„100 Jahre, das schaffen nicht viele“, sagt Erna Kohlmann. Gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Gisela sitzt sie in ihrem Zimmer im Comunita Seniorenhaus Sophia in Bergkamen, wo sie seit gut einem Jahr lebt. Wer auf ein so langes Leben zurückblickt, hat viel erlebt. Leider kann Erna Kohlmann (geborene Hagedorn) sich nicht mehr erinnern. Deshalb ist auch die Schwiegertochter beim Gespräch mit der Redaktion dabei. Sie kennt ihre Schwiegermutter seit gut 50 Jahren und kann ein bisschen über ihr Leben berichten.
1946 Hochzeit mit Wilhelm

Als Erna Hagedorn zur Welt kommt, gibt es das Amt Werne nicht mehr. Im Vorjahr wurden die Landgemeinde und das Amt Werne zur Stadt Werne zusammengelegt. Ab 1929 besucht sie die Weihbachschule in Werne. Als junges Mädchen geht sie in die Lehre zur Wäscheschneiderin. Ein paar Wochen nach ihrem 16. Geburtstag bricht der Zweite Weltkrieg aus. Werne sei relativ glimpflich davongekommen. „Aber abends mussten wir schon mal in den Bunker“, erinnert sie sich an den Fliegeralarm.
Noch während des Krieges lernt sie beim Tanzen den fünf Jahre älteren Wilhelm Kohlmann kennen, 1946 heiraten die beiden. Drei Söhne machen die Familie vollständig. Die ersten Jahre sind hart: Erna näht ununterbrochen, um Tauschwaren zu haben. So kann sie wenigstens Lebensmittel für ihre Kinder und ihren Mann bekommen.
Auch Wilhelm Kohlmann teilt die Liebe zum Handwerk, hat mittlerweile die Prüfung zum Schneidermeister absolviert. Nach ein paar Jahren kann das Ehepaar schließlich am Markt in Werne ein eigenes Geschäft eröffnen. „Da hatten wir viel zu tun“, erzählt Erna Kohlmann. Von Anfang an hat sie mitgearbeitet. „Alleine geht das gar nicht“, so die Jubilarin. 1950 stellte das Ehepaar Kohlmann sein Bekleidungsfachgeschäft und ausgewählte Stücke auf dem Volksfest Simjü aus.

„Gestandene Persönlichkeit“
30 Jahre lebt das Ehepaar in Werne, nach der Aufgabe des Bekleidungsgeschäftes arbeitet Wilhelm in einer Textilfabrik, Erna wird Hausfrau. 1976 stirbt Wilhelm mit nur 58 Jahren. Erna heiratet kein zweites Mal.
Gisela Kohlmann, die 1970 in die Familie einheiratet, kennt ihre Schwiegermutter „als gestandene Persönlichkeit“ und als sehr aktive Frau. „Bis ins hohe Alter hat Erna leidenschaftlich gern gekegelt und Karten gespielt. Auch Socken hat sie wahnsinnig gern gestrickt“, sagt Gisela Kohlmann. Das kann die zweifache Oma und dreifache Uroma jetzt aber leider nicht mehr.
An ihrem Geburtstag am kommenden Samstag (15. Juli) kommen Familie, Freunde und Nachbarn in Nordkirchen zusammen, um Erna Kohlmann hochleben zu lassen. Es soll ein zünftiges Kaffeetrinken geben. Wünscht die Jubilarin sich etwas Bestimmtes zum Wiegenfest? Nach kurzem Zögern sagt sie lächelnd: „Nein, mir geht es gut.“

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