Die Männer in der Viehsammelstelle entnehmen einem kranken Tier, das sie vorher mit einer Mistgabel traktiert haben, viel Blut. Illegale Tierversuche? © Soko Tierschutz e.V.
Mecke-Tierskandal
Entsetzen über brutale Tierquälerei in einer Werner Viehsammelstelle
Großes Entsetzen herrscht über die brutale Behandlung von Schlachtvieh in einer Viehsammelstelle der Mecke GmbH. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Politiker zeigen sich schockiert und fordern Abhilfe.
Die Soko Tierschutz, ein gemeinnütziger Verein aus München, hat den Skandal um entsetzliche Tierquälereien in einer sogenannten Viehsammelstelle in Werne ins Rollen gebracht. Diese Zeitung hatte bereits am Dienstag über die schlimmen Zustände berichtet. Demnach wurden kranke, entkräftete Tiere geschlagen und getreten, Kälber an den Ohren gerissen oder mit Stromstößen traktiert.
Der Tierschutz-Organisation liegt versteckt aufgenommenes Video-Material vor, das nicht nur übelste Tierquälereien über einen Zeitraum von mehr als zwei Monaten dokumentiert - eine Szene zeigt zudem, wie Mitarbeiter eine Kuh quälen und ihr literweise Blut abnehmen. Laut Soko Tierschutz besteht daher der Verdacht auf illegale, eigentliche meldepflichtige Tierversuche.
Die traditionsreiche Fleischerei der Firma Mecke an der Lippestraße. Viel los war noch Bekanntwerden des Tierquäler-Skandals dort nicht. © Jörg Heckenkamp
Nachdem auch ein Fernseh-Magazin am Dienstagabend über die Tierquälereien berichtet hatte, kam es vor allem in den sozialen Netzwerken zu zahlreichen entsetzten Reaktionen. Die in Werne bestens bekannte Metzgerei Mecke, deren Firmengeflecht auch die berüchtigte Viehsammelstelle umfasst, hatte am Mittwoch zwar geöffnet. Aber viele Kunden waren nicht zu sehen.
„Die Aufnahmen zeigen eine selten gesehene Brutalität gegenüber den Tieren“, sagt Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz auf Anfrage der Redaktion. Seine Organisation hatte Strafanzeige gestellt und den Ermittlern das Video-Material zur Verfügung gestellt. Das war offenbar so erschreckend, dass die Staatsanwaltschaft für Donnerstag, 22. Juli, eine Durchsuchung von Firmenräumen und Privatwohnungen veranlasste.
Dabei habe es „zwei aussagewillige Mitarbeiter“ gegeben, sagt Staatsanwalt Henner Kruse, die die Beamten mit zur Befragung genommen hätten. Zwei Mecke-Mitarbeitern sei nach der Razzia der Umgang mit Tieren untersagt worden, die Viehsammelstelle wurde vorsorglich geschlossen.
Unsere Anfragen beantwortet die Mecke Gmbh & Co. KG durch eine auf Medien spezialisierte Anwaltskanzlei. Auf unsere Fragen zu Details bekamen wir keine detaillierte Antwort. Am Mittwochmittag ging dann eine allgemeine Stellungnahme der Mecke-Anwälte ein.
Darin wird bestätigt, dass die Viehsammelstelle zum Unternehmen Mecke gehört. „Die Unternehmensführung und unsere Angestellten sind über die Aufnahmen schockiert.“ Man habe beiden Mitarbeitern, die laut Video für die Brutalitäten verantwortlich sind, mit sofortiger Wirkung gekündigt. „In den knapp 100 Jahren seit Bestehen des Familienunternehmens gab es bei uns keine Verstöße gegen den Tierschutz“, heißt es weiter.
Mittlerweile hat sich die Politik zu dem Skandal geäußert. In einem Live-Gespräch mit diesem Medienhaus zeigte sich Norwich Rüße, Landtagsabgeordneter der Grünen und selbst Landwirt, schockiert von den Bildern: „Wenn ich sehe, dass jemand eine Kuh so verprügelt, dann würde ich sagen, so etwas macht er nicht zum ersten Mal. Das wird schon häufiger vorgekommen sein.“
Und wie lässt sich das verhindern? Wenn das Veterinäramt des Kreises Unna offensichtlich nicht die beste Figur macht - muss dann nicht das Land eingreifen? „Diesen Streit führen wir schon seit Jahrzehnten. Es gibt Betriebe, die man lieber seitens des Landes kontrollieren sollte, weil sie vor Ort zu sehr verankert sind“, so Rüße. Zudem müssten die kontrollierenden Veterinäre häufiger wechseln. Es dürfe nicht sein, dass ein Schlachthof jahrzehntelang von ein und demselben Veterinär kontrolliert wird.
Der Landtagsabgeordnete fordert, dass man gerade bei kleineren Schlachthöfen besonders gut hinschaut. Denn große Schlachthöfe würden derart kranke Tiere überhaupt nicht annehmen. Kleinere Betriebe täten dies hingegen schon. Sie wittern ein gutes Geschäft. Ein weiteres Problem sind für Rüße vor allem auch die sogenannten HF-Tiere. Kühe also, die nur zum Milch geben genutzt werden, bis sie völlig ausgemergelt sind: „Da müssen wir darüber nachdenken, was wir im Bereich Züchtung in Zukunft noch erlauben - und was wir verbieten.“
Friedrich Ostendorf, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag sagt: „Das weit verzweigte Firmenkonstrukt ist so undurchsichtig, dass die Kontrollbehörden offenbar an ihre Grenzen stießen.“ Er fordert, wie Rüße, strengere Kontrollen durch das Veterinäramt des Kreises: „Das Wegschauen hat System, denn das Elend beginnt schon viel früher, bei der Entwertung der Milchkühe im Stall.“
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