Aggressive „Systemsprenger“ Jugendhilfe Werne kündigt Vertrag mit Jugendämtern des Kreises

Aggressive „Systemsprenger“: Jugendhilfe kündigt Vertrag mit Kreis
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Wenn Kinder und Jugendliche in ihren Familien gefährdet sind, etwa durch Gewalt oder Missbrauch, müssen sie schnell woanders untergebracht werden. Das funktionierte ein Vierteljahrhundert im Zusammenspiel mit der Jugendhilfe Werne und den Jugendämtern im Kreis Unna. Nun hat die Jugendhilfe Werne diese Kooperation aufgekündigt. Der Grund ist traurig.

„Wir konnten diese Situationen so nicht weiter laufen lassen“, sagt Katharina Böckenholt von der Geschäftsführung der Jugendhilfe Werne auf Anfrage der Redaktion. Mit „diesen Situationen“ meint sie die Unterbringung von höchst aggressiven Jugendlichen. „Die nehmen unsere Schutzstelle auseinander“, sagt sie und meint das „buchstäblich“. Aggressionen und Sachbeschädigungen hätten in den vergangenen Jahren mehr und mehr zugenommen.

Arbeit immer komplizierter

In den ersten Jahren seien Kinder und Jugendliche in der neuen Unterbringung froh gewesen, aus einer Konfliktsituation herauszukommen, erklärte vor einigen Wochen Thomas Köster vor dem Jugendhilfeausschuss in Unna, der sich mit der Kündigung durch die Jugendhilfe Werne befasste. Doch mit der Zeit sei die Arbeit in der Einrichtung in Werne, der sogenannten Schutzstelle, immer komplizierter geworden.

„Mittlerweile werden neben den Inobhutnahmen auch Systemsprenger in die Einrichtungen gebracht, die nicht in anderen Einrichtungen verbleiben, aber so jung sind, dass sie auf der Straße nicht allein gelassen werden können.“ Sie kämen dann vorübergehend in der Unterkunft unter und sorgen dort für Stress: „Sie bringen teils viele Aggressionen mit, Sachbeschädigungen sind an der Tagesordnung“, so Köster.

Bei den Klienten der Schutzstelle handelt es sich um die Altersgruppe von 7 bis 18 Jahre. Es geht dabei um Jungen und Mädchen, die das Jugendamt in Obhut nimmt, weil sie das selbst wollen beziehungsweise eine Kindeswohlgefährdung vorliegt. Dann können sie auch gegen den Willen der Eltern aus den Familien genommen werden, wenn ein Gericht diese Entscheidung fällt.

In anderen Fällen, erzählt Katharina Böckenholt, „werden die Jugendlichen nachts von der Polizei aufgegriffen und dann zu uns gebracht“. Man versuche dann immer, sie möglichst kurzfristig aus der Schutzstelle in andere Einrichtungen unterzubringen.

Schutzstelle dafür nicht geeignet

Katharina Böckenholt bestätigt die Aussagen Kösters im Gespräch mit der Redaktion. „Das ging nicht so weiter. Im Interesse anderer Kinder und Jugendlicher, aber auch im Interesse der sogenannten Systemsprenger selbst.“ Die Konzeption der Schutzstelle in Werne sei für diese Kinder und Jugendlichen nicht geeignet. „Da muss man über ein anderes Setting nachdenken.“

Damit dafür Zeit bleibt, hat die Jugendhilfe Werne sich bereit erklärt, „dass wir den Vertrag noch bis um 31. März weiterführen“, so die Geschäftsführerin. Die Jugendhilfe Werne werde daran mitarbeiten, eine Lösung zu finden.

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