„Überall sind noch Splitter zu finden“, sagt Leonie Schmidt, Leiterin der Löwenburg.

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Aufatmen nach Unfall: Kinder feierten noch bis 18.30 Uhr Geburtstag in der Löwenburg

rnPkw in Scheibe gekracht

Nachdem ein Pkw in die Scheibe der Löwenburg gekracht ist, heißt es Aufräumen und Aufatmen für die Mitarbeiterinnen: Einige Stunden vor dem Unfall feierten hier noch Kinder einen Geburtstag.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 03.02.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Spielzeug für Spielzeug schauen sich die Mitarbeiterinnen an. Es ist eine Sisyphusarbeit. Leonie und Erika Schmidt suchen jedes Teil akribisch nach Splittern oder Glasresten ab. Aufräumen statt Spielen heißt es am Montagmorgen in der Kinderbetreuung Löwenburg am Neutor.

Eine Fensterscheibe ist hier verbarrikadiert mit einer Holzplatte. Am Samstagabend war ein 24-jähriger Autofahrer mit seinem Mercedes in die Scheibe gekracht. Er wollte einer Personengruppe ausweichen, kam von der Fahrbahn ab und prallte in die Scheibe und zerstörte diese. Die Freiwillige Feuerwehr Werne hatte zur Sicherheit das komplette Glas aus der Scheibe getrennt.

Überall sind Glassplitter

Und davon sind immer noch Spuren in der Einrichtung, in der sonst Kinder über den Boden krabbeln, zu sehen. „Überall sind noch Splitter zu finden. Wir werden alles nachschauen müssen“, erklärt Leonie Schmidt (27), Leiterin der Einrichtung. Meterweit seien die Glassplitter nach dem Aufprall des Pkw in die Räume der Löwenburg, die nun auf unbestimmte Zeit geschlossen ist, geflogen.

Immer wieder finden die Mitarbeiterinnen Scherben in der Löwenburg. Bis einschließlich Freitag bleibt die Einrichtung geschlossen, damit nach dem Unfall hier aufgeräumt werden kann.

Immer wieder finden die Mitarbeiterinnen Scherben in der Löwenburg. Bis einschließlich Freitag bleibt die Einrichtung geschlossen, damit nach dem Unfall hier aufgeräumt werden kann. © Andrea Wellerdiek

Immer wieder saugen die Mitarbeiterinnen die Räume durch, wischen den Boden und hoffen einfach, alle Splitter zu finden. Viel zu gefährlich ist sonst die Verletzungsgefahr. Auch jede Spielkiste - etwa mit hunderten Duplo-Steinen gefüllt - und Stofftiere werden unter die Lupe genommen.

Immer wieder finden die Mitarbeiterinnen an diesem Montagmorgen Glasreste. Wann hier wieder eine Kinderbetreuung stattfinden kann, ist laut Leonie Schmidt noch ungewiss.

In Rücksprache mit der Jugendhilfe Werne, die Träger der Löwenburg ist, werde nun geprüft, ob die Räume für die Kinderbetreuung freigegeben werden können - trotz der zerstörten Fensterscheibe und der provisorischen Holzverkleidung.

Hilfe von externer Reinigungsfirma?

Ebenso müsste noch geklärt werden, ob eine externe Reinigungsfirma die Räume säubern muss. „Wir wünschen uns, dass wir so schnell wie möglich wieder öffnen können. Aber wir müssen uns natürlich absichern, zum Wohle der Kinder“, sagt Leonie Schmidt.

Zunächst hatten die Verantwortlichen aus der Löwenburg gehofft, bereits am Samstag, 8. Februar, wieder zu öffnen. Denn da sind zwei Kindergeburtstage geplant, erzählt Erika Schmidt (56). Ob diese stattfinden können, ist noch unklar.

Kindergeburtstag nur fünf Stunden vor Unfall

Auch am vergangenen Samstag feierten hier etwa zehn Mädchen und Jungen einen Geburtstag. Bis etwa 18.30 Uhr ging die Feier. Nur fünf Stunden später krachte der Pkw in die Fensterscheibe. „Ich darf gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn der Unfall früher passierte wäre“, sagt Erika Schmidt.

Eine Sisyphusarbeit: Leonie und Erika Schmidt (r.) müssen jedes einzelne Spielzeug nach Glassplittern absuchen. Das gilt auch für die Box voller Duplo-Steine.

Eine Sisyphusarbeit: Leonie und Erika Schmidt (r.) müssen jedes einzelne Spielzeug nach Glassplittern absuchen. Das gilt auch für die Box voller Duplo-Steine. © Andrea Wellerdiek

Bis die Löwenburg am Samstag wieder öffnet, müssen die Eltern sich Alternativen für die Betreuung ihrer Kinder suchen. Dabei gebe es keine größeren Probleme, wie Leonie Schmidt erzählt. Alle Eltern konnten aus dem eigenen sozialen Umfeld jemanden finden, der auf die Kinder aufpasst.

Die Feuerwehr trennte die komplette Glasscheibe heraus.

Die Feuerwehr trennte die komplette Glasscheibe heraus. © Privat

Es sind vor allem Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die täglich in der Löwenburg von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr betreut werden. Etwa 20 Kinder im Alter von eins bis sechs kommen derzeit regelmäßig in die Löwenburg. Am Nachmittag, von 15 bis 17 Uhr, gibt es für alle interessierten Kinder die Möglichkeit zum Spielen.

So schnell wie möglich sollen in der Löwenburg wieder unbeschwerte Spielnachmittage stattfinden. Bis dahin müssen aber alle Scherben in der Löwenburg verschwunden sein.

Die komplett zerstörte Glasscheibe wurde am Sonntagmorgen mit einer Holzplatte gesichert.

Die komplett zerstörte Glasscheibe wurde am Sonntagmorgen mit einer Holzplatte gesichert. © Andrea Wellerdiek