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Ein Wolf in Werne? Wolfsberaterin klärt Echtheit der Sichtungen vom Dienstag
Wolf in Werne
Mindestens zwei Personen haben am Dienstagmorgen einen vermeintlichen Wolf auf Werner Stadtgebiet beobachtet. Doch handelt es sich wirklich um einen Wolf? Wir haben mit der beauftragten Expertin gesprochen.
Ein Wolf in Werne? Die Aufruhr in den sozialen Medien war am Dienstagmorgen (8. März) groß, als zwei Personen aus Werne unabhängig voneinander Fotos eines vermeintlichen Wolfes hochgeladen haben, den sie in den frühen Morgenstunden entlang von Feldern zwischen Werne und Stockum umherstreifen gesehen haben. Viele freuten sich über den „nachbarschaftlichen“ Zuwachs, andere baten Schaulustige darum, das Tier in Ruhe zu lassen.
Doch ist es wirklich ein Wolf? Diese Frage muss nun erst einmal geklärt werden. Die Stadt Werne war am Morgen über die Sichtungen informiert worden und hat das Bildmaterial, dass die Zeugen gemacht haben, an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) geschickt. Das wiederum hat die Wolfsberaterin Daniela Beisemann mit der Bestätigung des Falls beauftragt. Doch das kann noch einige Zeit dauern.
Sichtungen müssen erst auf ihre Echtheit überprüft werden
„Da kann man schon so mit 14 Tagen rechnen“, so die Wolfsberaterin. Es käme drauf an, wie viele Fälle vorlägen. Und derzeit gingen viele bei den Beratern ein. Denn das Frühjahr ab Februar sei die typische Zeit, in der die männlichen Jungtiere ihre Rudel verließen, um sich auf die Suche nach einem eigenen Revier zu machen.

Der vermeintliche Wolf lief lange vor dem Auto einer Wernerin her, bevor er auf den Radweg auswich. © Jasper-Weckermann
Doch um sicherzugehen, dass es sich um einen Wolf handelt, muss Beisemann einiges an Arbeit betreiben, etwa durch Vor-Ort-Termine bestätigen, ob es sich wirklich um einen Wolf handelt. „Da muss immer einer raus, es gibt ja genügend Leute, die Bilder fälschen.“ Die Technik mache das eben möglich.
Unrealistisch ist eine Wolfssichtung aber nicht: „Es ist schon die Zeit, in der man häufiger mal durchziehende Wölfe sehen kann. Das kriegen wir auch vermehrt mit, dass Sichtungen gemacht oder Fotofallen ausgelöst wurden.“ Laut dem Lanuv sei die bisher letzte Wolfssichtung in Werne am 31. März 2021 verifiziert worden.
Laut Beisemann seien auch der Kreis Unna und Werne Gebiete, durch die der Wolf immer mal wieder durchziehe. „Die laufen von Osten nach Westen, da liegen wir auf dem Weg.“ Und bis die Tiere ein eigenes Revier gefunden haben, könne es auch mal Jahre dauern, so die Expertin. Gründe dafür, warum sich in Werne noch keine Rudel angesiedelt haben, vermutet Beisemann in der fehlenden Ruhe: „Wölfe benötigen ungestörte Stellen, um ihre Jungen großzuziehen. Wenn der Wolf keine Stelle findet, dann zieht er weiter. Vom Futter ist das wenig abhängig.“
Landwirten rät Beisemann, bei Wolfssichtungen in der Region Schafe oder Ziegen mehr an den Stall zu stellen oder in einem sogenannten Nachtpferch unterzubringen. Auch kalbende Kühe solle man nicht gerade draußen stehen lassen. „Die durchziehenden Wölfe gehen nicht unbedingt an das Vieh, die wollen nicht sichtbar sein. Aber man kann es auch nicht ausschließen.“
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
