
© Jörg Heckenkamp (Archiv)
Andreas Nozar musste in Quarantäne - Ein Glücksfall für seinen Sohn
Glücklich in Werne
Corona und trotzdem glücklich - geht das? Das wollten wir von den Wernerinnen und Wernern wissen. Gastronom Andreas Nozar hat aus seiner Covid-19-Infektion das Beste gemacht. Das findet auch sein Sohn.
Seit fast auf den Tag genau zwei Jahre hat das Coronavirus die Welt fest in der Hand. Mittlerweile jonglieren wir mühelos mit Begriffen wie „Inzidenz“ oder „FFP2-Maske“. Corona ist Alltag.
Anfang des Jahres haben wir deshalb gefragt: Mensch, wie glücklich bist du? Rund 4500 Personen haben geantwortet und ihre Geschichten und Gefühle rund um das Virus mit uns geteilt.
Jemand, der aus erster Hand berichten kann, wie es ist, sich mit Covid-19 zu infizieren, ist der Werner Gastronom Andreas Nozar aus Werne. Im November 2021 steckte er sich an. Wo oder bei wem, das weiß er bis heute nicht. „Das war in der Zeit, als vor allem noch die Delta-Variante in Umlauf war“, erzählt Andreas Nozar im Gespräch. Und seine Symptome waren heftig - mehrere Tage lag er im Bett: „Das waren mehr als nur starke Grippesymptome.“
Die Erkrankung führte bei ihm zu Atemnot. Wie ein Fisch auf dem Trockenen habe er sich nach nur drei Treppenstufen gefühlt, sagt Nozar und auch heute sei er oftmals noch kurzatmig. Was für den Gastronomen aber das Schlimmste war: Er hat damals seinen Geschmacks- und Geruchssinn verloren. „Der Geruchssinn ist noch immer nicht zu 100 Prozent wieder da.“
„Nicht schmecken zu können war eine Katastrophe“
Vor allem nicht schmecken zu können, habe seine Lebensqualität stark eingeschränkt. „Es ist wirklich unvorstellbar, was das ausmacht“, sagt Andreas Nozar. Für einen Gastronom natürlich besonders misslich, immerhin steht Nozar selbst oft und gerne in der Küche seines Restaurants „Stilvoll im Rathaus“.
„Das war eine Katstrophe. Es musste zum Beispiel immer jemand für mich abschmecken, ich selbst konnte das nicht. Und ich hatte Angst, dass das so bleibt.“ Die Sorge war zum Glück unbegründet, denn der Geschmackssinn ist inzwischen wieder da.
Im Nachhinein ist Andreas Nozar froh, dass er zum Zeitpunkt seiner Erkrankung bereits zweifach geimpft war. Ohne den Impfschutz hätte der Verlauf der Erkrankung seiner Meinung nach sonst vielleicht noch heftiger sein können, zumal sich Nozar selbst zur Risikogruppe zählt.
Dabei sieht er die aktuelle Corona-Politik sehr kritisch: „Da stehe ich nicht mehr hinter.“ Vor allem deshalb, weil seiner Meinung nach die ganze Gesellschaft unter Einschränkungen leide, während sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung querstelle. „Man muss sich fragen, welche Regeln wirklich sinnvoll sind.“
Soweit die Geschichte von Gastronom Andreas Nozar. Doch was ist mit der anfangs gestellten Frage? Hat die Pandemie irgendetwas Gutes für ihn mit sich gebracht?
Glück im Unglück: Vater-Sohn-Zeit
Bei dieser Frage muss der Werner nicht lange überlegen. „Meine Corona-Erkrankung hatte auf jeden Fall eine gute Seite“, ist er sich sicher. Denn die zwei Wochen Quarantäne Zuhause verbrachte er nicht allein. Auch sein sieben Jahre alter Sohn hatte sich infiziert und musste in Quarantäne. „Meine Frau und der ältere Sohn waren gesund und deshalb bei meiner Mutter.“
Zwei Wochen Vater-Kind-Zeit - das war etwas Besonderes. Genug Zeit zum Legobauen und Spielen im Garten. „Aber mir war wichtig, dass wir einen geregelten Tag hatten“, sagt Nozar. „Morgens haben wir gemeinsam gefrühstückt und mein Sohn musste ja auch ins Homeschooling. Und wir haben Dinge erledigt, die lange liegen geblieben sind.“ So hingen jetzt endlich eingerahmte Fotos an der Zimmerwand.
Nach zehn Tagen in Quarantäne hatte Andreas Nozar erstmals die Möglichkeit, sich offiziell „frei“ testen zu können - zur Enttäuschung seines Sohnes. „Dem hat unsere gemeinsame Zeit so gut gefallen, dass er gar nicht wollte, dass sie zu Ende geht.“ Doch der Sohn von Andreas Nozar hatte Glück: Sein Papa musste seine Quarantäne noch um ein paar Tage verlängern.
Im Sauerland aufgewachsen, in Frankfurt am Main und in Münster studiert und dabei immer „irgendwas mit Medien“ gemacht. Schließlich den Weg ins Ruhrgebiet gefunden: zuerst als Volontärin bei Lensing Media, seit April 2023 Redakteurin bei der Recklinghäuser Zeitung. Hört gerne zu und schreibt noch lieber auf.