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Wilde Verfolgungsjagd: Drogenkurier (23) springt in Bach und taucht ab
Mit Video
Eine wilde Verfolgungsjagd haben sich ein Drogenkurier (23) und Zollbeamte in Vreden nahe der niederländischen Grenze geliefert. Eine Verfolgung, die selbst für die Beamten nicht alltäglich war.
Es ist später Mittwochnachmittag (7. Juli). Ein 23-jähriger Mann hat mit seinem E-Scooter die nur wenige hundert Meter entfernte niederländische Grenze überquert. In Schlangenlinien fährt er in Oldenkott auf dem Radweg Richtung Ammeloe. Auf dem Rücken trägt er einen schwarzen Rucksack.
Der Inhalt des Rucksacks hat es in sich. Gut ein Kilogramm Marihuana mit einem Straßenverkaufspreis von rund 10.000 Euro hat der 23-Jährige nach Deutschland mitgebracht. Eine Einfuhr in „nicht unehrheblicher Menge“. Sein Pech: Beamte des Zolls witterten die Nummer.
Zollbeamte werden misstrauisch
Die Beamten der Kontrolleinheit Verkehrswege (KEV) des Hauptzollamtes Münster waren vor Ort im Einsatz. Die Schlangenlinienfahrt des 23-Jährigen machte sie misstrauisch. Sie hielten den jungen Mann an, um ihn zu kontrollieren. Der Anfang einer wilden Verfolgungsjagd.

Auf einem E-Scooter und in Schlangenlinien fuhr der Drogenkurier über diesen Radweg Richtung Ammeloe. © Till Goerke
Zunächst rückte der 23-Jährige den Rucksack nur widerwillig heraus, dann warf er den E-Scooter in Richtung der Zollbeamten und setzte zur Flucht Richtung Grenze an. Sofort nahmen die Beamten die Verfolgung auf – zu Fuß und mit dem Streifenwagen.
Drogenkurier wirft Brieftasche weg
„Das war für die Kollegen schon ein nicht alltäglicher Aufgriff. Die Art und Weise war echt schon ungewöhnlich“, berichtet Britta Flothmann, die beim Hauptzollamt Münster für die Pressearbeit zuständig ist, auf Anfrage der Redaktion.
Während der Flucht schmiss der Drogenkurier seine Brieftasche in ein Feld, ehe er am Emrichbach die Böschung hinuntersprang und sich vor den Zollbeamten im Bach unter dem Schilf im Wasser versteckte. „Die Kollegen haben aber mit vollem Einsatz alle Fluchtwege abgeschnitten“, erklärt Britta Flothmann.
Das sah auch der Drogenkurier nach einer Weile ein. Klitschnass kam er letztlich aus dem Bach geklettert und ließ sich dann widerstandlos festnehmen. Die Zollbeamten eröffneten wegen der Drogeneinfuhr ein Strafverfahren. Zudem wurde der Mann vorläufig festgenommen.
Drogenkurier ohne festen Wohnsitz?
Der Grund: Nach eigenen Angaben will der Mann keinen festen Wohnsitz haben – weder in Deutschland noch in den Niederlanden. „Die Personalien-Überprüfung gestaltet sich schwierig“, so die Pressesprecherin des Hauptzollamtes Münster. Denn den Beamten sei es (bisher) nicht gelungen, die weggeworfene Brieftasche des Mannes wiederzufinden.
Kurios: Der E-Scooter ist auf einen Mann aus Ahaus zugelassen, wie Britta Flothmann berichtet. Ob und wie der Drogenkurier und der Mann aus Ahaus in Verbindung stehen, ist noch unklar. Ebenso, ob der E-Scooter zuvor geklaut wurde. „Das ist alles spekulativ“, so die Zoll-Pressesprecherin.

Im Schilfgürtel des Emrichbachs versteckte sich der Drogenkurier vor den Zollbeamten. © Till Goerke
Da die Wohnsituation des Drogenkuriers unklar ist, wurde er einem Haftrichter vorgeführt. Denn sollte sich der Umstand der Wohnungslosigkeit bestätigen, wäre es für die Ermittlungsbehörden nicht so einfach, wieder Zugriff auf den 23-Jährigen zu bekommen, wäre er auf freiem Fuß.
Die weiteren Ermittlungen hat jetzt das Zollfahndungsamt Essen am Dienstsitz Nordhorn übernommen.
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