Ende Februar ist der Berkelsee gut mit Wasser gefüllt. Doch das war nicht immer so. „Der Berkelsee war nun auch erstmalig betroffen. Der Wasserstand ist um einen halben Meter abgesackt“, so Ludger Kremer mit Blick auf die mittlerweile regelmäßig wiederkehrende Problematik der austrocknenden Gewässer im Sommer. Vor allem das Zwillbrocker Venn war in der Vergangenheit regelmäßig betroffen.
Sicherlich sei das auch ein Problem der Verdunstung, aber: „Der Grundwasserkörper verläuft ja unter ganz Vreden. Wenn irgendwo etwas rausgezogen wird, fließt es von einer anderen Stelle nach.“

Es ist ein Thema, das ihn genauso bewegt wie viele Bürger in Vreden: die Grundwasserförderung der Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) auf dem Gebiet der Stadt Vreden und der Stadt Ahaus. Aus dem Unmut darüber ist nun die Bürgerinitiative Grundwasser Vreden entstanden. Am vergangenen Donnerstag trafen sich die Mitglieder zur offiziellen Gründungsversammlung.
Jährlich darf die SGW bis zu sieben Millionen Kubikmeter Grundwasser in Vreden abpumpen. Damit wolle man sich nicht länger abfinden, erklärt die Bürgerinitiative. „Das geförderte Wasser dient dazu, aus dem Untergrund von Gronau-Epe Steinsalz aus dem Boden zu lösen und die dann entstandene Sole an ein Unternehmen am Niederrhein zu liefern. Dort wird das Salz aus dem Wasser gelöst und als Grundlage für viele Produkte genutzt“, erklärt die BI.
30 Mal der Berkelsee
Das Vorgehen hält die Bürgerinitiative für nicht mehr verantwortbar. Stichwort: Klimawandel. „Wenn ich unten etwas rausnehme, dann sollte es nur so viel sein, wie von oben nachkommt. Sonst hatten wir im Jahr 800 Liter Regen pro Quadratmeter, jetzt sind es nur noch 500 bis 600“, so Kremer, frisch gewählter Pressesprecher der Bürgerinitiative.
Viele könnten sich gar nicht vorstellen, was für eine Menge die SGW eigentlich abpumpen darf. Ludger Kremer erklärt es an einem einfachen Beispiel: „Das ist rund 30 Mal der Inhalt des Berkelsees. Und das jedes Jahr.“
Die Gründungsmitglieder der Bürgerinitiative wollen sich damit „nicht länger abfinden“. Geplant sind unter anderem Demonstrationen. Die erste soll am Freitag, 24. März, um 16 Uhr am Kult in Vreden starten und durch die Innenstadt führen – zwei Tage nach dem Weltwassertag.
Angemeldet ist bereits alles. Nun hofft die Bürgerinitiative auf die Unterstützung aus der Bevölkerung. „Es geht jetzt darum, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Wir wollen Aufmerksamkeit erregen“, so der BI-Pressesprecher. Das Thema solle zu einer „gemeinsamen Sache aller Vredenerinnen und Vredener“ gemacht werden.
Genehmigung anpassen?
Das Ziel: „Die Bürgerinitiative versucht mit allen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln, zukünftig gegen die Praxis der SGW vorzugehen und sie zu beenden.“
Bis dahin gehe es aber auch um die Anpassung der Fördermengen: „Wenn so eine Genehmigung aus dem Jahr 2006 auf den damaligen Kenntnissen beruht, dann muss die auch angepasst werden, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern“, meint Kremer. „Wenn nur noch die Hälfte an Niederschlag kommt, darf ich auch nur noch die Hälfte an Wasser entnehmen.“
Im Zuge der Gründungsversammlung wurde auch ein Vorstand gewählt. Als Vorsitzende der Bürgerinitiative fungiert zukünftig Elisabeth Schwering, zum Kassierer wurde Dirk Lütjenhuis gewählt.
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