Wohnbebauung auf Höttcke-Gelände: Eine Werner Partei spricht sich dagegen aus
Politik
Auf dem Gelände der Firma Höttcke in Werne sollen bekanntlich neue Wohnungen gebaut werden. Die Pläne sind seit Längerem bekannt. Einer Partei geht das nun aber zu schnell. Sie will nicht mitziehen.

Sollte auf dem Gelände der Firma Höttcke wirklich neuer Wohnraum entstehen? Aus der Politik gibt es nun Gegenwind. © Felix Püschner
Vom Wohnwerk zum Holzwerk - unter diesem Titel steht das Projekt auf dem derzeitigen Firmengelände des Holzfachmarkts Höttcke an der Lippestraße/ Hansaring. Höttcke plant bekanntlich die endgültige Verlagerung seines Standorts an die Butenlandwehr. Auf dem Firmengelände an der Lippestraße soll neuer Wohnraum entstehen. 44 Wohneinheiten, davon 30 Prozent öffentlich gefördert, plus vier Doppelhaushälften. Und das alles mit besonderem Blick auf den Klimaschutz (zum Beispiel Dachbegrünung, PV-Anlagen und Car-Sharing-Plätze).
So viel zu den Plänen, die Architekt Lothar Steinhoff bereits im September 2021 ausführlich im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung vorgestellt hatte. Schon damals hatte die Werner CDU leichte Bauschmerzen bei dem Thema. Und die haben sich inzwischen offensichtlich deutlich verschlimmert.
Gewerbegebiet Nordlippestraße spielt eine Rolle
Bei der jüngsten Ausschusssitzung am Dienstag (25. Januar) wollte die Union darum nicht mitziehen. Sie stimmte als einzige Fraktion gegen den Beschlussvorschlag der Verwaltung, der unter anderem die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans beinhaltete. Bereits vor vier Monaten hatte Ratsmitglied Wilhelm Jasperneite angemerkt, das Vorhaben sei zwar grundsätzlich positiv zu bewerten - man halte allerdings nichts von einer „Salami-Taktik“ und müsse den gesamten Bereich in seiner Funktion als Gewerbestandort im Blick behalten.
Nun bekräftigte die Union ihren Standpunkt. Das gut 8000 Quadratmeter große Grundstück in Wohnbaufläche umzuwandeln, sei nicht sinnvoll, hieß es. Zumindest nicht zum aktuellen Zeitpunkt. Der Grund: der Mangel an Gewerbeflächen. Die Stadt hat derzeit nämlich lediglich noch knapp drei Hektar für den lokalen Bedarf zur Verfügung. Und die könnten schnell weg sein, wie CDU-Fraktionsmitglied Markus Rusche betonte. Man müsse sich daher erst nach alternativen Flächen für Gewerbeansiedlungen umschauen, bevor man weitere Gewerbeflächen zu Gunsten von Wohnbebauung hergebe.
Wilhelm Jasperneite sprach mit Blick auf den Bürgerentscheid zum Industriegebiet an der Nordlippestraße von einer „Zeitenwende“ bezüglich der zukünftigen Entwicklung von Gewerbeflächen in Werne. Das Höttcke-Gelände sei sicherlich ein guter Standort für Wohnbebauung, aber man dürfe jetzt nichts überstürzen: „Wir brauchen neue Wohngebiete, aber wir brauchen auch Flächen für neue Arbeitsplätze.“
SPD sieht den Druck beim Thema Wohnraum höher
Adelheid Hauschopp-Francke (SPD) sah die Prioritäten etwas anders. Wohnraum benötige man nämlich noch viel dringender: „Wir haben einen unheimlichen Druck und müssen unbedingt Wohnraum für junge Menschen schaffen - sowohl im Miet- als auch im Eigentumsbereich. Wir können da jetzt nicht noch lange warten. Wir müssen das angehen.“
Zudem sei ja noch nicht einmal klar, ob sich eine Wohnbebauung auf dem Höttcke-Gelände tatsächlich realisieren lässt. Schließlich stünden noch verschiedene Gutachten aus, zum Beispiel zu Emissionen wie Lärm und Geruch.
Ulrich Höltmann (SPD) schlug vor, die Stadt solle mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) absprechen, inwiefern es möglich wäre, an einem anderen Standort auf Werner Stadtgebiet weitere Gewerbeflächen auszuweisen - quasi als Ausgleich für das Höttcke-Gelände. Besonders aussichtsreich scheint das allerdings nicht zu sein, wie Planungsdezernent Ralf Bülte durchklingen ließ. Demnach sei man bereits in Gesprächen mit dem RVR - doch Flächen im Regionalplan zu ändern werde in den kommenden zwei Jahren wohl kaum möglich sein.