Freigängerkatzen: Chippen, kastrieren, abschießen?
Abschuss von Katzen in Vreden diskutiert
Freigängerkatzen waren Thema im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss. Auch über den Abschuss der Tiere wurde wieder diskutiert. Die Stadt präsentierte Zahlen: Die Kosten für die Unterbringung von Fundkatzen sind explodiert.

Freilaufende Katzen richten Schäden in der Natur an, weil sie zum Beispiel Bodenbrüter erlegen.dpa © picture alliance / Julian Strate
Eigentlich hatte der Förderverein Vredener Kulturlandschaft eine Chip- und Kastrationspflicht für Freigängerkatzen beantragt. Doch der Beschluss des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses geht in eine andere Richtung. Der Ausschuss hat die Verwaltung beauftragt, die Landesregierung aufzufordern, eine „ähnlich effektive Lösung“ wie die Vorgängerreglung zu finden. Diese sah vor, dass Jäger Katzen abschießen durften.
Seit 2015 dürfen Jäger in NRW keine Katzen mehr schießen und seitdem steigt die Zahl der freilaufenden Tiere. Das sei schlecht für die Natur, so der Förderverein Vredener Kulturlandschaft in seinem Antrag. „Eine freilaufende Katze erlegt ungefähr jeden zweiten Tag etwas – zum Beispiel Bodenbrüter oder Kleinsäuger“, sagte Titus Degener, Vorsitzender des Hegerings, am Montag im Gespräch mit der Redaktion
Kosten sind von 5000 auf 25.000 Euro gestiegen
Für die Stadt ergibt sich aus der neuen Regelung noch ein anderes Problem. Die Kosten der Unterbringung und tierärztlichen Behandlung von Fundkatzen sind im vergangenen Jahr von 5000 auf 25.000 Euro gestiegen. Denn seitdem die Jäger die Tiere nicht mehr schießen dürfen, fangen sie sie ein und geben sie bei der Stadt ab. Die Verwaltung sieht darin eine „Protesthaltung gegen die Jagdrechtsnovelle“. Diesen Vorwurf weist Titus Degener zurück. „Kein Jäger hat Spaß daran, Katzen zu schießen. Wir waren früher verpflichtet, wildernde Katzen aus der Natur zu entnehmen, also haben wir sie geschossen. Das dürfen wir nicht mehr, aber wir müssen sie immer noch der Natur entnehmen.“
Für ihn ist die Chip- und Kastrationspflicht für Freigängerkatzen eine gute Lösung. „Das würde die Zahl der verwilderten Katzen reduzieren, und man könnte Fundkatzen zuordnen. Dann müssten die Besitzer die Kosten für die Unterbringung der Fundkatzen bezahlen“, sagt Titus Degener. Die Verwaltung jedoch sieht das anders. Die Kontrolle einer solchen Regelung sei mit erheblichem Personalaufwand verbunden, ohne Kontrolle sei sie „nicht zielführend“. Hendrik Mulder (FDP) äußerte sich in der Ausschusssitzung ähnlich: „Eine Chippflicht löst das Problem nicht. Wer soll das alles verwalten?“
Borken hat Chip- und Kastrationspflicht eingeführt
Gerd Welper (Grüne) hingegen sprach sich für eine Chip- und Kastrationspflicht aus. „Die Kreisstadt macht doch vor, dass es geht.“ Borken ist kreisweit die einzige Stadt, die eine solche Regelung bereits eingeführt hat. „Das hat aber nicht den Erfolg gebracht, den man sich versprochen hatte“, meinte der eRste Beigeordnete Bernd Kemper dazu. Stephan Bengfort (CDU) sagte: „Das ist kein Problem, das auf der Stadtebene gelöst werden kann.“ Er schlug stattdessen vor, ein Schreiben an die Landesregierung zu schicken, mit dem Hinweis, „dass wir Handlungsbedarf sehen“. Die Verwaltungsvertreter fragten nach, ob das bedeute, dass man die Vorgängerregelung, also das Schießen von Katzen, wieder einführe wolle? Nicken in der CDU-Fraktion.
Abschuss ist „nur eine Möglichkeit“
Auf Anfrage der Redaktion relativierte Stephan Bengfort am Montag: „Das ist eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen sollte. Aber ein Lösungsvorschlag kann auch anders aussehen. Das ist dann Aufgabe der Landesregierung, das zu erarbeiten.“ Den Antrag hatte der Förderverein Vredener Kulturlandschaft gestellt. Mitglieder sind auch der Hegering, der Imkerverein, die KAB, der Nabu, das Gymnasium, der Heimatverein und die Stadt Vreden. „Die Zustimmung zu dem Antrag war einstimmig. Auch die Stadt hat also zugestimmt“, erklärt Titus Degener. Für Gerd Welper zumindest war der Vorschlag von Stephan Bengfort „ein Grund mehr, nicht zuzustimmen“. Doch der Ausschuss beschloss, den Antrag auf Chip- und Kastrationspflicht abzulehnen und stattdessen mehr Öffentlichkeitsarbeit zu veranlassen und die Landesregierung zum Handeln aufzufordern.