Die Senioren, die regelmäßig zu Rebecca Gutzat in die Suppenküche kommen, sind für sie mittlerweile zur Familie geworden. „Es ist eine richtige Gemeinschaft, die Leute unterstützen und helfen sich auch mal gegenseitig.“ Umso mehr ist ihr ein Stein vom Herzen gefallen, als sie wusste: Die Suppenküche kann erhalten werden. Denn als es hieß, die Alltagshelden ziehen um zum Bült, hätte die Suppenküche „fast auf der Straße gestanden“.
Die Suppenküche war erst im Januar 2023 ins Leben gerufen worden. Zweimal in der Woche konnten dafür die Räume der Alltagshelden am Roggenmarkt 30 in Werne genutzt werden. Mittlerweile würden pro Tag rund 20 Personen das Angebot nutzen. Alles Senioren mit einer kleinen Rente, so Rebecca Gutzat. „Hätten wir das aufgeben müssen, wäre das eine Katastrophe für Werne gewesen.“ Doch Rebecca Gutzat hat nicht aufgegeben, sondern alle Hebel in Bewegung gesetzt, den Kontakt zu dem Vermieter der Räume gesucht und bei der Wirtschaftsförderung zwecks Fördermittel angefragt.

Mit dem Landesförderprogramm ZIO (Landesprogramm Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren NRW) kann die Miete für bis zu zwei Jahre reduziert werden. Innerhalb von nur drei Wochen wurden die Räume am Roggenmarkt umgestaltet, eine Küche eingebaut, Möbel ausgepackt und aufgestellt. Jeder aus der Familie habe mit angepackt, erzählt Rebecca Gutzat. Am 21. Juni konnte neu eröffnet werden. „Glück im Unglück“, betont die erste Vorsitzende des Vereins. Denn so kann nicht nur das Angebot der Suppenküche dienstags und freitags aufrechterhalten werden, es kommen auch noch weitere Aktivitäten hinzu.
So wird zum Beispiel montags ein Spielenachmittag für Senioren eingeführt. Dafür kommt Marco Wissmann mit seinen Hunden vorbei, die zusätzlich für einen Wohlfühlfaktor sorgen sollen. „Nicht jeder, der hier dabei ist, kann sich ein eigenes Tier leisten“, weiß Rebecca Gutzat. Sollte das Interesse da sein, könne man auch noch einen zweiten Nachmittag veranstalten.
Neue zweite Vorsitzende
Außerdem bekommt die erste Vorsitzende nun Unterstützung von ihrer Tochter. Sophie Gutzat hat den Posten der zweiten Vorsitzenden von Martin Pausch übernommen, der dem Verein aber auch weiter treu bleibt. Mit der 18-Jährigen wird das Angebot des Vereins auch auf den Jugendbereich erweitert. Es sollen zum Beispiel Lernabende für Jugendliche organisiert werden. „Wir gehen in die richtige Richtung“, freut sich Gutzat.
Bereits seit den Anfängen vor mittlerweile fast zehn Jahren seien ihre Kinder mit dabei gewesen. Damals hatte Rebecca Gutzat das erste Mal die offene Weihnachtsfeier für Menschen in Werne organisiert, die Weihnachten nicht alleine sein wollen. Die Veranstaltung hat sich längst etabliert, zum 10-jährigen Jubiläum dürfen die Organisatoren dafür sogar die Mensa von Amazon in Werne nutzen. Längst laufen die Planungen und es soll einige Überraschungen geben.

Doch zurück zu den Räumen am Roggenmarkt. Neben Spielenachmittag, Suppenküche und Lernabenden soll es auch eine Beratung geben. „Ich habe ein offenes Ohr für alle und versuche zu helfen, indem ich Hilfe vermittel“, sagt Rebecca Gutzat und setzt hier auf ihre guten Kontakte. Feste Zeiten gebe es dafür (noch) nicht, aber auch die sind in Planung.
Das alles macht sie wie alle anderen Helfer ehrenamtlich neben ihrem eigentlichen Job. Und so können sie trotz aller Arbeit nicht überall gleichzeitig sein. Rebecca Gutzat hat deshalb noch einen Wunsch: „Wir würden uns freuen, wenn die Menschen ein bisschen mit auf ihre Nachbarn gucken. Ist dort vielleicht jemand einsam? Man kann den Hinweis auf unsere Angebote ja vielleicht einfach mal weitergeben.“
Und: „Es ist definitiv nicht schlimm, wenn man zu uns kommt. Es ist auch nicht verbindlich. Wem es nicht gefällt, der ist nicht dazu verpflichtet, zu kommen“, will die erste Vorsitzende mit Vorbehalten aufräumen.
Sponsoren gesucht
Und nun ist alles perfekt? Leider nicht ganz. Ein Wermutstropfen bleibt. Denn der Verein lebt ausschließlich von Spenden. „Wenn die Förderung wegfällt, können wir uns nach zwei Jahren die Miete nicht mehr leisten.“ Schon jetzt bereitet das der ersten Vorsitzenden einiges Kopfzerbrechen. Frühzeitig will sie auf Firmen zugehen und Sponsoren suchen. Wer sich einbringen möchte, kann sich an den Verein wenden, alle Informationen und Kontaktdaten gibt es unter www.keiner-einsam.de. Dasselbe gilt für Ehrenamtliche, die Ideen für Kurse und Co. haben, denen aber noch die Räume dafür fehlen. „Wir haben hier immer noch freie Kapazitäten“, so Rebecca Gutzat.