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Sie sind die letzte Hoffnung: Mediziner helfen Brandopfern in Uganda
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Der Vredener Chirurg Dr. Arnulf Lehmköster war wieder mit einem Team von Helfern in Uganda, um Menschen mit schwersten Verbrennungen zu helfen – die sonst keine Hilfe zu erwarten hätten.
Der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie bestimmen derzeit die Nachrichten. Diese großen Krisen lassen die Not vieler Menschen in den Hintergrund rücken. Doch vergessen werden sie nicht – dafür sorgen Menschen wie Dr. Arnulf Lehmköster, Leiter der Sektion Vreden von Interplast-Germany.
„Der Zugang der Menschen zu geeigneter medizinischer Grundversorgung ist weiterhin extrem abhängig vom Geld: Wer keins hat, der hat keinen Zugang zu grundlegendsten medizinischen Leistungen“, beklagt der Mediziner.
Häufige Feuer-Unfälle
Erst am vergangenen Wochenende ist der Vredener aus Uganda zurückgekehrt, wo er mit einem aus Dr. Madeleine Hösel (Anästhesistin), Ursula Schoppen-Beeke (Anästhesiefachschwester), Thorsten Huhn (Techniker), Petra Wansing (OP-Fachschwester) und Prof. Dr. Patrick Jaminet (Plastischer Chirurg) bestehenden Team gereist war. In der ugandischen Stadt Kamuli waren sie zwischen dem 5. und dem 20. März im dortigen Mission Hospital zu Gast. Es war bereits die siebte Mission in der mittelgroßen Stadt.
Aber es stand kein Urlaub auf dem Programm, sondern Arbeit. Das Team wurde in Uganda bereits sehnsüchtig erwartet: „Groß ist in Uganda die Zahl an verbrennungsbedingten Vernarbungen, die die Beweglichkeit der Extremitäten zum Teil erheblich einschränken“, so Arnulf Lehmköster weiter. Die Menschen benötigen Feuer zum Kochen, hier kommt es im Alltag zu Unfällen, gerade bei Kindern.
Verbrennungen nicht richtig behandelt
Das sei in der Regel die Folge einer nicht adäquaten Erstbehandlung der Verbrennungen: „Auch monatelang nicht behandelte, aber operationspflichtige frische Verbrennungswunden wurden uns vorgestellt sowie viele offene Wunden, die mit Hauttransplantaten zu versorgen waren.“

Halfen in Uganda (v. l. n. r.): Ursula Schoppen-Beeke (Anästhesiefachschwester), Thorsten Huhn (Techniker), Dr. Madeleine Hösel (Anästhesistin), Dr. Arnulf Lehmköster (Plastischer Chirurg), Petra Wansing (OP-Fachschwester) und Prof. Dr. Patrick Jaminet (Plastischer Chirurg) von der Sektion Vreden von Interplast Germany. © Interplast
Das Fachpersonal und in Teilen auch die Infrastruktur für die erforderliche Behandlung solcher Verletzungen ist in Uganda kaum vorhanden – und schon gar nicht in der Fläche, in einer Stadt wie Kamuli mit 68.000 Einwohnern. Die Auftrennung und Versorgung der großen Brandwunden mit Vollhauttransplantaten, Spalthauttransplantationen , die Entfernung von Tumoren der Körperoberfläche und viele weitere Eingriffe waren das tägliches OP-Programm der Gäste der Sektion Vreden.
38 Patienten in neun Tagen operiert
Die wiederum arbeiteten mit den vor Ort tätigen Kräften zusammen, um die entsprechenden Techniken dort zu vermitteln: Immer waren zwei ugandische Ärzte „mit am Tisch“, wie es im Chirurgenjargon heißt, und auch eine Krankenschwester assistierte bei jeder Narkose. Madeleine Hösel und Patrick Jaminet, für die es die ersten Interplast-Einsätze waren, fanden sich laut Arnulf Lehmköster rasch in das für sie neue Umfeld ein.
Insgesamt konnte das Team an 38 Patienten an neun OP-Tagen 54 Operationen vornehmen. Erste Verbandswechsel zeigten größtenteils hundertprozentiges Einheilen der Hauttransplantate. „Es ist für uns immer wieder bewegend zu erleben, wie groß die Freude und Dankbarkeit der Patienten ist“, berichtet Arnulf Lehmköster. „In vielen Fällen sind es aber auch dramatische, individuell lebensverändernde Resultate, die wir mit unseren Operationen erzielen können.“
Mann konnte Augen nicht mehr schließen
Dahinter verstecken sich mitunter dramatische Geschichten: Er berichtet von einem jungen Mann, dessen Augenlider und Lippen verbrannt waren, so dass er Augen und Mund nicht mehr schließen konnte. Das ist nach der Hilfe des Interplast-Teams wieder möglich: „Doch hier ist noch über Jahre Arbeit zu leisten.“ In einem anderen Fall waren bei einem kleinen Jungen die nicht verheilten Brandwunden an Arm und Oberkörper miteinander verwachsen.
Für Arnulf Lehmköster steht fest: Hilfe wird in Uganda weiterhin erforderlich sein. Im kommenden Frühjahr wird es aller Voraussicht nach wieder nach Kamila gehen.