Dezernentin Kordula Mertens vor dem Stadthaus Werne

© Montage Wellerdiek (A)

Dezernentin in Werne: „Fahren Sie nicht zur Grenze und holen Flüchtlinge“

rnUkraine-Krieg

Die Stadt rechnet damit, dass sie verstärkt Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen muss. „Wir wollen das“, sagt Dezernentin Kordula Mertens. Ob die 60 freien Plätze reichen, steht in den Sternen.

Werne

, 03.03.2022, 10:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Punkt 7 auf der Tagesordnung des Sozial-Ausschusses am Mittwochabend hatte noch vor einer Woche höchst unspektakulär geklungen: „Aktueller Stand Asyl in Werne“. Denn rund um Asylbewerber aus aller Welt tut sich momentan nicht viel Neues. Doch Russlands Krieg gegen die Ukraine gab diesem Tagesordnungspunkt aktuelle Brisanz.

Kordula Mertens, Ordnungs-Dezernentin, musste viel Aufklärungsarbeit leisten. Konnte aber den Wissensdurst der Lokalpolitiker naturgemäß nicht hinreichend stillen. „Ich kann Ihnen nicht sagen, mit wie vielen Flüchtlingen aus der Ukraine wir rechnen können. Das kann zur Stunde niemand.“

Werne hat 60 freie Plätze für Ukraine-Flüchtlinge gemeldet

CDU-Ratsherr Jörg Weber wollte wissen, wie viele freie Plätze in städtischen Unterkünften zurzeit zur Verfügung stünden. „Wir haben dem Kreis erst am Dienstag 60 Plätze gemeldet“, antwortete Mertens. Wenn man in den Unterkünften zusammenrücke, was möglich wäre, stünden weitere Plätze zur Verfügung. Mertens: „Wir haben auch schon Material, Betten, Möbel und so weiter, bereitgestellt.“

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Unsicherheit herrsche über den rechtlichen Status der aus der Ukraine geflüchteten Menschen. Wahrscheinlich, so Mertens, würden sie als Kriegsflüchtlinge angesehen, die momentan nur zwei gesetzliche Möglichkeiten des Aufenthaltes hätten: „Sie könnten Asyl beantragen“, sagt sie. Doch sie glaube nicht, dass viele Ukrainer das tun werden, denn sie wollten ja höchstwahrscheinlich in ihre Heimat zurück

Unterschied zwischen Asyl und Visum

Wer Asyl beantragt, kann auch den Aufenthaltsort in Deutschland nicht frei bestimmen, sondern der wird demjenigen zugewiesen. Vorteil des Asylverfahrens: Staatliche Zahlungen sind damit verbunden. „Die gibt es beim zweiten Verfahren, ein Visum zu beantragen als ukrainischer Kriegsflüchtling, nicht.“ Ein Visum schließt Geld vom Staat aus, zudem ist es aktuell nur 90 Tage gültig. Vorteil: Volle Bewegungsfreiheit.

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Mertens glaubt aber, dass es einen Mittelweg geben wird, um den Menschen schnell und unbürokratisch und auch finanziell zu helfen. „Wir erhoffen uns schon Donnerstag oder Freitag neue Informationen von der EU beziehungsweise dem Land Nordrhein-Westfalen.“ Für die Politiker aller Parteien war klar, dass den Kriegsflüchtlingen vor Ort geholfen werden müssen. „Werne wird helfen“, war der Tenor.

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Allerdings warnte die Dezernentin angesichts der unklaren Rechtslage vor übereilten Hilfsaktionen. „Fahren Sie nicht zur Grenze und holen sie Flüchtlinge einfach hierher.“

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