener Metzger auf heimlich von Tierschützern aufgenommene Videos aus einer Mecke-Viehsammelstelle, die den Skandal ans Licht brachten. Dokumentiert ist eine brutale Behandlung von Rindern, auch Kälbern, durch Tritte, Schläge und Stromstöße. Geschäftsführer Marko Mecke hat schwere Tierschutz-Verstöße durch zwei inzwischen entlassene Mitarbeiter des Unternehmens eingeräumt und behauptet, nichts davon gewusst zu haben. Die Aufnahmen haben Ermittlungen der Behörden ausgelöst.
Auf der Facebook-Seite der Fleischfachgeschäft Flechsig GmbH & Co. KG distanziert sich Dirk Flechsig jetzt von Mecke. „Steckt Flechsig da mit drin?“ - NEIN! Selbstverständlich nicht!“, heißt es dort wörtlich. Seine persönliche Erklärung beginnt mit dem Satz „Wieso gehen Menschen so brutal und rücksichtslos mit Tieren um?“ Flechsig bezeichnet die bisher bekannten Fakten über die Misshandlung von Tieren bei Mecke als „Belege für eine verachtende Sichtweise, skrupellose Geldgier und gezielten Unwahrheiten!“ An anderer Stelle schreibt Flechsig: „Die Bilder aus Werne brechen mir das Herz. Flechsig ist als tierfreundlicher Fleischer bekannt und verkörpert damit das komplette Gegenteil dieser grauenhaften Aufnahmen!“
Fehlende Erweiterungsmöglichkeiten am Stammsitz an der Oststraße in Kamen führten dazu, dass Flechsig ab Februar 2020 große Teile der Produktion aus Kamen auslagerte, während das Ladengeschäft und der Partyservice dort verblieben. Zunächst zog Flechsig als Untermieter in den Neuland-Fleischbetrieb in Bergkamen und blieb dort bis 2021. Letztlich nutzte der Firmenchef eine Möglichkeit, die sich ihm durch den Auszug des Hundewurst-Herstellers Paribal aus Mecke-Räumen an der Lippestraße in Werne bot.
Wenige Wochen, nachdem Flechsig die Produktion in Werne aufgenommen hat, erschüttert nun der Tierquäler-Skandal den Standort. Flechsig sieht sich gezwungen, auf maximale Distanz zu seinem Vermieter Mecke zu gehen und dem Eindruck einer intensiven Zusammenarbeit beider Unternehmen entgegen zu treten.
Sieben Rinder hat Flechsig nach eigenen Angaben in einem Zeitraum von acht Wochen bei Mecke schlachten lassen. „Die Rinderschlachtung wäre wahrscheinlich weitergegangen“, sagt Flechsig. Doch solche Aufträge wird es jetzt nicht mehr geben. „Es gibt keine Zusammenarbeit mit Mecke auf keiner Ebene, noch nicht einmal den gemeinsamen Müll“, betont Flechsig. Auch die „Idee einer Zusammenarbeit“ beispielsweise beim Einkauf von Material ist gestoppt. Er werde auch „keine Mitarbeiter der Mecke-Produktion“ übernehmen. Mit seiner gerade erst angemieteten und aufwändig eingerichteten Produktionsstätte kann er die Zelte nicht so einfach abbrechen. „Ich kann nicht so ohne Weiteres die Räume wieder verlassen, aber ich mache mir Gedanken, wie es weitergehen soll.“
Die Fleischerei Flechsig verfügt über keine eigene Schlachtung und arbeitet unter anderem mit dem Schlachthof Jedowski in Unna zusammen, wie einer umfangreichen Liste mit der Überschrift „Aktuelle Lieferungen - Herkunft, Transparenz und Produktion“ auf der Flechsig-Internetseite zu entnehmen ist. Die von Flechsig erwähnten sieben Rinder-Schlachtungen bei Mecke sind dort nicht aufgeführt.
Jahrgang 1973, aufgewachsen im Sauerland, wohnt in Holzwickede. Als Redakteur seit 2010 rund ums Kamener Kreuz unterwegs, seit 2001 beim Hellweger Anzeiger. Ab 1994 Journalistik- und Politik-Studium in Dortmund mit Auslandsstation in Tours/Frankreich und Volontariat bei den Ruhr Nachrichten in Dortmund, Lünen, Selm und Witten. Recherchiert gern investigativ, zum Beispiel beim Thema Schrottimmobilien. Lieblingssatz: Der beste Schutz für die liberale Demokratie ist die Pressefreiheit.
