Tarifverhandlungen

Erneute Amazon-Streiks in Werne und Rheinberg

Offiziell endete der Mitarbeiterstreik beim Online-Versandhändler Amazon am Samstag, 26. September. Nun hat die Gewerkschaft Verdi am Montag unter anderem für Werne erneut zu Streiks aufgerufen. Was sind die Ziele der Gewerkschaft? Wie wirken die Streiks sich auf den Betrieb aus? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

WERNE

, 28.09.2015 / Lesedauer: 3 min

Streik-Stadt Werne: Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des Online-Versandhändlers Amazon zum Streik aufgerufen.

Warum streiken die Amazon-Mitarbeiter?

Die Gewerkschaft Verdi fordert einen Tarifvertrag für alle Beschäftigten – allerdings nicht zu den Konditionen der Logistikbranche. Amazon sei ein Handelsunternehmen, folglich müsse auch der Tarifvertrag für den Handel gelten. Hier sind die Löhne höher als in der Logistik.

 

Wie groß ist der Unterschied?

Gar nicht mal so viel. Laut Verdi-Sekretär Karsten Rupprecht liegt der Tariflohn im Handel bei 13,30 Euro pro Stunde. Amazon zahlt nach eigenen Angaben im ersten Jahr 10,57 Euro pro Stunde, im zweiten Jahr sind es 12,28 Euro, ab dem dritten Jahr 12,83 Euro.

Warum also dann überhaupt der Streik, wenn man so nah beieinander ist?

Verdi weist darauf hin, dass Amazon viele Mitarbeiter zunächst nur befristet für maximal zwei Jahre einstellt – womit gar nicht klar sei, ob die Mitarbeiter das dritte Jahr erreichen. Außerdem stünden den Angestellten bei einem Tarifvertrag Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu, was es laut Verdi bei Amazon sonst nicht gibt.

 

Was sagt das Unternehmen dazu?

Amazon erklärt, dass es sehr wohl Weihnachtsgeld gibt. Außerdem erhalten Mitarbeiter Bonuszahlungen, Rabatte und werden an einem Pensions-Fonds beteiligt. Darüber hinaus erhält jeder Angestellte Mitarbeiter-Aktien – allerdings auch erst nach einer Betriebszugehörigkeit von zwei Jahren. Dann wären nach Unternehmensangabe Löhne in Höhe von 2311 Euro brutto im Monat möglich.

Gibt es noch andere Streitpunkte?

Nachdem Amazon erklärt hat, am Standort Werne ein neues Logistikzentrum zu bauen und damit langfristig im Wahrbrink zu bleiben, bemängelte Verdi, dass keine Details zu den Plänen genannt worden sind. So wisse man nicht, wie viele neue Arbeitsplätze geschaffen würden und welche Bedingungen im neuen Logistikzentrum herrschen werden. Kernvorwurf: Die Beschäftigten werden nicht in die Prozesse mit eingebunden.

 

Und was sagt Amazon dazu?

Dass sich Mitarbeiter auf "vielen Kanälen" äußern und Einfluss auf ihre Arbeitsumgebung nehmen können. Beispiele seien die "Voice of Associate"-Tafeln, auf denen Mitarbeiter Fragen notieren, die das Management "umgehend beantwortet". Außerdem gebe es Mitarbeiter-Umfrage und Kollegen-Treffen.

Jetzt lesen

Und wie geht es nun weiter?

Der Streikaufruf galt zunächst nur für den Montag. Verdi hatte zuletzt immer wieder betont, dass weitere Streiks gerade im Weihnachtsgeschäft durchaus denkbar sind. Die Streikbereitschaft unter den Beschäftigten wachse, da mehr Angestellte entfristet wurden und damit auch den Mut hätten, sich zu wehren.

 

Wirken sich die Streiks auf das Geschäft von Amazon aus?

Laut Unternehmensangaben hätten die Ausstände keinen Einfluss auf den Geschäftsbetrieb. Amazon widerspricht auch der Darstellung, dass die Streikbereitschaft zunehme – stattdessen hätten mehr als 1000 Mitarbeiter eine "Pro-Amazon-Kampagne" gestartet.