Ein Wolf hat im März in den Kreisen Borken, Viersen und auch Steinfurt mit eindeutigem Nachweis insgesamt sieben Schafe gerissen. Der mit dem Namen „GW2807m“ identifizierte Jungrüde stammt laut Landesumweltamt (Lanuv) aus dem belgischen Rudel „Hechtel-Eksel“ und wurde in den vergangenen Monaten auch in Vreden auffällig. Auch dort hat er ein Schaf gerissen.
Zudem sind dessen genetische Spuren nachweislich über einen geringen Zeitraum in nahe liegenden Gebieten festgestellt worden. Das lässt darauf schließen, dass das Tier binnen kurzer Zeit große Strecken zurücklegt, um ein eigenes Territorium zu erschließen.
Aber was genau bedeutet das für die Region? Wir haben Fragen und Antworten zum Thema zusammengestellt.
Weshalb breitet sich der Wolf überhaupt in Deutschland wieder aus?
Bis 1850 wurde der Wolf in Deutschland gänzlich ausgerottet, bis praktisch keine freilebenden Wölfe mehr vorzufinden waren. Als dieser dann im Jahr 1990 unter Artenschutz gestellt wurde, wurden die Jagd und das Betreten seiner Bauten und Rückzugsorte untersagt. Laut Nabu ist dies einer der Hauptgründe, weshalb Wölfe sich nach und nach wieder ansiedeln konnten.
Gilt die Region jetzt als Wolfsgebiet?
Nein. Zwar gab es vereinzelte Wolfssichtungen zwischen Heek, Vreden und Legden, dennoch gehören Vreden und die umliegenden Städte offiziell nicht zu Wolfsgebieten. Denn dafür müsste ein Wolf oder ein Rudel über die Dauer von sechs Monaten mehrfach festgestellt werden.

Der Leiter des Hegerings Vreden Antonius Bengfort schätzt die Situation wie folgt ein: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Wölfe auch hier zu sichten sind, ist sehr hoch.“ Dann seien es aber meist Tiere, die durchstreifen und weiterziehen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass Tierhalter mit vereinzelten Angriffen rechnen müssen. Allerdings seien hohe Anzahlen an Nutztierrissen bislang nicht zu erwarten.
Auch sei es sehr unwahrscheinlich, dass Vreden in nächster Zeit zu einem Wolfsgebiet wird. Dies könne sich jedoch in den kommenden Jahren noch ändern. „Denn jährlich erhöhen sich die Wolfszahlen um 20 bis 30 Prozent“, so Antonius Bengfort.
Was können Nutztierhalter tun, um sich vor Angriffen zu schützen?
Jegliche Nutztierhaltungen mit Schafen und Ziegen sowie Gehegewild haben das Recht auf die Förderung von Präventionsmaßnahmen. Dazu müssen die Weideflächen in ausgewiesenen Wolfsgebieten liegen, was in Vreden wie gesagt nicht der Fall ist.
Dennoch haben auch Nutztierhalter in Vreden im Falle eines Angriffes Anspruch auf Schadenersatz. Diesen bewilligt die Bezirksregierung, wenn der Riss protokolliert und bei einem regionalen Wolfsberater innerhalb von 24 Stunden gemeldet wird.
Können Wölfe für Menschen und (Haus-)Tiere gefährlich werden?
Im Regelfall begegnen sich Wolf und Haustier sehr selten. Falls es doch zu einem Aufeinandertreffen kommt, besteht auch dann in den meisten Fällen keine Gefahr. Normalerweise meiden sie die Begegnung mit dem Menschen, da sie diese weder als Beutetiere noch als Artgenossen wahrnehmen. Auch für den Hund bei einem Spaziergang besteht laut Lanuv meist kein Grund zur Panik.
Dennoch betont das Landesumweltamt, dass der Hund in Wolfsgebieten grundsätzlich angeleint bleiben sollte. Manchmal kann es vorkommen, dass Hunde das Interesse eines Wolfes erwecken, weil sie beispielsweise mit Artgenossen verwechselt werden können.
Wie sollte man reagieren, wenn man einem Wolf begegnet?
Wichtig ist, den Abstand zu wahren und ruhig zu bleiben. Falls die eigene Anwesenheit nicht bemerkt wurde, sollte auf sich aufmerksam gemacht werden. Davonlaufen sollte man bloß nicht, sondern sich stattdessen langsam rückwärts bewegen. Falls die Neugierde nicht schwindet, rät das Landesumweltamt, den Wolf mit lautem Verhalten auf Abstand zu halten oder ihn damit in die Flucht zu schlagen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 15. Mai 2023.