Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamts kontrollieren die Einhaltung der Corona-Verordnungen - keine einfache Aufgabe.

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Vredener Ordnungsamt über Lockerungen verwundert: „Schwer nachzuvollziehen.“

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Kontaktsperre, Sicherheitsabstand, Maskenpflicht: Für die Kontrolle der Corona-Regeln ist vor allem das Ordnungsamt zuständig. In Vreden wünscht man sich von der Politik aber mehr Transparenz.

Vreden

, 20.05.2020, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für Klaus Ahler und sein Team vom Vredener Ordnungsamt sind es ereignisreiche Wochen. Seitdem das Coronavirus Deutschland fest im Griff hat, kommen jeden Tag neue Herausforderungen auf sie zu. „Seit Mitte März befinden wir uns eigentlich im Ausnahmezustand“, sagt Ahler. Am Anfang der Pandemie waren es vor allem die zahlreichen neuen Verordnungen, die bei den Vredener Beamten für Kopfzerbrechen sorgten.

„Wir konnten gar nicht so schnell schauen, wie es wieder eine Neuerung gab“, berichtet der Ordnungsamtsleiter. Kontaktverbot, Sicherheitsabstand, Maskenpflicht. Vieles habe man, wie alle anderen Bürger, erst einmal aus den Medien erfahren. „Bis uns auf kommunaler Ebene eine offizielle Mitteilung erreicht hat, vergingen manchmal Tage.“

Das sorgte auch in der Bevölkerung für viele Fragezeichen. Da war und ist vor allem gute Kommunikation vonseiten der Behörden gefragt. Was zu Beginn die scharfen Beschränkungen waren, ist jetzt die Aufhebung ebendieser.

Von Lockerungen selbst überrascht

„Wir sind selbst überrascht, wie viel bereits gelockert wurde“, sagt Klaus Ahler. „Das bereitet uns enorm viel Arbeit und ist teilweise für alle schwer nachzuvollziehen.“ Als Beispiel nennt er die Gastronomie. „Die erste Ansage der Landesregierung für die Gastro-Branche war sehr schwammig formuliert. Da konnte man viel zwischen den Zeilen lesen.“ Zunächst habe es zum Beispiel die Auflage gegeben, dass ein Lokal nur dann öffnen dürfe, wenn es über eine Speisekarte verfügt.

„Außerdem sollte der Thekenbetrieb komplett verboten und eine Sitzplatzpflicht eingeführt werden“, erklärt Klaus Ahler. Infolge der angekündigten Auflagen hätten viele Vredener Gastronomen - vor allem Kneipenbesitzer - sich zunächst entschieden, die Türen weiter geschlossen zu halten. „Es gab viel Unverständnis. Wir wurden oft gefragt: ‚Warum darf das Lokal öffnen und ich nicht?‘ Die Auflagen wurden von einigen als übertrieben angesehen“, berichtet der Ordnungsamtsleiter.

Treffen mit vielen Wirten

Um Ungereimtheiten aus der Welt zu schaffen, trafen sich die Mitarbeiter des Ordnungsamts mit vielen Wirten. „Wir haben sie nach ihrem Konzept gefragt und beratend zur Seite gestanden“, so Ahler. Einige Auflagen wurden seitdem auch schon wieder zurückgenommen. Zum Beispiel die verpflichtende Speisekarten. Auch reine Kneipen dürfen in Vreden also wieder öffnen - und haben es am Wochenende auch erstmals getan.

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Auf der Homepage der Landesregierung heißt es allerdings immer noch, dass neben Clubs, Discotheken und Bordellbetrieben auch Bars weiterhin geschlossen bleiben müssen. Doch wo liegt der Unterschied zwischen einer Kneipe und einer Bar? „Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht“, gesteht Klaus Ahler offen. „Das ist wieder so ein Punkt, wo viel Auslegungssache ist.“

Die Landesregierung hat das Problem bei der Formulierung mittlerweile erkannt. Das Gesundheitsministerium erklärte daraufhin, dass diejenigen Lokalitäten geschlossen bleiben müssen, deren „charakteristisches Angebot“ nicht Speisen oder Getränke sind. Darunter fallen zum Beispiel Shisha-Bars. Kneipen hingegen nicht.

Weitere Kontrollen durch Ordnungsamt und Polizei

Keine Auslegungssache sind hingegen die Kontaktsperre und der Sicherheitsabstand. Die Einhaltung dieser Regeln kontrolliert das Ordnungsamt in Kooperation mit der Polizei auch weiterhin. Einfach ist dieser Arbeit aber ebenfalls nicht immer. „Familien dürfen sich treffen, Personen aus zwei Hausständen ebenfalls. Manchmal sagen wir zum Spaß, dass eigentlich jeder sein Familienstammbuch mitnehmen muss, wenn er das Haus verlässt“, sagt Ahler mit einem Augenzwinkern.

Ernsthaft fügt er hinzu: „Man muss der Bevölkerung ein großes Lob aussprechen. Die Verstöße gegen Corona-Verordnungen waren die absolute Ausnahme. Diese Akzeptanz der Regeln ist nicht selbstverständlich.“ Am 1. Mai zum Beispiel, wo sonst ein großer Teil der Vredener in Gruppen unterwegs ist, habe es gar keine Verstöße gegeben. „Unsere Abendschicht konnten wir sogar eine Stunde früher abbrechen.“ Allerdings weiß Klaus Ahler auch, dass sich sowohl das Wetter als auch die Stimmung in der Bevölkerung gewandelt hat.

Eine Prognose für den anstehenden Feiertag Christi Himmelfahrt wagt er deshalb nicht: „Das wäre reine Spekulation.“ Kontrolliert wird zur Sicherheit auf jeden Fall. „Alles andere wäre ja fahrlässig.“

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