Und ab geht’s unter Tage: Diese Wette hat Gertrud Tengowski in einen „Albtraum“ befördert

© Felix Püschner

Und ab geht’s unter Tage: Diese Wette hat Gertrud Tengowski in einen „Albtraum“ befördert

rnBlöde Wette

Manchmal ist das so eine Sache mit den Wetten. Wer zu hoch pokert, für den kann es schon mal ein böses Erwachen geben. Gertrud Tengowski (69) hat so eine Wette unter Tage befördert.

Werne

, 31.07.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

England ist bekannt dafür, dass man dort im Prinzip auf alles wetten kann. Nicht nur auf Fußballergebnisse und Regenschauer. Ein Beispiel? Nach seiner Wahl zum US-Präsidenten konnte man auf der Insel sogar darauf wetten, dass Donald Trump im kommenden Jahr den nächsten James Bond spielt. Ein englischer Buchmacher hätte gut 1000 Euro bei einem Euro Einsatz dafür gezahlt.

Nun ist Donald Trump (zum Glück) noch nicht in die Rolle des James Bond geschlüpft. Bekloppte Wetten, die am Ende für den einen gut und für den anderen schlecht ausgehen, gibt es aber natürlich auch ohne Beteiligung von amerikanischen Staatsoberhäuptern.

„Es fing mit einer Stichelei auf einer Familienfeier an. Das war eine Schnapswette - in doppeltem Sinne.“
Gertrud Tengowski

Gertrud Tengowski (69) sagt, eine solche Wette habe sie vor vielen Jahren in einen regelrechten Albtraum „befördert“. Das trifft es ganz gut, denn tatsächlich landete die Wernerin nach einer „Schnapswette“ unter Tage. Und dort gefiel es ihr nur bedingt.

„Es fing mit kleinen Sticheleien auf einer Familienfeier an“, erinnert sich Tengowski. Damals, um das Jahr 1980, sei das gewesen. Und wie es sich für eine Bergarbeiterfamilie gehörte, gab es bei solchen Anlässen eigentlich nur ein Thema: den Pütt. „Vielleicht auch noch ein bisschen Tauben- und Kaninchenzucht. Aber hauptsächlich ging es natürlich um die Zeche“, sagt die 69-Jährige heute.

Als Frau unter Tage eine Seltenheit

Frauen unter Tage - das sei damals eine echte Seltenheit gewesen. Höchstens mal zum Gucken. Aber bloß nichts anfassen! Ihre Schwester hatte ihr damals bereits etwas voraus. Denn die sei zum Zeitpunkt der besagten Feier bereits unter Tage gewesen: „Und sie hat davon geschwärmt, wie schön, aber auch gruselig es war.“

Da war es fast schon die logische Konsequenz, dass nicht nur die Schwester, sondern auch der Rest der Familie ein bisschen gegen Gertrud stichelte. „Da hieß es dann: ‚Du hast doch bloß Schiss‘. Und das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Verstärkend hinzu kam dann vielleicht noch, dass ich schon zwei Schnäpse getrunken hatte“, sagt Tengowski.

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Es ging um Bier und Schnäpschen

Und dann stand auch schon die Wette: Eine ganze Schicht sollte Tengowski unter Tage verbringen. Der Wetteinsatz: Ein Kasten Bier und ein Fläschchen Schnaps.

Also hieß es ein paar Tage später: Rein in Papas Arbeitshose und die viel zu großen Stiefel. Schnell noch den - ebenfalls viel zu großen - Helm aufgesetzt und ab geht‘s unter Tage. Jedoch nicht in Werne, sondern „direkt nebenan“ in Bergkamen. „Unser Nachbar hat mich damals mitgenommen. Allerdings ohne Genehmigung. Dafür gab‘s später richtig Ärger. Der Chef hat ihn ordentlich zusammengestaucht“, sagt Tengowski.

„Das war beeindruckend - aber für mich eben auch ein persönlicher Albtraum.“
GERTRUD TENGOWSKI

Darüber habe sie bei der Anfahrt aber nicht nachgedacht. Alles sei viel zu beeindruckend gewesen. Doch der Wohlfühlfaktor ging schnell den Bach runter. Ungefähr so schnell, wie sich der Förderkorb gen Sohle bewegte.

„Da unten war es einfach nur laut und dreckig. Das war mir zwar im Vorfeld schon klar. Aber es ist eben etwas anderes, wenn man plötzlich da unten steht - neben Abbauhammer, Stempel und Förderband“, sagt die 69-Jährige und lacht: „Wenn man einmal da unten war, wusste man überhaupt erst, was der Bergbau wirklich bedeutet, welche Dimensionen das alles hat. Aber letztlich war es für mich ein persönlicher Albtraum.“

Die allerletzte Wette

Über Tage, da habe sie sich in ihrem Job als Monteurin doch wesentlich wohler gefühlt. „Aber ich habe das kennengelernt, was nur wenige kennenlernen durften. Zumindest, wenn man nicht unter Tage gearbeitet hat.“

Am Ende sei sie dann nicht nur um eine Erfahrung, sondern auch um einen Kasten Bier und eine Flasche Schnaps reicher gewesen, sagt die Wernerin und fügt schmunzelnd hinzu: „Gewettet habe ich danach aber nie wieder.“

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