Bernd Kemper und Ludger Kemper-Bengfort wollen ihre Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen schon bald der Politik vorstellen.

Bernd Kemper und Ludger Kemper-Bengfort wollen ihre Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen schon bald der Politik vorstellen. © Dietrich (Archiv)

„Die Not ist groß“: Stadt Vreden bereitet sich auf weitere Zuweisungen von Geflüchteten vor

rnKrieg in der Ukraine

26 städtische Unterkünfte für Geflüchtete gibt es in Vreden bereits. Doch es wird noch mehr Platz gebraucht. Angesichts weiterer Zuweisungen muss die Stadt nun doch auf Notunterkünfte zurückgreifen.

Vreden

, 14.10.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Angesichts steigender Zahlen von Geflüchteten, die in Vreden Schutz suchen, muss die Stadt nun doch Notunterkünfte vorbereiten. Lange hatte man versucht die Geflüchteten dezentral unterzubringen. In 26 Häusern leben mittlerweile Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern.

Doch das reicht nicht mehr. Derzeit würden der Stadt Vreden jede Woche zehn bis 15 Geflüchtete zugewiesen, erklärt Ludger Kemper-Bengfort, Leiter der Abteilung Familie und Soziales. „Wir bekommen in dieser Woche die Zuweisung, und die Geflüchteten müssen in der nächsten Woche untergebracht werden.“ Dabei sei nicht immer klar, wie viele kommen und wer kommt, ob Familien mit Kindern oder Einzelpersonen. Und es könne durchaus auch vorkommen, dass die Geflüchteten vor der Zuweisung da sind.

477 geflüchtete Menschen werden in Vreden betreut

Hier einmal die Zahlen: Derzeit sind 477 Personen (anerkannte, wie nicht anerkannte Geflüchtete) in Vreden untergebracht. 159 (alle Ukrainer) von ihnen leben bei Gastfamilien, 46 noch nicht anerkannte Personen wohnen selbst zur Miete, 272 Personen wohnen in städtischen Unterkünften, etwa 90 von ihnen sind Ukrainer.

Um der steigenden Zahl von Schutzsuchenden gerecht zu werden, hat die Verwaltung nun ein ganzes Maßnahmenpaket geschnürt, das in der kommenden Woche im Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Generationen und Ehrenamt vorgestellt und beraten werden soll.

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Zunächst einmal sollen noch weitere Unterkünfte in verschiedenen Häusern hinzukommen. Dazu gehört das neu errichtete Gästehaus der Biologischen Station Zwillbrock, die Pfarrhäuser in Ammeloe und Ellewick sowie der Probenraum der Berkeldörfer in der Schützenhalle Ellewick. Des Weiteren will die Stadt früher gewerblich genutzte Immobilien in der Innenstadt anmieten.

Drei Turnhallen kommen als Übergangslösung in Frage

Doch auch das wird nach Einschätzung der Verantwortlichen nicht ausreichen. „Prognosen gehen davon aus, dass in Vreden mit bis zu 150 bis 200 weiteren geflüchteten Menschen in diesem Jahr gerechnet werden muss“, heißt es in der entsprechenden Sitzungsvorlage. Und so müsse man nun „ganz schnell Plätze schaffen“, betont der erste Beigeordnete Bernd Kemper.

Zunächst geht es um eine Übergangsnotlösung. Dafür kommen drei Turnhallen infrage. Allen voran die Walberthalle an der Sekundarschule. Da diese abgerissen und neu gebaut werden soll, würde sie dem Sport ab März nächsten Jahres ohnehin nicht mehr zur Verfügung stehen. Diesen Einschnitt würde man nach einem positiven Votum der Politik nun einige Monate vorziehen.

So könnte die Unterbringung in der Walberthalle aussehen.

So könnte die Unterbringung in der Walberthalle aussehen. © Grafik Stadt Vreden

Des Weiteren stehen die Turnhalle der Hamalandschule in Lünten und die Trendsporthalle des Jugendcampus auf der Liste der möglichen Notunterkünfte. „Das ist ein Worst-Case-Szenario“, so Kemper. Er glaube nicht, dass alle Turnhallen belegt würden, trotzdem wolle man über diese Reihenfolge abstimmen lassen, um im Notfall gerüstet zu sein.

Weniger Plätze auf mehr Standorte verteilt

Weitere Turnhallen seien aktuell nicht untersucht worden, weil die Auswirkungen auf den Schul- und Vereinssport dort noch gravierender seien. „Es wird trotzdem dazu führen, dass Sportunterricht und auch Vereinsstunden ausfallen müssen. Das tut uns außerordentlich Leid, aber die Not ist so groß, dass wir das im Moment nicht verhindern können.“

Doch die Turnhalle(n) sollen keine Dauerlösung sein, auch wenn Kemper betont, dass man nicht wisse, wie sich die weltpolitische Lage entwickle. Man könne nur nach derzeitigem Kenntnisstand planen. Mittelfristig sollen die Geflüchteten in Wohncontainern untergebracht werden.

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Hier gelte genauso wie bei den Turnhallen: „Wir wollen nicht einen Standort mit 120 Plätzen, sondern drei mit 30 bis 40 Plätzen“, so Kemper. Bisher habe man sehr gute Erfahrungen mit der dezentralen Unterbringung von Geflüchteten gemacht. Diese Linie soll deshalb auch weiter verfolgt werden.

„Adäquate“ Unterbringung soll gewährleistet werden

Insgesamt sechs Standorte sollen der Politik vorgeschlagen werden. Ganz oben in der Rangfolge stehen hier eine Freifläche am Sportzentrum, eine Fläche an der Alstätter Straße neben dem Autohaus Degener, eine Fläche neben dem Jugendcampus und eine Fläche hinter der St. Felicitasschule und dem Kindergarten, wobei nur eine der beiden letztgenannten in Frage kommen soll, weil sie sonst zu dicht beieinander stehen würden.

Ziel sei es, eine adäquate Unterbringung der Geflüchteten zu gewährleisten. Dazu gehört auch eine gute Anbindung an die Infrastruktur. Aber auch das werde langsam schwierig. „Ganz am Anfang hatten wir die Prämisse, die Geflüchteten möglichst auch auf die Kirchdörfer aufzuteilen“, so Kemper. Doch schnell stellten sich logistische Probleme ein, zum Beispiel bei dem Weg in den Kindergarten oder zum Einkauf.

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Also verlagerte man die Unterkünfte in Richtung Innenstadt. „Aufgrund der Vielzahl der Geflüchteten können wir diese Maxime jetzt nicht mehr aufrechterhalten. Wir hoffen in den Kirchdörfern Familien unterzubringen, die ein Auto haben, oder wo das nicht geht, mit dem Bürgerbus zu helfen.“

Ebenfalls arbeite man an einer professionellen Betreuung. Derzeit kümmern sich darum Kollegen aus der Verwaltung, so Ludger Kemper-Bengfort. Auch wurde eine Kollegin eingestellt, die Ukrainisch spricht.

Zur Unterbringung habe man alle Möglichkeiten abgeprüft. „Wenn die Politik andere Ideen hat, prüfen wir das gerne. Es muss aber im Ergebnis dazu führen, dass wir zeitnah Plätze zur Verfügung stellen können“, so Kemper. Und Ludger Kemper-Bengfort ergänzt: „Jeder Wohnraum für Geflüchtete nimmt auch dem Wohnungsmarkt Wohnungen weg. Daher auch die Idee mit den Containern.“ Die Verwaltung gehe nicht davon aus, dass diese zehn Jahre stehen bleiben, aber zumindest so lange wie sie benötigt werden.