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Durchfall und Erbrechen: Deutlich mehr Norovirus-Fälle im Kreis Unna als im Vorjahr
Norovirus im Kreis Unna
Sie verursachen Durchfall, Erbrechen und Übelkeit: Im Kreis Unna sind die Norovirus-Fallzahlen seit Jahresanfang deutlich höher als im Vorjahr um diese Zeit. Und noch ein anderer Erreger geht in NRW herum.
Das Norovirus grassiert in NRW, und zwar in größerem Maße als es im Frühjahr 2021 bis Ende Februar der Fall war. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Landeszentrums für Gesundheit (LZG) in Bochum hervor. Demnach wurden in gesamt Nordrhein-Westfalen von der 1. bis zur 8. Kalenderwoche (bis 27. Februar) im Jahr 2022 insgesamt 2234 Fälle labordiagnostisch bestätigt. In 2021 waren es bis Ende Februar gerade einmal 148 Fälle gewesen.
Diese Entwicklungen spiegeln sich auch im Kreis Unna wider. Hier sind von Anfang 2022 bis einschließlich 6. März (1. bis 9. KW) insgesamt 78 Fälle bestätigt worden. Vor einem Jahr waren es bis dahin gerade einmal 4 Fälle gewesen. Sind die Kontaktbeschränkungen Grund für die niedrigen Zahlen im vergangenen Jahr oder sind die Norovirus-Fälle derzeit ungewöhnlich hoch? „Die seit Jahresbeginn gemeldeten Fallzahlen von Norovirus-Gastroeneritiden sind deutlich höher als im Vorjahreszeitraum. Vergleicht man die aktuellen Zahlen jedoch mit den gemeldeten Fallzahlen vor Beginn der Covid-19-Pandemie, so sind die aktuellen Fallzahlen in diesen Kreisen unterhalb des vorpandemischen Normalniveaus für diese Jahreszeit“, teilt die Pressesprecherin des LZG, Melanie Pothmann, mit.
Noroviren sind leicht übertragbar, lösen Erbrechen und Durchfall aus
Demnach hat es 2017 bis Anfang März 193, in 2018 bis dahin 112, in 2019 174 und in 2020 133 Norovirus-Fälle im Kreis Unna gegeben. Dass die Zahlen in diesem Jahr bisher so gering ausfallen, könnte laut Pothmann an den Kontaktbeschränkungen liegen. Ein weiterer Faktor sei „die starke Überlastung von Ärzten, Laboren und Gesundheitsämtern durch das hohe Fallaufkommen im Zuge der COVID-19-Pandemie“.
Und wie ist die Norovirus-Lage in Werne? In der Praxis von Dr. Stefan Heuer und Peter Dercken jedenfalls sind keine vermehrten Norovirusfälle zu verzeichnen, wie Dr. Heuer auf Anfrage mitteilte. In einem Altenheim habe es einzelne Fälle gegeben, ansonsten gebe es keine besonderen Auffälligkeiten. Auch andere Infektionskrankheiten seien derzeit nicht stärker anzutreffen als sonst auch, abgesehen von der Coronasituation natürlich.
Laut LZG sind Noroviren sehr leicht übertragbare Krankheitserreger, die bereits in geringsten Mengen eine „klinisch manifeste Erkrankung“ auslösen können. Noroviren können durch kontaminierte Lebensmittel oder über kontaminierte Oberflächen aufgenommen werden, der größte Anteil der auftretenden Fälle ist jedoch für gewöhnlich auf Übertragungen von Mensch zu Mensch zurückzuführen, etwa nach Handkontakt mit kontaminierten Flächen, aber auch durch die Aufnahme von virushaltigen Tröpfchen, die z.B. beim Erbrechen einer bereits erkrankten Person entstehen können. „Das ist auch der Grund dafür, dass Noroviren sich unter anderem auch in Gemeinschaftseinrichtungen wie z.B. Altenheimen oder auch in Krankenhäusern oder Kindergärten sehr schnell verbreiten können“, so Pothmann.
Die meisten Fälle treten laut LZG für gewöhnlich im Herbst und Winter auf, erst im Sommer gingen die Fallzahlen in aller Regel deutlich zurück. „Insofern sind relativ gesehen hohe Fallzahlen in der aktuellen Jahreszeit nicht ungewöhnlich.“ Auch NRW-weit entsprächen die Fallzahlen „der gewöhnlichen Saisonalität“. Die jetzige Saison sei in der 42. Kalenderwoche des vergangenen Jahres gestartet, habe um den Jahreswechsel ihr Maximum erreicht und sinke seither wieder, so Pothmann. Im Kreis Unna seien die Fallzahlen verglichen mit der vorpandemischen Lage insgesamt niedrig, kleinere Cluster träten deshalb deutlich hervor. „Es besteht aus unserer Sicht kein Anlass, von einer ‚Norovirus-Welle‘ zu sprechen.“
Eine weitere Infektionserkrankung, die derzeit in NRW anzutreffen sei, sei die sogenannte Kryptosporidiose, auch wenn die Fallzahlen „sehr viel kleiner“ seien als bei den Noroviren. In Gütersloh und Borken etwa seien die meisten Fälle der vergangenen Wochen gemeldet worden. Kryptosporidiose ist eine Darminfektion, die durch Parasiten ausgelöst wird und Bauchkrämpfe und Durchfall auslöst.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
