Polizei-Großeinsatz Werne Drogenrazzia - Pizzeria Da Marco beklagt „Unverhältnismäßigkeit“

Von L. Schulz-Gahmen, K. Gestenmaier, J. Heckenkamp
Drogengeschäft stand Dienstag bevor - da greift die Polizei zu
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Update Freitag, 3. 2., 13.22 Uhr:

Bei dem Großeinsatz schlug die Polizei unter anderem in der Pizzeria Da Marco an der Straße St. Johannes 1 im Holtkamp zu. In einer Stellungnahme zeigt sich der Restaurant-Betreiber „immer noch schockiert und gelähmt von dem unverhältnismäßigen Einsatz“. Wir haben bei der Polizei nachgefragt.

Dort sieht man die Vorwürfe gelassen. Bernd Pentrop, Sprecher der Kreispolizeibehörde Unna: „Wir werden dazu keine weitere Stellungnahme abgeben. Alle Durchsuchungen sind von einem Richter mit einem Durchsuchungsbeschluss ausgestattet gewesen.“

Das bedeutet so viel, dass die vorherigen Observationen so viel belastendes Material ergeben haben, dass Staatsanwaltschaft beziehungsweise Gericht solche Durchsuchungen für gerechtfertigt gehalten haben. Die Pizzeria weist darauf hin, dass ein Angestellter kurzfristig festgenommen, aber am nächsten Tag wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Das gilt im übrigen auch für acht weitere Männer. Gegen sie wird aber weiter ermittelt. Einer der zehn Festgenommenen sitzt nun in U-Haft.

Update Donnerstag, 2. 2., 12.17 Uhr:

Der offensichtliche Haupttäter, ein 35-jähriger Mann aus Werne, muss in U-Haft. Das hat ein Haftrichter in Dortmund am Mittwoch so entschieden. Die Ermittler werfen dem polizeibekannten Mann vor „im Zeitraum von Februar 2019 bis zur Razzia am 31. Januar 2023 insgesamt 21 Fälle unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge Ausmaßes“ abgewickelt zu haben“, sagt Staatsanwalt Henner Kruse. Dabei habe es sich hauptsächlich um Amphetamine, aber auch Cannabis gehandelt. Zudem sei in seiner Wohnung Marihuana bei der Razzia „in nicht unerheblicher Menge“ entdeckt worden.

Update 1.2., 15.19 Uhr:

Staatsanwalt Henner Kruse aus Dortmund erklärt auf Anfrage der Redaktion, warum die Staatsmacht am Dienstagabend zugeschlagen hat: „Nachdem eine Observierung schon längere Zeit erfolgt war, hatte man nun Anhaltspunkte, dass eine Übergabe erfolgen sollte.“ Dieses Drogengeschäft wollte die Polizei verhindern beziehungsweise Täter auf frischer Tat ertappen. Bei den sichergestellten Betäubungsmitteln handelt es sich hauptsächlich um Cannabis, aber auch um Amphetamine.

Insgesamt gab es Durchsuchungen „von sechs Objekten in Werne“, sagt der Staatsanwalt. Darunter sei eine Pizzeria gewesen. Laut Informationen dieser Redaktion handelt es sich um die Pizzeria Da Marco am Thünen. Im Laufe des Abends nahm die Polizei zehn Verdächtige fest. Die beiden Haupttäter, 35 und 50 Jahre alt und beide aus Werne stammend, mussten sich am Mittwoch, 1. Februar, vor dem Haftrichter verantworten.

Update 1.2., 14.29 Uhr:

Ein Augenzeuge des Großeinsatzes am Dienstagabend ist Firat Celik, Chef des Imbissbetriebes „King Kebab“ an der Kamener Straße. So einen Einsatz, wie er am Dienstagabend bei ihm in unmittelbarer Nähe stattfand, in einer Seitengasse der Straße Mühlenfeld, hat er in Werne noch nicht erlebt. „Für Werne ist das sehr ungewöhnlich“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion am Tag danach. Direkt gesehen habe er allerdings wenig: „Ich hab ganz normal gearbeitet“, erzählt er. „Und dann ist hier eine Razzia gewesen. Dann bin ich auch mal rausgekommen, weil meine Kunden mich die ganze Zeit gerufen haben.“

Der Einsatz habe in dem hinter dem Döner liegenden Gebäude stattgefunden. Im Gegensatz zu dem Imbiss, der an der Kamener Straße liegt, liegt das Gebäude, in dem die Razzia stattgefunden haben soll, weiter dahinter.

Polizeieinsatz in Werne: Cannabis-Plantage entdeckt

Update 10.30 Uhr

Am Vormittag nach dem Einsatz gab Polizeisprecher Bernd Pentrop noch keine weiteren Details zu dem Einsatz bekannt. „Wir sind in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft, welchem Haftrichter die Personen zugeführt werden“, sagt er. Es sei für ihn, der im gesamten Kreis Unna schon viele Einsätze erlebt habe, ein „eher ungewöhnlicher, aber erfolgreicher“ gewesen.

Feuerwehr bricht Garage auf

An dem umfangreichen Einsatz war auch die Freiwillige Feuerwehr Werne beteiligt. Wehrführer Thomas Temmann bestätigt auf Anfrage der Redaktion: „Die Polizei hat uns am Dienstagabend um Amtshilfe gebeten.“ Das war gegen 22.20 Uhr. Die Kameraden seien dann zum Thünen ausgerückt. Dort brachen sie auf Anweisung der Polizei ein Garagentor auf. Offenbar vermuteten die Ermittler dort Drogen beziehungsweise anderes, für die Ermittlungen bedeutsames Material.

So haben wir bisher berichtet:

Wer am Dienstagabend, 31. Januar, durch Werne gefahren ist, dem sind viele Polizeiwagen entgegengekommen. Bei einem geplanten Großeinsatz in Werne ist der Polizei ein Schlag gegen die organisierte Drogenkriminalität gelungen. Auch die Freiwillige Feuerwehr Werne war im Einsatz.

Mit starken Kräften und Unterstützung der Bereitschaftspolizei sowie einer Spezialeinheit wurden nach umfangreichen Ermittlungen und gezielten Observationen am Dienstagabend insgesamt zehn männliche Personen vorläufig festgenommen und verschiedenen Polizeigewahrsamen zugeführt, wie die Polizei mitteilt.

Die Feuerwehr unterstützte die Polizei bei der Razzia am Dienstagabend und brach im Thünen ein Garagentor auf.
Die Feuerwehr unterstützte die Polizei bei der Razzia am Dienstagabend und brach im Thünen ein Garagentor auf. © news4 Video-Line

Mehrere Objekte in Werne durchsucht

Darüber hinaus wurden mehrere Objekte im erweiterten Innenstadtbereich durchsucht und dabei illegale Betäubungsmittel in nicht geringer Menge sowie eine Cannabis-Plantage festgestellt.

Laut Polizeipressesprecher Bernd Pentrop gab es diverse Straßensperrungen rund um die Einsatzorte in Werne. Der Großeinsatz erfolgte etwa ab 20.30 Uhr und dauerte bis rund 22.45 Uhr, so der Pressesprecher auf Anfrage der Redaktion. Die Bürgerinnen und Bürger waren laut Polizeiangaben zu keiner Zeit des Einsatzes in Gefahr. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen dauern an.

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