Die Fidget Spinner sind auch in Werne gefragt

Voll im Trend

Ja, auch sie habe einen, sagt Kim. „Nur zum Herumspielen“, wenn ihr langweilig sei. Immer dann packt die 18-jährige Wernerin das kleine Spielzeug aus und lässt es tanzen – so, wie viele andere derzeit auch. Angeblich hat der kleine Handkreisel sogar eine beruhigende Wirkung. Wir gehender Sache auf den Grund.

WERNE

, 15.06.2017, 07:39 Uhr / Lesedauer: 3 min

Dabei ist das, was die Spinner können, für ein Spielzeug nicht unbedingt viel. Zumindest auf den ersten Blick. Um den Mittelpunkt der kleinen Kreisel drehen sich surrend beschwerte Flügel. Das Spielzeug zwischen Daumen und Zeigefinger zu halten und zu drehen, ist recht einfach.

Schon kniffliger: Es auf Finger, Fuß der Nase zu balancieren. Dabei geht es angeblich um viel mehr als ums bloße Spielen: Helfen die Fidget Spinner tatsächlich Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen? Ein Spielzeug zur Beruhigung also?

„Absurd ist es nicht“

Wenn das jemand einschätzen kann, ist es Andrea Brinkmann. Sie leitet die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der Städte Bergkamen und Kamen. Ein Arbeitsschwerpunkt: Familien von Kindern, die an ADS leiden, also an einer Aufmerksamkeitsstörung.

Dass die Kreisel den Kindern helfen – für die Expertin nicht unmöglich. „Ich kann es mir durchaus vorstellen, aber es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse“, sagt Brinkmann. „Absurd ist es nicht.“

Der Grund: Kinder mit ADS sind besonders offen für Reize von außen. „In monotonen Situationen, da folgen die der Fliege an der Wand.“ Einen Fidget Spinner zu benutzen, sei ein „gezieltes Abgelenktsein“. Doch die Psychologin äußert auch Skepsis: „Ich glaube, dass ADS-Kinder da fünf Minuten Lust zu haben und es dann weglegen.“

Nur ein Hype 

Und auch an einen therapeutischen Nutzen glaubt Brinkmann nicht. Dennoch: Der Reiz an den kleinen Kreiseln ist für die Expertin durchaus erklärbar. „Ich kann etwas in Bewegung setzen, ganz schnell und ganz sichtbar“ – und dann würde ein Spielzeug wie der Fidget Spinner zum Selbstläufer. Doch irgendwann sei der Reiz am Spinner vorüber, schätzt Brinkmann. „Ich denke, das ist eins von den Dingern, die einen Sommer einen Hype haben und, weil man nicht wirklich was damit machen kann, wieder in der Schublade verschwinden.“

Doch: Sollten die Eltern von Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen die Spielzeuge nun zulassen – oder lieber nicht? Der Rat der Expertin: „Probieren Sie es aus. Wenn Sie das Gefühl haben, es hilft bei irgendwas, dann machen sie es“, so Brinkmann. „Und sonst lassen Sie es.“

Eine Modeerscheinung

Angekommen sind die Spinner nicht nur in der Beratungsstelle. Auch in Werner Schulen. „Ich würde das als Modeerscheinung einordnen“, sagt Klaudia Funk-Bögershausen, Schulleiterin der Wienbrede- und der Wiehagenschule. Beide Grundschulen fahren einen einheitlichen Kurs: „In den Unterricht gehören sie nicht, aber in den Pausen führen sie nicht zu Problemen.“ Ob die Spinner etwa bei Aufmerksamkeitsstörungen helfen, kann Funk-Bögershausen nicht einschätzen. „Aber immer wenn Kinder etwas mit Herz und Seele machen und für sich feststellen, ‚Übung macht den Meister‘, dann ist das eine gute Erfahrung.“

Mit „Herz und Seele“ sind längst nicht nur Grundschüler dabei. Einige Schüler hätten die Spinner bereits, „und es wird mehr“, sagt Hubertus Steiner, Leiter der Sekundarschule. Auch hier gilt: Im Unterricht nein, in den Pausen ja. Steiner sieht den Nutzen vor allem für die Motorik und die Balance – aber ein Wunderheilmittel für Aufmerksamkeitsstörungen? Eher nicht.

Einzelhändler nehmen Kreisel-Trend auf

Fidget Spinner (frei übersetzt: Zappel-Kreisel) sind bei Kindern und Jugendlichen im Trend. Klar, dass auch die Werner Geschäftswelt die kleinen surrenden Spielzeuge für sich entdeckt hat. Im Büro- und Schreibwarengeschäft Adam stehen die Spinner direkt an der Kasse. Und die kleinen Spielzeuge verkaufen sich gut – vor allem an Kinder. Rund 40 Stück seien bereits über die Ladentheke gegangen, schätzt Elke Czap-ski – in ungefähr zwei bis drei Wochen. „Wir haben lange darauf gewartet“, sagt die Verkäuferin.

Und auch Raphaela Reckers spürt den neuen Spinner-Hype. Grundsätzlich hat sie die Kreisel im Spielzeuggeschäft Springulino im Sortiment – doch im Moment sind keine mehr da. Wann sie wieder kommen? Noch völlig unklar. „Die gehen weg wie warme Semmeln“, sagt Raphaela Reckers. Zwei oder drei Tage hatte sie die Kreisel, dann waren sie verkauft.

Mit Camouflage-Optik oder als Bat-Man-Version – Rainer Kattenbusch verkauft die Spinner in Elas Lottolädchen seit rund zwei Wochen in verschiedenen Formen und Farben. „Weil die Nachfrage so hoch war.“ Das Ergebnis: Rund 40 der Spielzeuge sind bereits verkauft. Doch auch für den Filialleiter ist klar: Die Fidget Spinner sind ein Trend. „Und wie lange sich der Trend hält, wird sich zeigen“, meint Kattenbusch.