Von 1985 an hat der gelernte Gärtner Günter König den evangelischen Friedhof am Südring betreut. Drei Jahrzehnte Wege pflegen und Hecken schneiden, Löcher bei Beerdigungen ausheben und wieder schließen. König, der in diesen Tagen den Goldenen Meisterbrief erhält, sagt: „Ich würde es heute nicht mehr machen.“
Wer das Ehepaar König in seiner Wohnung mitten in Werne besucht, dem fallen sofort die blühenden Arrangements auf der Ess-Theke der kleinen Einbauküche auf. Dicht an dicht stehen hier kunstvolle Gestecke, Arrangements aus Dahlien und Gladiolen, Topfblumen. „Ums Blühende hat sich meist meine Frau gekümmert“, sagt Günter König mit seiner ruhigen Stimme und einem Lächeln.
Ehepaar ist ein gutes Team
Das Ehepaar König ist ein gutes Team. Privat und beruflich. Sie sind seit 51 Jahren verheiratet und waren auch lange beruflich verbunden. Als Günter König von seiner Meisterschule und der Prüfung im Jahre 1973 erzählt, hebt er gleich mehrmals den Anteil seiner Frau hervor. „Ich bekam zwar etwas finanzielle Unterstützung, aber ohne die Hilfe meiner Frau hätte ich die Meisterprüfung in Vollzeit nicht machen können“. „Ach“, sagt Ehefrau Margret nur und winkt ab.
Der Gärtnerberuf war Günter König in den Wiege gelegt, denn der Vater hatte einen Gärtnerbetrieb an der Lippestraße. Er war 14, als er nach der Hauptschule in die Lehre ging, „nach Emsdetten, bei einem der größten Gartenbaubetriebe in der ganzen Gegend“.

Zurück in die Heimatstadt
Nach bestandener Prüfung führte ihn der Weg zurück in seine Heimatstadt Werne. Er sollte im elterliche Betrieb arbeiten. „Das hat nicht so gut geklappt“, sagt er vorsichtig und man ahnt, dass es ein nicht ganz konfliktfreies Vater-Sohn-Verhältnis war. Zumal einige Jahre ein zweiter Versuch einer familiären Gemeinschaftsarbeit erneut scheiterte.
Die Zeit dazwischen nutzte König, um in Münster-Wolbeck „ein knappes Jahr auf die Meisterschule“ zu gehen. 1973 bestand der gelernte Blumen- und Zierpflanzenbauer die Prüfung, wofür er in diesen Wochen den Goldenen Meisterbrief bekommt.

Eigenes Blumenhaus am Südring
1983 schließlich eröffneten Günter und Margret König am Südring das „GMK Blumenhaus am Südring“. 1985 bekam er die Chance, einen Werkvertrag für den schräg gegenüber liegenden ev. Friedhof zu bekommen. „Es ging darum, die große Anlage zu pflegen, aber auch die Beerdigungen vorzubereiten und nachher das Grab zu schließen.“
Günter König blickt kurz in sich hinein, als ihn der Reporter nach besonderen Momenten seines Berufslebens fragt. Zunächst bleibt er im Ungefähren: „Wenn man auf dem Friedhof arbeitet, muss man auch Psychologe sein. Man erlebt die Trauerfälle hautnah.“ Man müsse viel Fingerspitzengefühl zeigen, vor allem, wenn man auf Eltern treffe, „die ihr Kind begraben müssen. Das ist das Schlimmste.“
„Kinder, das ist das Schlimmste“
Günter König schaut in die Weite seines Wohnzimmers, dann wieder dem Reporter ins Gesicht. „Es gibt drei Kategorien für mich: Fremde, Verwandte, Kinder.“ Fremden am Grab zu begegnen sei Alltag. Verwandte zu beerdigen sei nicht so leicht, „man macht sich da schon Gedanken“, aber das gehe noch. „Kinder“, sagt Günter König, „bei Kindern ist es ganz schlimm“.
Er stockt kurz. „Es war ganz zu Anfang meiner Zeit“, sagt er und ist jetzt meilenweit weg vom unpersönlichen „man“, „als ich bei der Beerdigung eines Kindes dabei war. Das war im Stadtsee ertrunken. Als der Sarg aus der Trauerhalle kam, lag oben drauf ein kleines Flugzeug.“ Günter König schaut dem Reporter in die Augen: „Das sehe ich heute noch.“
Nach einer kurzen Pause frage ich ihn, ob er den Job eines Friedhofsgärtners heute noch einmal machen würde? „Nein“, sagt er sofort und lässt die Begründung folgen: „Heute gibt‘s doch hauptsächlich Urnenbestattungen. Außerdem kümmern sich viele Hinterbliebene nicht mehr um die Gräber. Die Friedhofskultur ist hinüber.“
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