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Deppen und Dickköpfe statt Dichter und Denker: In Zeiten von Corona herrscht zu viel Egoismus
Klare Kante
Die Pandemie ist in vollem Gange, Vernunft ist gefragt. Doch stattdessen glänzen viele Menschen in Zeiten von Corona mit etwas ganz anderem: pubertärer Irrsinn, Ignoranz und fehlende Altersweisheit. Ein Kommentar.
Den Satz „Bitte bleiben Sie zuhause!“ predigen derzeit Regierungen auf allen Ebenen: im Land, im Bund, in Europa. In Zeiten von Corona solle man „seine sozialen Kontakte beschränken“, nur vor die Tür gehen, um wichtige Dinge zu erledigen. Und wenn man das tut, dann gilt es, Abstand von anderen Menschen zu halten, um das Risiko einer Infektion nicht zu erhöhen. Das sind ganz einfache Regeln. Die müsste eigentlich selbst der größte Depp kapieren - doch um den gesunden Menschenverstand scheint es im Land der Dichter und Denker gerade nicht besonders gut bestellt zu sein.
Da gibt es auf der einen Seite zwar diejenigen, die sich der Gefahren bewusst sind und sich auch entsprechend verhalten - aber blöderweise steht denen eine gefühlte Armee von Ignoranten gegenüber. Und von Leuten, die den Ernst der Lage anscheinend immer noch nicht begriffen haben. Das ist leider so. Man sieht sie immer noch täglich in den Straßen und Supermärkten. Und abgesehen von ihrer reinen Präsenz, sind die Argumente der Pandemie-Rebellen teils haarsträubend.
Corona-Partys statt E-Learning - der pubertäre Irrsinn
Da gibt es etwa Jugendliche, die sich zu „Corona-Partys“ verabreden. Wer nicht in die Schule gehen muss und kein Bock auf E-Learning hat, der zieht halt um die Häuser und trifft sich mit Gleichgesinnten auf öffentlichen Plätzen. Das mag die typische pubertäre Trotzreaktion sein. Besonders cool ist es allerdings nicht - eher besonders dämlich und egoistisch.
Zumal gerade die heranwachsende Generation von den gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie tendenziell weniger belastet sein wird als die Vertreter der „Risikogruppen“. Es gilt, die Alten und Vorerkrankten zu schützen. Von denen hat wahrscheinlich jeder Jugendliche jemanden in seinem näheren sozialen Umfeld. Verantwortung zu übernehmen, sollte da nicht besonders schwer fallen - auch wenn man selbst intellektuell absehbar nicht auf dem Weg zum nächsten Goethe oder Kant ist. Hier sind auch Eltern gefragt, ihren Nachwuchs mit Worten zu überzeugen - zumal sie ihn ja nicht einsperren können.
Wir haben den Krieg überlebt - die fehlende Altersweisheit
Und schließlich sind auch die Alten und Vorerkrankten selbst gefordert. Man sieht sie teils immer noch zu dritt gemütlich auf der Parkbank sitzen - mit einem „Sicherheitsabstand“ von stolzen 30 Zentimetern. „Social Distancing“ sieht anders aus! Und auch manch ein Argument der reiferen Generation lässt darauf schließen, dass es nicht aus dem Mund eines Dichters oder Denkers stammt. „Wir haben den Krieg überlebt. Da schaffen wir Corona auch.“
Das mag sein. Doch unglücklicherweise sind im Krieg auch viele Menschen gestorben. Und nur, weil man ihn überlebt hat, ist man nicht immun gegen eine andere Sache, die bisweilen tödlich endet. Sie hört auf den Namen Corona.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
