An mehreren Stellen rollen in Werne die Bagger, um neuen Wohnraum zu schaffen. Aktuell vor allem im Neubaugebiet Baaken. In den vergangenen beiden Jahren hat sich mit Blick auf neue Wohnquartiere aber auch grundsätzlich so einiges getan in der Lippestadt. Ob das Kastanienquartier, die Klimaschutzsiedlung am Becklohhof oder die Baugebiete am Eikawäldchen und an der Brevingstraße - überall dort sind Wohnungen beziehungsweise Häuser entstanden. Und mit dem Wohngebiet Bellingholz-Süd, in dem 2024 die Arbeiten starten sollen, steht das nächste Großprojekt mit 180 Wohneinheiten bereits in den Startlöchern.
Scheint fast so, als würde alles, was sich Stadt und Politik in Sachen Wohnraum-Schaffung vornehmen, in einem Erfolgserlebnis münden - oder etwa nicht? Tatsächlich gab es in der jüngeren Vergangenheit durchaus auch Enttäuschungen. Ein Beispiel, dessen Ursprünge noch nicht allzu lang zurückliegen, können Passanten auf einem fast 6 Hektar großen Areal zwischen Fürstenhof, Ackerstraße und Lohstraße sehen.
Dort erblickt man gegenwärtig eine große Ackerfläche. Das könnte aber längst anders sein - wenn denn wirklich alles glatt gelaufen wäre. Denn die Stadt hatte die Fläche vor gut sechs Jahren für ein neues Wohngebiet im Blick. Wie kommt es, dass daraus trotz anfänglichen Optimismus‘ nichts geworden ist?
Keine Einigung bei Ackerfläche am Fürstenhof
Planungsdezernent Ralf Bülte hat die Antwort direkt parat, als wir ihm diese Frage von einem unserer Leser übermitteln. „Wir sind uns leider nicht mit dem Eigentümer einig geworden“, sagt Bülte. Dabei hatte man bereits erste formale Schritte erledigt - darunter die Änderung des Flächennutzungsplans. Das Areal, das bis dato als Gewerbefläche eingetragen war, wurde offiziell in Wohnbaufläche umgewandelt.
Das Scheitern des Projekts war ein derber Rückschlag, denn Wohnraum ist nach wie vor ein knappes Gut, der Bedarf nach neuen Flächen groß. Priorität genießt bei der Suche in diesem Zusammenhang die „Nachverdichtung“. In die Außenbereiche geht die Stadt eher ungern. Manchmal ist das aber trotzdem nötig.

„Die Suche nach Grundstücken ist ein Prozess. Wir sind grundsätzlich an dem Thema Wohnraum dran und sprechen mit Eigentümern. Aber wir versuchen auch, städtische Flächen zu nutzen“, betont Bülte. Das gilt beispielsweise für das Gelände der ehemaligen Steintorschule (Rapunzel). Hier sollen 10 Wohneinheiten entstehen.
Der Planungsdezernent ist überzeugt davon, dass die Nachfrage nach Wohnraum anhalten wird - auch wenn sich einige Leute den Traum vom Eigenheim oder auch der hübschen großen Mietwohnung inzwischen nicht mehr leisten können. Im Falle des Neubaugebiets Bellingholz-Süd sei zum Beispiel nicht klar, wie viele der rund 400 gelisteten Interessenten weiter am Ball bleiben. „Klar ist aber, dass wir die Menschen, die sich das nicht mehr leisten können, an anderen Stellen bedienen müssen“, sagt Bülte. Das bedeutet letztlich: weitere Baugebiete.
Gespräche zwischen Stadt und Investoren
Heißt das auch, dass es perspektivisch zu wenig Wohnraum in Werne gibt? So weit würde Bülte bei seinen Aussagen nicht gehen. Werne werde aber aufgrund seiner guten Infrastruktur attraktiv für Häuslebauer bleiben. Und deswegen gehe die Suche nach neuen Flächen auch weiter.
Dabei gebe es zwei Wege: Entweder schafft die Stadt Flächen und sucht sich parallel dazu - wie im Falle des Rapunzels - einen Investor. Oder die Anfragen seitens potentieller Investoren gehen der Flächensuche voraus. Und im Idealfall rollen dann auch irgendwann die Bagger.
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