Denkmalschutz in Werne So reagieren die Altstadtfreunde auf den Vorstoß der Grünen

Arbeitskreis für Denkmalschutz: Altstadtfreunde reagieren auf Grünen-Vorschlag
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Um die Stadtverwaltung zu entlasten und den Denkmalschutz zu stärken, fordern die Grünen die Einrichtung eines Arbeitskreises für Denkmalschutz und Denkmalpflege in Werne. Ein solcher Arbeitskreis sollte nach Vorstellung der Partei „vor allem mit fach- und sachkundigen Bürgerinnen und Bürgern aus den Kontexten der Bau- und Bodendenkmalpflege besetzt sein, die Denkmalangelegenheiten begleiten und Empfehlungen aussprechen“, heißt es in einem Antrag der Ratsfraktion, der kürzlich im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung auf dem Tisch lag.

Hintergrund war insbesondere das neue Denkmalschutzgesetz. Demzufolge müssen untere Denkmalbehörden nicht mehr grünes Licht von Verbänden mit Denkmalpflegeämtern - im Falle von Werne der LWL - einholen, wenn beispielsweise Änderungen an Baudenkmälern vorgenommen werden sollen. Die Reaktionen auf den Grünen-Antrag in der jüngsten Ausschusssitzung: eher Skepsis und Ablehnung als „Begeisterungsstürme“, wie es Artur Reichert (FDP) formulierte.

Für Denkmalschutz sei der Planungsausschuss zuständig, ein zusätzlicher Arbeitskreis sei nicht nötig - zumal die Verwaltung über ausreichende Kompetenz verfüge, wie es aus den Reihen von CDU und Linksfraktion hieß. Tatsächlich wäre die Verwaltung selbst jedoch gar nicht abgeneigt, wenn sie Unterstützung bekäme, wie Petra Göbel, Leiterin der Abteilung Bauordnung und Denkmalpflege, anmerkte. Denn die Arbeitsbelastung nehme stetig zu.

Verein sieht Kompetenz bei Verwaltung

Mit Blick auf den Vorschlag der Grünen, über den letztlich nicht abgestimmt wurde, meldet sich nun auch der Verein „Freunde des historischen Stadtkerns Werne“ zu Wort. Karl-Heinz Schwarze, Vorsitzender der „Altstadtfreunde“, erklärt im Gespräch mit der Redaktion: „Die Verwaltung ist durchaus kompetent, braucht aber vehemente Unterstützung der Öffentlichkeit und der politischen Parteien.“ Den Vorstoß der Grünen begrüßen die Altstadtfreunde natürlich - allerdings nicht ohne Einschränkung.

Für einen neuen Arbeitskreis müsse es eine klare Zielsetzung geben, sagt Schwarze. Die Mitglieder des Arbeitskreises sollten nicht nur bei Einzelfällen mit ins Boot geholt werden, sondern auch bei allgemeinen Fragen des Denkmalschutzes in Werne: „Es darf zudem nicht nur um bautechnische Aspekte gehen. Es müssen auch historische und ästhetische Aspekte berücksichtigt werden. Die Öffentlichkeit müsste noch stärker für den Denkmalschutz sensibilisiert werden. Ein solcher Arbeitskreis sollte fundiertes Wissen vermitteln und die historische Bedeutung der Bauwerke deutlich machen.“

In der Werner Altstadt gibt es viele denkmalgeschützte Gebäude - so wie das Haus an der Bonenstraße 8.
In der Werner Altstadt gibt es viele denkmalgeschützte Gebäude - so wie das Haus an der Bonenstraße 8. © Felix Püschner

All dies sind Aufgaben, denen sich die Altstadtfreunde bereits seit ihrer Gründung verschrieben haben. Der Verein entstand einst aus dem Arbeitskreis Denkmalpflege des Heimatvereins. Die Gründung war seinerzeit eng verbunden mit dem Vorhaben, das verfallene Haus an der Burgstraße 15 sowie die dazugehörige ehemalige Stuhlmacherwerkstatt an der Westmauer zu einem Museum umzugestalten. Obwohl man bereits 300.000 Euro an Fördergeldern und Spenden aufgetrieben hatte, scheiterte das Projekt. Der Grund: Der Verein konnte die Gebäude wegen ungeklärter Erbschaftsangelegenheiten nicht erwerben - und folglich auch nicht umbauen.

An einem Arbeitskreis mit klar formulierten Zielen und Aufgaben würden sich die Altstadtfreunde durchaus beteiligen. Man habe schließlich kompetente Leute in den eigenen Reihen. Und man hätte wohl noch mehr Chancen, gehört zu werden. „Unsere Bitten um Unterstützung sind in der Vergangenheit leider häufig erfolglos geblieben. Wir fühlten uns teilweise allein gelassen“, so Schwarze. Die Äußerung zielt jedoch eher auf Teile der Politik als auf die Stadtverwaltung ab. Letztere hätte immer ein offenes Ohr für die Wünsche des Vereins gehabt.

Beratung vom LWL ist „Selbstverständlichkeit“

Der Vorsitzende der Altstadtfreunde geht fest davon aus, dass die Stadt sich Beratung bei der Denkmalbehörde des LWL einholt - auch wenn sie dies nun nicht mehr tun muss: „Das halte ich dennoch für eine Selbstverständlichkeit.“ Die Kritik am neuen Denkmalschutzgesetz habe sich zudem nicht vorwiegend auf fehlende Fachkompetenz bei Unteren Denkmalbehörden bezogen, sondern vielmehr darauf, dass das Gesetz eine „starke Beeinflussung von wirtschaftlichen, vorwiegend renditeorientierten Interessengruppen zulässt“. So hatte es auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in einer Stellungnahme formuliert.

Befürworter des Gesetzes hatten unter anderem damit argumentiert, dass die neue Regelung Eigentümer denkmalgeschützter Immobilien stärker in die Pflicht nehme und somit dazu beitrage, dass Häuser nicht ungenutzt vor sich hin gammeln. In der Praxis scheint dies bislang jedoch nicht so einfach umsetzbar, wie erhofft. Zumindest daran dürfte aber wohl auch ein kleiner kommunaler Arbeitskreis kaum etwas ändern können.

  • Der Verein „Freunde des historischen Stadtkerns Werne“ bietet regelmäßig Veranstaltungen wie Vorträge , Stadtführungen und Fahrten an.
  • Seinen Internetauftritt hat der Verein kürzlich überarbeitet. Unter www.altstadtfreunde-werne.de gibt es unter anderem umfangreiche Informationen zu Wernes Denkmälern.

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