Seit genau 25 Jahren ist Barbara Kipp im Solebad Werne beschäftigt. Von der Aushilfe hat sich die 57-Jährige zur stellvertretenden Betriebsleiterin hochgearbeitet. Das mag auch an ihrer Devise „Ganz oder gar nicht“ liegen. Und als Lebensretterin hat sie sich ebenfalls schon betätigt. Wir haben mit ihr über den Beruf, ihr närrisches Hobby und besondere Momente im Solebad gesprochen.
Frau Kipp, was ist das Besonderes an Ihrem Beruf als Schwimmmeisterin im Solebad?
Einerseits die vielfältigen Aufgaben, andererseits der Kontakt mit den Badegästen, davon viel Stammkunden. Heute bin ich nicht mehr so viel am Beckenrand. Aber als ich neulich mal am Samstagmorgen ausgeholfen habe, riefen einige Stammgäste quer durchs Becken ‚Hallo Barbara, na wie geht‘s?‘ Das war zwar am Samstag um 7.30 Uhr, aber das freut einen dann doch.
Was mögen Sie besonders?
Ich bin der Typ „Ganz oder gar nicht“. Mein Herz hängt am dem Solebad. Ich habe hier im alten Freibad als kleines Mädchen Schwimmen gelernt, ich war in der Schwimmabteilung des TV Werne und bin hier nun fest angestellt.
Aber damals wollte man Sie zunächst nicht, oder?
Genau. Über den Schwimmverein und ein Schulpraktikum im Bad wollte ich dort 1980 eine Ausbildung beginnen. Aber ich habe die Stelle nicht bekommen.

Wie ging‘s dann weiter?
Ich habe mich dann für die Berufsfachschule Ernährung und Hauswirtschaft entschieden und danach eine entsprechende Ausbildung gemacht. Aber ich habe nur kurz in diesem Beruf gearbeitet.
Warum nur kurz?
(Barbara Kipp verzieht das Gesicht) Das war einfach nichts für mich. Um Geld zu verdienen, habe ich dann eine Zeit bei Beckmann Druck in der Produktion gearbeitet. Danach stand von 1988 bis 1995 die Familienphase an mit zwei Kindern.
Wie bekamen Sie dann den Dreh zum Solebad?
Durch meine Tochter. Die lernte das Schwimmen und ich stand am Rand und gab schlaue Ratschläge. Ich bin ja früher wettkampfmäßig beim TV Werne geschwommen. So rutschte ich wieder in den Vereinsbetrieb, erst als helfende Mutti am Rand, dann als Übungsleiterin. 1997 habe ich die C-Lizenz Schwimmen gemacht.

Wie kamen Sie zum Beruf der Schwimmmeisterin?
Erst einmal ab März 1998 als Aushilfe im Solebad. Ich habe dann den Aquafitness-Trainer gemacht. Da damals schon Fachkräfte fehlten, finanzierte das Arbeitsamt eine zweijährige Umschulung zur Fachangestellten für Bäderbetriebe. 2004 folgte die Festanstellung im Solebad.
Sie haben auch die unruhigen Zeiten mit Insolvenz, Protesten, Abriss, Neubau, Verzögerungen, Personalwechsel mitgemacht.
(Kipp lächelt) Das waren turbulente Zeiten. Damals wechselten häufig die Badleiter. In meinen 25 Dienstjahren ist Jürgen Thöne schon mein siebter oder achter Betriebsleiter.
Turbulent ging es auch an einem Pfingstsonntag zu?
(Barbara Kipp wird ganz ernst) Das muss vor einem Dutzend Jahren gewesen sein. Auf einmal kam ein Badegast mit einem kleinen, leblosen Körper auf dem Arm zu mir. Ich habe sofort Wiederbelebung gestartet. Zum Glück erfolgreich und der Junge, noch keine zwei Jahre, hat überlebt.

Was war passiert?
Die Eltern hatten offenbar nicht aufgepasst. Manche denken, wenn sie in einem Bad sind, dass sie sich nicht um ihre Kinder kümmern müssen, das macht schon das Personal. Aber das stimmt natürlich nicht.
Nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“ haben Sie im vergleichsweise hohen Alter die Schwimmmeister-Ausbildung begonnen?
Ich war mit 52 Jahren die Omi im Lehrgang (Sie lächelt wieder). Seit dem 31. März 2016 bin ich offiziell Meisterin für Bäderbetriebe mit einer Durchschnittsnote von 2,6.
Zu der Zeit waren Sie eine Schwimmmeisterin ohne Bad?
Richtig, ich war noch angestellt, aber das neue Solebad war erst im Bau. Seit Mai 2018 bin in in der Funktion Schwimmmeisterin im Bad tätig.

Wenn Sie etwas ändern oder verbessern könnten, was wäre das?
(Barbara Kipp denkt länger nach, blickt mal nach links, mal nach rechts) Also, eigentlich nichts. Ich finde es super, so wie es ist, auch in der Größe. So ist es überschaubar und man hat einen persönlichen Kontakt zu den Badegästen. Wir sind nicht so groß, dass wir etwa mit Sicherkräften im Freibadbetrieb arbeiten müssten.
Neben dem Solebad haben Sie noch eine andere, private Leidenschaft: die organisierte Narretei?
Da trete ich aber kürzer. Ich habe bereits angekündigt, dass ich die Posten der Vorsitzenden und der Pressesprecherin der Interessengemeinschaft Werner Karneval abgebe.
Warum, haben Sie keinen Spaß mehr am Karneval?
Das ist nicht der Grund, ich bleibe der IWK weiterhin verbunden. Aber der Beruf fordert mich, außerdem habe ich ein großes Hobby, das Reisen. Und um meine drei Enkel möchte ich mich auch kümmern. Das habe ich nicht mehr alles unter einen Hut bekommen. Da musste ich mich von irgendetwas trennen.
Da ist sie wieder, ihre Lebensdevise. Entweder macht sie etwas ganz, oder gar nicht.
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