Emotionen beim Mecke-Prozess Richterin verwarnt das Publikum: „Reißen Sie sich am Riemen“

Emotionen beim Mecke-Prozess: Richterin ruft Publikum zur Ordnung
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Der Mecke-Skandal um gequälte Schlachttiere löste schon kurz nach der Aufdeckung im Juli 2021 starke Empfindungen aus. Diese Redaktion erreichten über Monate hinweg teils hoch-emotionale Zuschriften. Auch zweieinhalb Jahre nach den ersten Enthüllungen hat das Thema offenbar nichts von seiner Brisanz verloren. Das war während der beiden Verhandlungstage im ersten Mecke-Prozess deutlich zu spüren. Die Richterin musste mehrfach eingreifen.

Vor Gericht stand an zwei Verhandlungstagen ein 40-jähriger Mitarbeiter der Firma Mecke. Die Auswertung der von der Soko Tierschutz angebrachten verdeckten Kameras ergab zweifelsfrei: Der Werner hat in 38 Fällen Tiere teils mit kaum vorstellbarer Brutalität gequält.

Spannungen im Gerichtssaal

An den beiden Verhandlungstagen, der letzte war am Mittwoch, 31. Januar 2024, saßen im jeweils voll besetzten Zuschauerraum des großen Saales im Amtsgericht Lünen zwei Fraktionen Seite an Seite: Familie und Freunde des Angeklagten auf der einen sowie Tierschützer auf der anderen. Das sorgte für Spannungen.

So mussten in beiden Sitzungen die Justizwachtmeister beziehungsweise Richterin Beatrix Pöppinghaus Zuschauer darauf hinweisen, dass Film- und Tonaufnahmen während des Prozesses nicht gestattet seien. Es war nicht ganz klar, ob jemand den Angeklagten filmen und das veröffentlichen wollte.

Während der Schilderung besonders brutaler Quälereien machte sich bisweilen Unruhe breit. Rigoros musste die Richterin nach der Zeugenaussage der Leiterin des Kreisveterinäramtes Unna, Dr. Anja Dirksen, eingreifen. Die Tiermedizinerin hatte zuvor ausführlich die brutalen Praktiken geschildert.

Der Tierquäler-Prozess vor dem Schöffengericht in Lünen löste Emotionen aus.
Der Tierquäler-Prozess vor dem Schöffengericht in Lünen löste Emotionen aus. © Peter Adam

Wachtmeister eilte zu Zuschauern

Anschließend verlas die Richterin Teile der Aussage des Angeklagten bei der Polizei, bei der er damals alle Vorwürfe eingeräumt und mehrfach gesagt hatte, dass er sich dafür schäme. In dem Augenblick kam große Unruhe im Saal auf. Jemand aus dem Publikum rief etwas in den Saal. Sofort stand der Wachtmeister auf, eilte in Richtung Zuschauerränge. Richterin Pöppinghaus unterbrach ihren Vortrag, war sichtlich verärgert.

„Was ist denn hier los?“, fragte sie. Jemand aus dem Freundeskreis des Angeklagten sagte: „Die Frau hier hat uns beleidigt. Das hat sie schon am ersten Tag gemacht.“ Doch bevor der Streit zwischen der Seite des Angeklagten und den empörten Tierschützern eskalieren konnte, griff Pöppinghaus rigoros durch: „Sie sagen jetzt gar nichts mehr. Reißen Sie sich gefälligst am Riemen.“ Private Auseinandersetzungen dulde sie nicht in ihrem Gerichtssaal, „das können Sie draußen regeln, aber nicht hier. Das gibt es doch gar nicht“.

Sollte noch jemand die Verhandlung stören, würde sie diejenigen sofort des Saales verweisen lassen. Danach herrschte Ruhe. Zunächst jedenfalls. Auch in der 45-minütigen Pause vor Verkündung des Urteils, als beide Seiten auf dem Flur warteten, kam es zu keinerlei Reibereien.

Schließlich nahmen alle wieder ihre Plätze ein. Die Zuschauer waren gespannt auf die Entscheidung des Gerichtes, das aus Beatrix Pöppinghaus sowie aus zwei Laienrichtern bestand. Um 12.19 Uhr verkündete die Richterin das Urteil: zwei Jahre Haft. Allerdings auf Bewährung. Noch einmal rumorte es kurz in den Zuschauerreihen. Erleichterung bei Familie und Freunde des Angeklagten, Murren bei den Tierschützern. Doch ein scharfer Blick von Beatrix Pöppinghaus reichte dieses Mal aus, um die Ruhe wiederherzustellen.

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