Der Vredener Alfons Elfering sagt, er habe nach einem Unfall mit offenen Beinbruch 20 Minuten auf die Rettungskräfte warten müssen. Nach Angaben des Kreises Borken waren es nur 11 Minuten und 50 Sekunden.

© Markus Gehring

Unfallopfer beklagt langes Warten auf die Retter – der Kreis widerspricht

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Mit einem offenen Bruch hat Alfons Elfering (80) die Rettungskräfte herbeigesehnt. Nach seiner Darstellung musste er zu lange warten. Der Kreis sagt, die Hilfsfrist sei eingehalten worden.

Vreden

, 09.06.2020, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Soviel steht mit Sicherheit fest: Die schmerzhaften Minuten, die der Vredener Alfons Elfering an jenem Freitagmorgen vor dreieinhalb Wochen durchmachen musste, zählen zu den längsten in seinem Leben. Wie lang sie exakt in Minuten und Sekunden waren, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen.

Waren es 20 Minuten, die Alfons Elfering schwer verletzt auf die Rettungskräfte warten musste? Das sagt der Verletzte. Oder wurde die Hilfsfrist von zwölf Minuten eingehalten? Das sagt der Kreis Borken.

Der 80-jährige Vredener war am 15. Mai morgens um kurz nach zehn mit dem Fahrrad unterwegs. An der Ringstraße wurde er von einem Auto erfasst. „Der Autofahrer hat mich nicht gesehen, das kann passieren“, sagt Alfons Elfering. Er sei aber dankbar, dass der Unfallverursacher sofort anhielt, die Rettungskräfte alarmierte und sich um ihn kümmerte.

Offener Bruch des Unterschenkels

Doch wirklich helfen konnte ihm der Autofahrer nicht. „Ich habe immer wieder unter Schmerzen geschrien, wo denn der Notarzt bleibt“, erinnert sich Alfons Elfering. Sein Bein war schwer verletzt: ein offener Bruch. „Der Unterschenkelknochen guckte aus der Hose raus“, sagt Alfons Elfering.

Die Wartezeit auf die Rettungskräfte kam ihm wie ein kleine Ewigkeit vor. „Der Vredener Rettungswagen war zu einem anderen Einsatz ausgerückt. Darum mussten die Rettungskräfte aus Stadtlohn kommen“, so der 80-Jährige. Am Ende, so hat er rekonstruiert, habe er 20 Minuten auf den Rettungswagen warten müssen. Bis der Notarzt dagewesen sei, habe es sogar knapp eine halbe Stunde gedauert.

Der Rettungsdienst ist in Vreden im Schnitt nach 5.22 Minuten vor Ort.

Der Rettungsdienst ist in Vreden im Schnitt nach 5.22 Minuten vor Ort. © Kreis Borken

Alfons Elfering: „Wenn ich einen Herzinfarkt gehabt hätte, dann wäre ich wohl tot gewesen.“ Das, was viele Vredener mit der Umstellung der Notarztversorgung befürchtet hätten, sei nun eingetreten: längere Hilfsfristen. Seit Januar wird der Notarzt nicht mehr vom Krankenhaus Vreden, sondern von den Krankenhäusern Ahaus und Stadtlohn gestellt.

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Rettungsdienstliche Noteinsätze mit Rettungsassistenten und Notfallsanitätern werden aber weiterhin rund um die Uhr von der Rettungswache Vreden gefahren. Wenn aber die Vredener Rettungskräfte bereits anderweitig im Einsatz sind, dann wird der Rettungsdienst aus Stadtlohn oder Ahaus alarmiert.

Kreis: Nach 11 Minuten und 50 Sekunden war Rettungsdienst am Unfallort

Ellen Bulten, Pressesprecherin des Kreises Borken, kann nachvollziehen, dass für den Verletzten in seiner Notlage die Wartezeit sich zu lang angefühlt habe. Tatsächlich aber sei der Rettungsdienst aus Stadtlohn exakt 11 Minuten und 50 Sekunden nach dem Notruf am Unfallort in Vreden gewesen. Der Notarzt, der nachalarmiert worden sei, sei zehn Minuten später eingetroffen, also rund 22 Minuten nach dem Notruf.

Damit, so Ellen Bulten, sei die Hilfsfrist eingehalten worden. Für Nordrhein-Westfalen gilt, dass der Rettungsdienst in ländlichen Gebieten innerhalb von zwölf Minuten den Unfallort erreicht haben soll.

Die Darstellung des Kreises wird auch von den Einsatzprotokollen der Polizei gestützt. Dietmar Brüning von der Pressestelle der Kreispolizei erklärte auf Anfrage unserer Redaktion: „Die Polizeibeamten waren 15 Minuten nach Alarmierung am Unfallort. Da versorgten die Rettungskräfte bereits den Verletzten. Der Notarzt traf nach den Polizeibeamten ein.“

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Maßgeblich für die Berechnung der Hilfsfrist ist aber nicht das Eintreffen des Notarztes, sondern des „ersten Rettungsmittels“. Das ist üblicherweise der Rettungstransportwagen (RTW).

Alfons Elfering hat eine Woche lang im Krankenhaus gelegen. „Mit 80 ist das ja alles nicht mehr so einfach.“ Nun ist er wieder zuhause, blickt nach vorn und unternimmt bereits wieder die die ersten Gehversuche.

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