7,5 Millionen Euro: Böcker erweitert Hauptsitz in Werne Anwohner-Klage gescheitert

Erster Meilenstein beim Ausbau der Firma Böcker in Werne erreicht
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Es hatte für einigen Widerstand gesorgt: das 7,5 Millionen Euro teure Projekt, an dem die Firma Böcker baut. Anwohner waren sogar vor das Oberverwaltungsgericht Münster gezogen, sind jedoch gescheitert. Die Klage wurde abgewiesen. Sämtliche Gutachten - Schattenwurf, Abstand, Lärmbelastung, Umweltschutz - waren zu Gunsten der Firma Böcker ausgefallen. Und so konnte das Mammut-Projekt voranschreiten, auch wenn in der Nachbarschaft bisweilen weiter Unmut herrscht.

Betrachtet man das Gelände der Firma Böcker dieser Tage von oben, zeigt sich im Vordergrund, direkt an der Klöcknerstraße, die an den Seiten in dunkelgrau gehaltene neu errichtete Kranmontagehalle. Angeschlossen gibt es einen ebenfalls neuen Bürokomplex. Und auf dem Dach der neuen Halle wurde eine Photovoltaik-Anlage mit einer Höchstleistung von 288 Kilowatt pro Stunde errichtet.

Für die Kranmontagehalle werde außerdem „zeitnah eine Luft-Wärmepumpe installiert, so dass wir hier vorwiegend mit selbst erzeugter, grüner Energie produzieren können“, sagt Britta Lewitz, bei Böcker für Marketing und Kommunikation zuständig.

Damit ist ein erster Meilenstein des Firmenausbaus abgeschlossen. Seit 1958 und bereits in dritter Generation produziert das Unternehmen, zwischen Lippe- und Klöcknerstraße gelegen, Krane und Bauaufzüge. Mit Hauptsitz in Werne und Standorten in Belgien, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz, Großbritannien und Italien zählt das Unternehmen inzwischen etwa 600 Mitarbeiter.

„Mit deutlich gestiegenen Stückzahlen und damit einhergehend kontinuierlichem Umsatzwachstum sowie steigenden Mitarbeiterzahlen haben wir uns als mittelständisches Familienunternehmen in den Jahren ständig weiterentwickelt“, hatte Geschäftsführer Alexander Böcker im März 2022 verkündet. „Damit die Infrastruktur mit dem Wachstum Schritt hält, investieren wir jetzt 7,5 Millionen Euro in den Standort“, hatte er im Rahmen des Spatenstichs das groß angelegte Neubauprojekt begründet.

Ressourcenschonender Bau

Dabei besteht die Werkserweiterung aus vier Elementen: einem 5.900 Quadratmeter großen Logistikzentrum, der Erweiterung bestehender Hallen auf 1663 Quadratmetern, einen 4500 Quadratmeter großen Checklaufplatz, auf dem die Krane getestet werden, bevor sie in den Verkauf gehen, und die Kranmontagehalle auf 2400 Quadratmetern. Die beiden letzten Elemente wurden kürzlich in Betrieb genommen.

Ebenfalls abgeschlossen sind die Bauarbeiten an der angrenzenden Klöcknerstraße. Hier war bis Februar die Straße aufgerissen, um neue Versorgungsleitungen für das Werksgelände zu verlegen. Das 2021 als fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie definierte „Böcker goes green“ gilt auch für die Baumaßnahmen: Um Ressourcen zu schonen, wurden alle noch verwendbaren Materialien aus den Abrissarbeiten als Füllmaterial im Neubau verwendet, und nicht nur die Kranmontagehalle trägt eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, sondern auch alle anderen Hallen. 1000 Kilowatt Maximalleistung möchte das Unternehmen insgesamt gewinnen.

Marion Nägeler vor der neuen Böcker-Halle
Marion Nägeler betreibt ihr Fitnessstudio nun in unmittelbarer Nachbarschaft zu der riesigen Produktionshalle. © Jörg Heckenkamp

Ein Riesen-Projekt für die Firma Böcker also, das allerdings Marion Nägeler, Betreiberin des Fitness-Studios Lady + Fitness an der Klöcknerstraße, die direkt hinter einem der Neubauten verläuft, immer noch verärgert: Die 2400 Quadratmeter große neu errichtete Produktionshalle nimmt ihren Studio-Räumen und ihrer Photovoltaik-Anlage das Licht.

Zudem hätten die Straßenbauarbeiten etwa acht Wochen länger gedauert als angekündigt. Schwierige Witterungsverhältnisse waren dafür verantwortlich, heißt es auf Anfrage vonseiten der Stadt. Diese Straßenbaustelle hatte den Fitnessstudio-Kundinnen die Parkplätze genommen und Lärm und Dreck verursacht. „Das hat uns schon sehr eingeschränkt“, erzählt Nägeler. „Da gab es einige Beschwerden von meinen Kundinnen. Viele haben das Training während der Zeit der Straßenbaustelle ausgesetzt.“

Besonders ärgert sie, dass von Seiten der Firma Böcker „kommunikativ nicht so viel“ gekommen sei.

Projekt wurde kommuniziert

Auch wenn es keine direkte Kommunikation zwischen Böcker-Mitarbeitern oder der Geschäftsführung und Anwohnern gab - kommuniziert wurde das Neubauprojekt schon. „Die Anwohner sind auf jeden Fall auf verschiedenen Wegen umfassend informiert worden“, sagt Ralf Bülte, Leiter des Dezernats Planen und Bauen bei der Stadt Werne. Bereits im Jahr 2011 wurde die Stadt Werne über das Bauprojekt informiert; ein neuer Bebauungsplan musste aufgestellt werden. 2016 war der Plan ausgelegt und die Anwohner informiert worden. In diesem Zuge wurden eine Reihe von Gutachten erstellt. Alle Gutachten kamen zu dem Schluss, dass die Maschinenfabrik Böcker ihren Firmenstandort erweitern darf. „Im Rahmen des Bauantragsverfahrens ist nachgewiesen worden, dass die notwendigen Abstandsflächen zu Nachbargrundstücken eingehalten werden“, informiert Ralf Bülte.

Trotzdem gab es auch andere Anwohner, die wie Marion Nägeler nicht einverstanden waren. Wegen der Montagehalle legten mehrere Anwohner eine sogenannte „Normenkontrollklage“ beim Oberverwaltungsgericht in Münster ein. „Der Kläger hat einen Verfahrensmangel unterstellt, der allerdings nicht nachgewiesen werden konnte“, berichtet Bülte.

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