
© Hubert Stroetmann
Weil das Projekt nicht pünktlich fertig wird: Aus für den „Berkelbalkon“
ISEK Vreden
„Mega-Enttäuschung“ im Bauausschuss und Verwunderung über die Bezirksregierung: Diese streicht Zuschüsse für Projekte, die 2020 realisiert werden sollten – aber noch nicht so weit sind.
Das kam im Bauausschuss gar nicht gut an und nach Vermutung von Reinhard Laurich (SPD) wird es das auch beim Bürger nicht: Die Bezirksregierung Münster hat Zuschüsse für das Projekt „Berkelplatz und Berkelbalkon“ gestrichen. Die Aufwertung des Geländes rund um Kult und Berkelkraftwerk war ein für 2020 geplantes Projekt. Der Realisierung kam aber der Hochwasserschutz dazwischen. Die Bezirksregierung blieb trotzdem hart: Fristüberschreitungen würden nun nicht mehr zugelassen, teilte die Behörde der Stadt Vreden mit.
Fachbereichsleiter Joachim Hartmann war in der Bauausschuss-Sitzung der Überbringer der schlechten Nachricht und skizzierte den Grund für das Aus: Die Hochwasserschutzmaßnahmen an der Berkel und die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit des Ausbachs hingen schon unter baulichen Aspekten mit dem „Berkelbalkon-Projekt“ zusammen. Deswegen war 2019 ein förderfähiges Konzept für beide Maßnahmen erarbeitet worden.

Dass das Gelände rund um Kult, Berkelkraftwerk und der Dampfmaschine in der Vitrine viel Potenzial hat, zeigt diese Ansicht. © Hubert Stroetmann
Umgesetzt werden sollte dieses dann 2021, was der Bezirksregierung auch so mitgeteilt worden war, blickte Joachim Hartmann zurück. Und das sei in der Vergangenheit auch nie ein Problem gewesen.
Nur jetzt sei die Situation eine andere: Das zuständige Landesministerium habe die bisherige Praxis geändert und lasse nun keine Fristüberschreitungen mehr zu. Zu viele Fristüberschreitungen der Kommunen hatten für erhebliche Haushaltsreste beim Land gesorgt. Das solle vermieden werden.
Berkelbalkon war ein „Schlüsselprojekt“
Auch wenn sie dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüberstehe, hieß es von der Bezirksregierung Münster, gelte das nun auch für den „Berkelbalkon“. 910.000 Euro wollte die Stadt investieren, die Pläne zählten laut Joachim Hartmann zu den „Schlüsselprojekten des ISEK“ (Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept). Bis zu 60 Prozent hätte das Land über die Bezirksregierung dafür ausgezahlt.
Geplant waren mehr Aufenthaltsqualität an der Berkel. zum Beispiel durch Terrassen am Ufer, auf denen man hätte Platz nehmen können. „Das wäre wünschenswert gewesen“, kommentierte Hermann Hoffschlag (sachkundiger Bürger, CDU). „Das Projekt war ein gutes. Schade, dass es nicht realisiert werden kann“, befand Reinhard Laurich (SPD).

Der Zahn der Zeit nagt am Berkelkraftwerk. Die Pläne beinhalteten auch, an einem „lebendigen Industriedenkmal“ Anschauungsunterricht in Sachen Ökostrom zu geben. © Hubert Stroetmann
„Mega enttäuscht“ sei man in der FDP, sagte Hendrik Mulder. Er hatte keine Hoffnung darauf, dass die Förderung doch noch wegen der Absage einer anderen Kommune fließen könnte: „900.000 Euro – so viele Pötte können gar nicht frei werden.“ Sandra Lentfort (Grüne) blickte nach vorne: „Das ist ein Eingang in die Stadt. Da sollten wir mal eine gewisse Attraktivität herstellen.“
Dass das nötig ist, sagte Christiane Albers (SPD) deutlich: „Schmuddelig“ sagte sie zum Zustand des Berkelkraftwerk-Gebäudes, das seit 2016 der Stadt gehört. „So schlimm ist die Ecke auch nicht“, befand hingegen Elmar Kampshoff (UWG), der feststellte, dass die Einstellung der lange gewährten Praxis „die viel gerühmte deutsche Gründlichkeit“ sei.
Abgespecktes Konzept soll bis August vorliegen
Ein bisschen Hoffnung verstreute Ausschussvorsitzender Hermann Geesink: „Wir sollten dran bleiben und Gewehr bei Fuß stehen, wenn andere Kommunen zurückziehen.“ Der Ausschuss beschloss einstimmig die von der Verwaltung vorgeschlagenen Maßnahmen: Bäume sollen gepflanzt und die Beleuchtung soll verbessert werden am Butenwall.
Das Geländer zur Berkel sollte erneuert und eine Sitzmöglichkeit geschaffen werden. In der Sitzung des Ausschusses im August soll über konkrete Pläne abgestimmt werden – der Spätsommer wird als Zeitraum für die Umsetzung angepeilt.