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Wohnungseinbrüche in Vreden mehr als verdoppelt – der Grund ist kurios
Kriminalität
Gute Nachrichten für Vreden: Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Straftaten in der Stadt leicht zurück. Doch die Delikte im Zusammenhang mit Rauschgift und die Einbrüche nahmen deutlich zu.
Die von der Polizei verzeichneten Straftaten in Vreden sind im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Kriminalitätsstatistik der Kreispolizeibehörde in Borken hervor. Diese registrierte zuletzt 921 Delikte, nach 929 Fällen in 2020.
Doch ein genauer Blick in das Zahlenwerk lohnt sich, denn hier gibt es einige Auffälligkeiten: So stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche von 16 im Jahr 2020 auf zuletzt 83. Das entspricht einer Zunahme von knapp 419 Prozent. Die Aufklärungsquote nahm zugleich von 43,8 auf 90,4 Prozent zu, aber die Zahl der Tatverdächtigen von fünf auf vier ab.
Serientäter verzerrt die Statistik
Merkwürdige Zahlen, die einer Erklärung bedürfen – und genau die hat die Kreispolizeibehörde parat. Hinter dem statistischen Ausreißer steckt ein einziger Täter: „In Vreden kam es zu einer Tatserie mit 71 Fällen von Tageswohnungseinbrüchen in einem Haus, in dem sowohl der Beschuldigte als auch die Geschädigte leben“, hieß es von der Polizei-Pressestelle auf Nachfrage der Redaktion.
Der Fall ist bereits zu Jahresbeginn vor dem Amtsgericht in Ahaus verhandelt worden: Ein Vredener sollte eigentlich allein den Wasserzählerstand in der Wohnung einer Bekannten ablesen, doch er ließ eine Kopie des Haustürschlüssels anfertigen. Mit diesem verschaffte er sich mehrfach unbefugt Zutritt zur Wohnung, um regelmäßig Geldbeträge zu stehlen.
Diebstahl bei einer Bekannten
Über sieben Monate hat der Täter jeweils zehn bis 30 Euro aus der Wohnung einer ehemaligen Arbeitskollegin mit immer der gleichen Masche gestohlen haben. Immer zweimal die Woche, immer wenn die Bekannte zur Arbeit war, immer aus dem Kleiderschrank. Am Ende erhielt der Mann eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung plus 150 Sozialstunden.
„Aufgrund der Klärung dieser Tatserie ist die Aufklärungsquote in 2021 stark gestiegen“, so die Polizei. Denn: Jede einzelne Tat wird statistisch erfasst.
Rauschgift-Delikte stiegen deutlich
Die gestiegenen Wohnungseinbrüche sind nicht die einzige Auffälligkeit in der Statistik. So nahmen die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz um 89 Prozent auf 119 Delikte zu. Damit steht Vreden nicht allein, einen solchen Anstieg habe die Polizei in vielen Städten im vergangenen Jahr beobachten können, hieß es.
Die Erklärung: Bei Rauschgiftdelikten handelt es sich um sogenannte „Kontrolldelikte“. Anzeigen von Bürgern sind die Ausnahme, die verdachtsabhängigen Kontrollen durch die Polizei die Regel. Je höher die Kontrolldichte, je mehr Taten werden aufgedeckt und damit aufgeklärt.
Mehr Kontrollen, mehr Delikte
Regionale Schwankungen seien im Regelfall auf regional gestiegene Kontrollaktivitäten von Polizei und Zoll zurückzuführen: „Die gestiegenen Fallzahlen zeigen also nicht unbedingt eine höhere Kriminalität, sondern vielmehr eine bessere Aufklärung des Dunkelfelds“, erklärte Polizei-Pressesprecher Thorsten Ohm.
Die erhöhten Aktivitäten der Behörden führen zugleich zu weiteren Ermittlungsansätzen. Werden etwa die Smartphones der Beschuldigten ausgewertet, führt dies zu weiteren Ermittlungsansätzen und weiteren Tatverdächtigen – sowohl Konsumenten als auch Händlern.
„Veränderte rechtliche Sichtweise der Staatsanwaltschaft“
Die Polizei macht hier auf einen weiteren Faktor aufmerksam: Wer unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln ein Auto führt, macht sich nicht nur einer Ordnungswidrigkeit schuldig. Dies schließt auch den vorherigen strafbewehrten Besitz von Betäubungsmitteln ein.
„Diese veränderte rechtliche Sichtweise der Staatsanwaltschaft führt dazu, dass in diesen Fällen nunmehr auch Strafanzeigen wegen des illegalen Besitzes von Betäubungsmitteln zu fertigen sind“, so die Polizei. „Insgesamt führte das zu erhöhten Zahlen der Rauschgiftkriminalität.“