Neubaugebiet in Werne So ist der Planungsstand beim Wohnquartier Bellingholz-Süd

Bürger sollen beim Wohnquartier Bellingholz-Süd ein Wörtchen mitreden
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Rund 180 Wohneinheiten soll das Neubaugebiet Bellingholz-Süd der Lippestadt bescheren. Auf der Fläche an der Lünener Straße (B54) entsteht ein Mix aus Ein- und Mehrfamilienhäusern. Wie groß der Wunsch nach neuem Wohnraum ist, zeigt eine Zahl ganz deutlich: Mehr als 400 Anfragen von Interessenten habe es für das neue Wohnquartier bereits gegeben, wie Planungsdezernent Ralf Bülte am Dienstag (16. Mai) bei einer Bürgeranhörung in der Aula der Marga-Spiegel-Sekundarschule erklärte.

Der Regionalverband Ruhr liefert eine weitere Zahl: Für Werne hat der RVR einen mittelfristigen Baulandbedarf von 13 Hektar ermittelt. Das gilt auch für den Fall, dass die Bevölkerungszahlen nicht signifikant steigen.

„Der Bedarf ist schon jetzt hoch, da sich die Wohnformen geändert haben. Es gibt beispielsweise immer mehr Single-Haushalte“, so Bülte. Doch auch Familien wünschen sich heutzutage mehr Platz als früher. Man könnte auch sagen: Die Quadratmeterzahl pro Kopf steigt.

Um das Wohnquartier Bellingholz-Süd bauen zu können, mussten unter anderem die üblichen Gutachten mit Blick auf Verkehr, Lärm, Klima und Artenschutz angefertigt werden.

Das Ergebnis: Dem Vorhaben stehen keine großen Hindernisse im Weg. Auch nicht die historischen Artefakte, die Archäologen bekanntlich bei Voruntersuchungen der derzeitigen Ackerfläche gefunden hatten. Bald sollen weitere Grabungen durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erfolgen, um die Bodendenkmäler vollständig zu entnehmen. „Die Entwicklung des Baugebiets wird dadurch aber nicht aufgehalten“, betonte Bülte.

Strikte Vorgaben für Neubaugebiete

Die Stadt hatte für das neue Wohngebiet so strikte Vorgaben gemacht wie nie zuvor. Unter anderem dürfen Vorgärten nicht versiegelt werden. Flachdächer müssen hingegen begrünt werden. Auch Fotovoltaikanlagen müssen in einigen Fällen installiert werden. Zum ersten Mal hatte die Stadt darüber hinaus ein Energiekonzept für einen Bebauungsplan erstellen lassen. In Sachen Wärmeversorgung lief die Empfehlung der Experten letztlich auf eine dezentrale Versorgung mittels Wärmepumpe hinaus.

Als nicht ganz unkompliziert erwies sich das Thema Entwässerung, wie Martin Bauer vom Büro Planquadrat aus Dortmund erklärte. Die favorisierte Lösung besteht nun darin, einen Teil des Wassers in den bereits vorhandenen Mischwasserkanal zu leiten. Das Regenwasser der nördlichen Fläche des Neubaugebiets soll hingegen über den Reitbach in die Lippe geleitet werden.

In der Aula der Marga-Spiegel-Sekundarschule fand eine Bürgeranhörung zum geplanten Neubaugebiet Bellingholz-Süd statt.
In der Aula der Marga-Spiegel-Sekundarschule fand eine Bürgeranhörung zum geplanten Neubaugebiet Bellingholz-Süd statt. © Felix Püschner

Geleitet werden muss im Falle eines Neubaugebiets freilich auch der Verkehr. Hier betonten die Planer, dass es keine Straßenverbindung für Fahrzeuge zwischen der bereits vorhandenen Bebauung (Bellingholz-Nord) und dem neuen Wohnquartier geben wird. Letzteres wird von der Lünener Straße aus erschlossen - und laut Gutachten knapp 1100 zusätzliche Kfz-Fahrten pro Tag mit sich bringen.

Ein zweieinhalb Meter hoher Lärmschutzwall soll dafür sorgen, den Geräuschpegel in Grenzen zu halten. Zudem soll auf dem Abschnitt der Lünener Straße bis zur Rochuskapelle künftig ein Tempolimit von 50 km/h gelten.

Verkehrssituation sorgt für Redebedarf

In puncto Verkehr hatten die rund 50 Bürger, die zur Veranstaltung in die Schulaula gekommen waren, dann auch den größten Redebedarf. Warum man die Tempo-50-Zone nicht gleich bis zum nächsten Kreisverkehr an der Umgehungsstraße verlängern könnte, wollte beispielsweise ein Anwohner wissen.

Gisbert Bensch, ehemaliger Tiefbauamtsleiter und nun selbst in der Rolle des Zuschauers, forderte hingegen eine Bushaltestelle sowie eine Querungshilfe: „Da bestehe ich sogar drauf. Dieses Baugebiet ist so weit weg von der Innenstadt wie kein anderes.“ Man müsse daher für eine vernünftige Anbindung sorgen - auch für Radfahrer. Mit Blick auf den Radweg würde sich der eine oder andere Anwohner der Lünener Straße auch eine Verlängerung wünschen, die weiter als nur bis zur Einfahrt des neuen Wohngebietes reicht.

Der städtebauliche Entwurf für das Neubaugebiet Bellingholz-Süd. Gerne hätte die Stadt einen Kreisverkehr im Einfahrtsbereich gehabt - doch da wollte der Landesbetrieb Straßen.NRW nicht mitspielen.
Der städtebauliche Entwurf für das Neubaugebiet Bellingholz-Süd. Gerne hätte die Stadt einen Kreisverkehr im Einfahrtsbereich gehabt - doch da wollte der Landesbetrieb Straßen.NRW nicht mitspielen. © Stadt Werne

Wernes Planungsdezernent und Uta Leisentritt als Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung, betonten mehrfach, man werde solche Anregungen „mitnehmen“, sie also im weiteren Planungsprozess berücksichtigen.

Den einen oder anderen Dämpfer gab es dennoch schon jetzt. Da nicht die Stadt, sondern das Land Straßenbaulastträger ist, habe man in Sachen Verkehrssituation nur bedingt Einfluss, hieß es sinngemäß von der Verwaltung. „Wir wollten auch einen Kreisverkehr als Zufahrt zum neuen Wohngebiet. Aber das hat der Landesbetrieb abgelehnt. Da hatten wir keine Chance“, erklärte Bülte.

Dass die künftigen Bewohner nicht mehr allzu lange auf ihr neues Zuhause warten müssen - dafür stehen die Chancen hingegen ganz gut. Bis Ende des Jahres will die Stadt beim Neubaugebiet Bellingholz-Süd Baurecht schaffen. Dann sollen Anfang 2024 die Ausschreibungen für die Erschließungsarbeiten erfolgen. „Unser Ziel ist es, dass die Häuslebauer dann zwei oder drei Monate später auch loslegen können“, so der Planungsdezernent.

  • Die Gutachten und Pläne für das Baugebiet Bellingholz-Süd sind seit Mittwoch online abrufbar unter www.o-sp.de/werne (Unterpunkt Bauleitpläne/Bebauungspläne im Verfahren) und liegen zudem im Eingangsbereich des 1. OG des Stadthauses aus.
  • Bürger können Stellungnahmen mit Anregungen, Bedenken oder Hinweisen per E-Mail an stadtplanung@werne.de oder per Post an Stadt Werne, Abteilung IV.1 - Stadtentwicklung/Stadtplanung, Konrad-Adenauer-Platz 1, 59368 Werne, senden.

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