Nach letztem Arbeitstag in Lünen

1200 Kilometer: Von Werne bis nach Schottland

Zehn Jahre lang arbeitete er in Lünen und lebte in Werne. Jetzt aber ist der Schotte John Thomson nicht mehr Ingenieur bei Caterpillar in Lünen, sondern Rentner. Deshalb fuhr er zurück nach Schottland. Mit dem Fahrrad. Die ganzen 1200 Kilometer. 16 Tage lang.

WERNE/LÜNEN

, 30.07.2017 / Lesedauer: 3 min

Der Hahnenbalken war seine liebste Kneipe in Werne. Von hier aus startete John Thomson (2.v.r.) in sein Abenteuer.

Punktlandung hätte man sagen können, wenn John Thomson wie üblich mit dem Flugzeug zurück in die Heimat geflogen wäre. Diesmal nahm er das Rad nach Stonehouse in der Nähe von Glasgow. „Ich fühle mich gut. Habe keinerlei Beschwerden. Das war wirklich eine tolle Reise“, sagt der 57-jährige Frührentner.

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Am 29. Juni fiel das Werkstor beim Bergbauzulieferer Caterpillar in Lünen hinter ihm ins Schloss. Nur einen Tag später begann seine Reise auf dem Rad, bei der ihn immer wieder Freunde auf Teilstücken begleitet haben. Übernachtet hat er in Hotels.

Ingenieur bei Caterpillar in Lünen

Nun ist Thomson in seiner Heimat angekommen, in der er während der vergangenen zehn Jahre entweder nur am Wochenende oder zur Urlaubszeit weilte. Den Rest der Zeit verbrachte er an seinem Zweitwohnsitz in Werne – oder als angesehener Ingenieur bei seinem Arbeitgeber Caterpillar.

Nun hat Thomson Zeit für seine Familie. Die wartete in Stonehouse schon sehnsüchtig auf ihn. Seine Frau Anne, sein Sohn Ross und der vier Monate alte Enkel Archie sowie jede Menge Freunde und andere Verwandte bereiteten ihm vor wenigen Tagen einen großen Empfang. Auf einer Straße hatten sie für Thomson einen Zieleinlauf improvisiert. Gleich wurde auf seinen Husarenritt angestoßen und natürlich wollten alle wissen, wie die Reise war.

Fotos aus Holland und Belfast

Lebenszeichen während seiner Tour hatte Thomson immer mal wieder zwischendurch per WhatsApp in die Welt gesendet. Darunter zum Beispiel Fotos aus Holland, von wo aus er mit der Fähre nach England übergesetzt hatte. Er schickte Fotos von der Isle of Man, aus Belfast und aus York.

Der englischen Stadt im Nordosten attestierte Thomson eine nie geahnte Kneipen-Dichte. „So viele Pubs auf einmal habe ich in meinen Leben noch nicht gesehen.“ Und er hat einige gesehen. In Werne hat er sich im „Hahnenbalken“ am Kirchplatz am wohlsten gefühlt.

Ambitionierte Etappen bis Holland

So eine Reise mit dem Fahrrad birgt natürlich auch Tücken – Thomson aber blieb weitestgehend verschont. Die Fähre in Holland hatte er problemlos und zeitnah erreicht. Die ersten Etappen bis Hoek van Holland waren ambitioniert geplant, damit er rechtzeitig am Fähranleger stehen konnte.

Circa 330 Kilometer verteilt auf vier Tage musste er bewältigen. Körperlich ging es ihm immer gut. Nur die Technik versagte ein einziges Mal. An Tag elf musste er nach 25 Kilometern Fahrt über Land umdrehen und zurück in die Stadt radeln. In der Fahrradwerkstatt ging dann alles relativ zügig: „Die haben einen fantastischen Job gemacht. Es gab ein Problem mit der Fahrradkette und den Bremsen. Nach einer Stunde konnte ich wieder losfahren.“

Reparatur machte sich bemerkbar

Der Umweg und die Reparatur machten sich am Ende des Tages aber doch bemerkbar. Fast elf Stunden war er unterwegs. „Das war echt hart.“ Und am Ende verpasste er an diesem Tag die Fähre auf die Isle of Man. Nicht ganz so anstrengend war die letzte Etappe des Trips.

Obwohl, hier kämpfte Thomson nicht gegen die Technik, sondern das englische Wetter – beziehungsweise schottisches Wetter. Englisches Wetter gibt es bei den stolzen Schotten nicht.

"Der erste Tag fühlt sich komisch an"

Jetzt kann sich John Thomson von der mehr oder weniger strapaziösen Reise ausruhen – als Rentner. Diese Rolle ist noch etwas ungewohnt für den 57-Jährigen.

Nach den ersten 24 Stunden seines Rentnerdaseins in der Heimat schrieb er: „First day feels funny“ – der erste Tag fühlt sich komisch an.