
Citymanager Jörg Lenhard hat der Redaktion erklärt, wie die Umnutzung von Geschäften zu Wohnungen in der Vredener Innenstadt realisiert werden soll. Im Bild ein leerstehendes Lokal an der Burgstraße, das die Stadtverwaltung im September 2021 als mögliches Objekt für das Förderprogramm im Auge hatte wegen einer „1b-Lage“. © Fotos Gehring/Schley (A)
Wohnungen statt Geschäfte in Vreden: Citymanager erklärt die spezielle Idee
Fördergelder
Leerstand ist für die Attraktivität einer Innenstadt Gift. Das gilt auch für Vreden. Zuletzt hat sich schon vieles verbessert, aber das ist noch nicht genug. Es wird weiter kräftig getüftelt.
Auch Vreden sieht sich dem Problem gegenüber, dass sich das Kaufverhalten der Menschen verändert hat. Internetshopping und Outlets entziehen der Innenstadt Kaufkraft. Dieses Problem wird mit Investitionen in die City „bekämpft“. Auf unterschiedliche Weise.
30 Ladenlokale konnten mit Fördergeldern des Landes neu belebt werden. Über drei Förderaufrufe in den Jahren 2020, 2021 und 2022 wurden Vreden insgesamt 435.000 Euro bewilligt. „Da sind wir gut unterwegs“, zeigt sich Vredens Citymanager Jörg Lenhard im Gespräch mit der Redaktion zufrieden.
Nachhaltigkeit stimmt
Besonders erfreulich sei, dass schon bei mehr als der Hälfte der Geschäfte nachfolgende Mietverträge abgeschlossen worden seien. Ein Beleg dafür, dass das Konzept aufgehe. „Die Nachhaltigkeit stimmt“, so der Citymanager.
Doch in Vreden wird jetzt auch noch ein anderer Weg eingeschlagen. Einer, der Vorhandenes durch Umnutzung optimieren soll. Klingt komplex, ist es aber nicht. Obendrein erhält die Stadt Vreden dafür weitere 105.000 Euro Fördergelder (NRW Stadtbauförderung 2022).
Die Idee: Einzelhandelsflächen, die aufgrund ihrer Lage einfach keine Zukunft mehr haben, sollen zu Wohnungen umgebaut werden. So sollen gezielt „überschüssige“ Einzelhandelsflächen vom Markt genommen werden, um das Gesamtbild der Innenstadt zu stärken.
„Wir haben uns dafür die Innenstadt ganz genau angeschaut und analysiert“, berichtet Citymanager Jörg Lenhard. Dort, wo aufgrund von Lage und Attraktivität Einzelhandel als nicht mehr zukunftsträchtig eingestuft wurde, soll sich im Idealfall schon 2023 etwas tun.
In der Burgstraße soll etwas passieren
Doch wo genau ist das der Fall? Der Citymanager führt die Burgstraße in Richtung Rathaus an. Für fünf Objekte sei darum in Absprache mit den Eigentümern der Förderantrag gestellt worden. Seit 14 Tagen liegt der Stadt jetzt die Bewilligung vor.
Die Förderung sieht vor, dass jeder Immobilieneigentümer im Falle eines Umbaus der Ladenfläche zu Wohnraum bei einem Investment von 100.000 Euro auf bis zu 25.000 Euro Fördergelder zurückgreifen kann. Die Stadt Vreden beteiligt sich an der Fördersumme mit 40 Prozent über den kommunalen Haushalt. Die Förderperiode läuft von 2022 bis 2025.
„Es ist ein Angebot. Wir werden jetzt noch mal die Eigentümer über die Förderbewilligung informieren“, sagt der Citymanager. Und an einem Objekt seien in Absprache sogar schon die ersten Arbeiten angelaufen.
Auf ausschließlich eigene Kosten des Eigentümers, denn für eine Förderung darf mit den Maßnahmen nicht vor Bewilligung angefangen werden. Das gilt nicht nur in diesem Fall, sondern ist die Regel bei Fördergeldern.
Kleines Hintertürchen
Zurück zu den auserkorenen Objekten als solchen. Ein kleines Hintertürchen für eine alternative Nutzung zu Wohnraum bleibt nämlich geöffnet, wie der Citymanager berichtet. Einzelhandel nein, aber wenn jemand dort etwa ein Versicherungsbüro aufmachen wollen würde, gebe es da Möglichkeiten.
„Aber die primäre Nutzung soll ganz klar Wohnen sein“, betont Jörg Lenhard. Und natürlich weiß auch der Citymanager, dass die Handvoll Wohnungen, die perspektivisch entstehen könnten, nicht nachhaltig die Wohnungsnot in Vreden lindern werden. Doch darum geht es auch nicht primär.
„Es geht um eine Aufwertung der Innenstadt“, unterstreicht Lenhard. Nichts sei unattraktiver für eine City als Leerstand. Wenn an zwei der auserkorenen Objekte 2023 baulich etwas passiere, sei das schon ein erster Erfolg. Ob das in Zeiten knappen und teuren Baumaterials funktioniert, ist offen.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
