
© Hubert Stroetmann
Hochwasserkonzept in Vreden: 100-prozentigen Schutz wird es nicht geben
Hochwasserschutz in Vreden
Aufgrund der Katastrophe in anderen Städten kommt das Hochwasserkonzept Vredens auf den Prüfstand. Absoluten Schutz gebe es aber nicht, sagt der Erste Beigeordnete, Bernd Kemper.
Die Bilder aus den Katastrophengebieten in Deutschland haben sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Vermeintlich harmlose Flüsse und Bäche sind zu tödlichen Gewässern geworden. Durch seine Lage sei Vreden nicht so akut gefährdet wie andere Städte, erklärt der Erste Beigeordnete Bernd Kemper. „Die größten Schäden entstanden in den Katastrophengebieten durch Wasser, das von den Hängen ins Tal stürzt. Das haben wir hier nicht.“ Allerdings: „Wenn es uns ähnlich heftig treffen sollte, dann wird es auch bei uns Schäden geben.“
Jahrhundert-Hochwasser werden in kürzeren Abständen auftreten
Auf die Ereignisse regiere die Stadt nun, indem sie ihr komplettes Hochwasserkonzept überprüfe. „Welche Annahmen lagen bisher unseren Berechnungen zugrunde und müssen wir diese Annahmen nun verändern?“
Eines sei ihm aber jetzt schon klar: „Die sogenannten Jahrhundertereignisse werden in Zukunft in viel kürzeren Abständen auftreten. Darauf muss man sich einstellen. Auch im Münsterland.“
Es gäbe Berechnungen für Jahrhunderthochwasser, für 33-jährige und für solche, wie sie alle zehn Jahre auftreten. „Bei einem Jahrhunderthochwasser kann die Kanalisation die Wassermenge nicht packen. Das kann man an Kanalisation nicht vorhalten.“ Das Wasser werde dann automatisch oberirdisch abgeleitet. Man versuche, es in wenig bebaute Überschwemmungsgebiete ablaufen zu lassen. Ein solches befindet sich beispielsweise außerhalb des Industriegebiets Gaxel. „Wir überprüfen nun diese Berechnungen.“
Hochwasserschutz durch das Kraftwerk seit Jahren ein Thema
Eine Umgestaltung von Berkel und Ausbach sei ohnehin geplant. Dabei gehe es auch um eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Im Vordergrund stehe aber der geplante Umbau des Berkelkraftwerks. „Bei diesen Plänen spielt der Hochwasserschutz eine wichtige Rolle, denn das Kraftwerk stellt eine Engstelle im Flusslauf dar.“ Das Wasser werde an dieser Stelle zum Antrieb der Kraftwerksturbine genutzt. Mit dem Hochwasserschutz habe man sich deshalb schon in den letzten Jahren besonders intensiv beschäftigt.
Lage in Vreden aus drei Gründen nicht so akut
Die Lage in Vreden sei aus drei Gründen nicht so akut wie beispielsweise in Stadtlohn, erklärt Bender. Das habe auch das letzte große Hochwasser gezeigt. Die Innenstadt von Stadtlohn stand fast komplett unter Wasser, in Vreden aber nicht. Die Berkel lasse viel Wasser in Stadtlohn. Und auf dem Weg nach Vreden verliere der Fluss durch die Überschwemmungsflächen im Naturschutzgebiet „Natura 2000“ deutlich an Geschwindigkeit. „So kommt das Wasser hier nicht mehr mit dieser Wucht an.“

Hier eines der verkleideten Messgeräte, die den Pegel der Berkel im Blick haben: Die Berkelbrücke „Bengforts Funder“ in Vreden-Großemast ist eine von acht neuen digitalen Messstellen, die täglich Daten auf einen Server schicken. © Bernd Schlusemann
Der zweite Grund: Vor den Toren Vredens wird das Gewässer in Berkel und Ausbach geteilt, sodass sich die Wassermenge dann auf zwei Fluss- beziehungsweise Bachläufe verteilt. „Das hat zur Folge, dass die Wassermenge besser in den Griff zu bekommen ist.“ Und drittens könne das Wasser von Vreden aus aufgrund der topografischen Lage relativ schnell Richtung Niederlande abfließen.
Was die Alarmierung der Bevölkerung angeht, sei Vreden gut aufgestellt.
Erst im vergangenen Jahr hat die Stadt im Rahmen eines Förderprogramms die Sirenenstandorte in Vreden kräftig aufgerüstet. Es wurden an vier Standorten zusätzliche Sirenen zur Alarmierung der Bevölkerung (und teilweise auch der Feuerwehr) installiert. Nämlich in den Kirchdörfern Ammeloe, Ellewick-Crosewick und Lünten. Auch in der Stadt selbst wurde eine zusätzliche Sirene aufgestellt. Insgesamt sieben Sirenen gewährleisteten nun eine flächendeckende Versorgung.