Das hat es mit dem schweren „Betonklotz“ an der Lippebrücke auf sich

© Mario Bartlewski

Das hat es mit dem schweren „Betonklotz“ an der Lippebrücke auf sich

rnVideo-Kolumne Heidewitzka

Viele Autos passieren täglich die Lippebrücke zwischen Werne und Rünthe. Und wer ihn erblickt, fragt sich vielleicht, was der Betonklotz am Wegesrand soll. Ein Bauteil der Brücke ist er nicht.

Werne

, 14.09.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Man könnte meinen, dieser große Klotz sei irgendwie ein Teil der Brücke - vielleicht ein ausrangiertes. In jedem Fall aber eines, an dem täglich etliche Autofahrer zwischen Werne und Bergkamen-Rünthe vorbeifahren, ohne es zu beachten. Scheint also unbedeutend zu sein.

Wer etwas näher an ihn herantritt, dem wird jedoch schnell bewusst, dass sich mehr hinter dem schweren Klotz verbirgt. Wappen und Schriftzüge sind auf dem Stein zu erkennen. Spätestens jetzt ist klar: Das gute Stück kann kein Teil der Lippebrücke sein. Wäre auch viel zu schade. Der Stein ist nämlich nicht einfach nur irgendein Stein. Er ist ziemlich bedeutsam, wirklich geschichtsträchtig – auch wenn er nicht sonderlich präsent ist.

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Heidewitzka Folge 17 - Der Werner Bund

Im Jahr 1253 bekommt das kleine Werne hohen Besuch. Die Bürgermeister von Dortmund, Lippstadt, Münster und Soest reisen an, um ein Bündnis zu schließen. Es soll sich gegen Ritter, Wegelagerer und die Willkür der Fürsten richten. Man will gemeinsame Sache machen – um gemeinsame Interessen zu wahren. In der Urkunde, die sich heute im Stadtarchiv Dortmund befindet, heißt es dazu:

Wollen wir, dass allen Gegenwärtigen und Zukünftigen bekannt sei, dass wir mannigfacher Nöte wegen, die uns häufig in Gefangenschaften, Beraubungen und vielen anderen ungerechten Rechtsverletzungen bedrohen, aus gemeinsamen Rat und Beschluss und gegenseitig gegebenen und empfangenen Treu- und Schwurgelöbnis, uns zu einem ewigen Bündnis (...) vereinigt haben.

Ein Bund für die Ewigkeit

Wie man in Zukunft mit Leuten, die sich nicht an die Spielregeln halten, umzugehen hat, ist ebenfalls klar geregelt. Zusammengefasst: Baut jemand Mist, stiehlt, betrügt oder bedroht jemanden aus Stadt A, so ist er auch in Stadt B nicht mehr willkommen. Zudem will man sich gegenseitig Geleitschutz geben, sofern dies erforderlich sein sollte.

Benannt wird dieser Bund nach dem Ort, an dem man ihn abgeschlossen hat: der kleinen Lippestadt Werne, die damals jedoch eher Dorf als Stadt ist. Das Bündnis steht für Frieden, Freiheit, Recht und Treue. Genau diese Begriffe findet man auch heute noch unter den Stadtwappen auf dem Stein an der Lippebrücke zwischen Rünthe und Werne - wenngleich der genaue Ort des Vertragsschlusses etwas weiter östlich an der heute nicht mehr vorhandenen „Christophorus-Brücke“ gewesen sein dürfte.

Die Stadtwappen von Lippstadt, Münster, Soest und Dortmund sind auf dem 1953 aufgestellten Gedenkstein zu sehen. Darunter stehen die Wörter Treue, Friede, Recht und Freiheit.

Die Stadtwappen von Lippstadt, Münster, Soest und Dortmund sind auf dem 1953 aufgestellten Gedenkstein zu sehen. Darunter stehen die Wörter Treue, Friede, Recht und Freiheit. © Felix Püschner

Und während den Bürgermeistern von damals ein Schriftstück genügte, entschloss man sich 700 Jahre später zum Aufstellen des schweren Steins. In Gedenken an das alte Bündnis.

Überfälle auf Kaufleute und die Machenschaften finsterer Ritter gehörten da glücklicherweise schon längst der Vergangenheit an. Einen symbolischen Wert hat der Klotz immer noch - auch wenn ihn viele beim Vorbeifahren wohl kaum noch beachten.

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