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Sportvereine zum Schulcampus: „Wir wollen ernst genommen werden in unserem Ehrenamt“
Bürgerentscheid in Vreden
In der Diskussion um den Schulcampus spielt auch der Vereinssport eine Rolle. Es geht um eine Erweiterung am Sportzentrum. Die Sportvereine fühlen sich durch das Bürgerbegehren angegriffen.
Ich fühle mich in meinem Ehrenamt verletzt.“ Das sagt Christoph Kondring von der Spielvereinigung Vreden (SpVgg) zum Bürgerentscheid Schulcampus. Die Vertreter der anderen Sportvereine, die zum Pressegspräch gekommen sind, nicken zustimmend. „Die Planungen sind ja nicht aus dem blauen Dunst entstanden, sondern in vielen intensiven Gesprächen mit allen Beteiligten“, führt Christoph Kondring aus.
Er meint damit die Sportentwicklungsplanung (SEP), die für die Vereine das Hauptargument ist. 2016 haben sich die Sportvereine mit Vertretern der Schulen, der Politik und der Verwaltung zusammengesetzt. Die Trainingszeiten der einzelnen Vereine, Mitgliederzahlen, Hallen- und Platzbelegungen wurden ermittelt. Daraus haben die Ehrenamtlichen gemeinsam mit einem Fachbüro den Bedarf ermittelt und sich auf einige Kernpunkte geeinigt.
In dem 83 Seiten langen Abschlussbericht heißt es wörtlich: „Aus schulischer Sicht wird im Schulzentrum keine vollausgestattete Kampfbahn mit einer 400-Meter-Rundlaufbahn benötigt, sondern lediglich eine kompakte Anlage für den Schulsport. (...) Als Ersatz für das Widukindstadion soll eine 400-Meter-Rundlaufbahn mit innenliegendem Kunstrasengroßspielfeld im Sportzentrum errichtet werden.“
Drei Jahre lang ehrenamtlich mitgewirkt
Genau diese Punkte nimmt die vom Rat beschlossene Variante D auf. „Wir sind sehr dankbar, dass die Verwaltung gesagt hat: Wir nehmen das ernst, was die Vereine und Schulen da erarbeitet haben“, meint Bernhard Tenhumberg vom FC Vreden. Mehrere Stunden über drei Jahre hinweg haben die Sportler ehrenamtlich in die Planungen investiert, auch Kinder und Jugendliche haben sich beteiligt. „Und jetzt kommen Bürger, die sich nicht eingebracht haben, und wollen das alles wegwischen. Da bekomme ich Angst um das Ehrenamt“, ergänzt Christoph Kondring.
Inhaltlich stehen die Vertreter der Sportvereine weiterhin zu den Dingen, auf die sie sich in der SEP geeinigt haben. Matthias Resing vom TV Vreden sagt deutlich: „Die Anlage im Sportzentrum ist ja nicht nur für unsere Leichtathleten gedacht. Die kann jeder nutzen, egal ob es ein Fußballverein, die DLRG, eine Laufgruppe oder ein Sportler ohne Vereinsmitgliedschaft ist.“

Schulsport findet zurzeit auf dem Widukindstadion statt. Unser Fotograf hatte die Erlaubnis der Jugendlichen, sie fotografieren zu dürfen. Die Eltern jedoch haben Angst, dass die Jugendlichen in der brisanten Diskussion instrumentalisiert werden könnten. © Markus Gehring
Eine normgerechte Anlage sei notwendig, um Meisterschaften ausrichten zu können. Die sei aber nur am Sportzentrum sinnvoll zu verwirklichen. „Wenn ich ein solches Stadion im Schulzentrum haben möchte, bekomme ich das da hin. Aber das ist doch nicht sinnvoll“, meint Sabine Friesicke-Rewer vom TV Vreden. Christoph Kondring ergänzt: „Es ist doch viel besser, wenn die Vereine im Sportzentrum zusammenrücken und so Synergien nutzen können.“
Zusammenarbeit mit Schulen weiter möglich
Eine Zusammenarbeit mit den Schulen würde das natürlich nicht ausschließen. „Wir nutzen ja auch weiterhin die Hallen am Schulzentrum“, erklärt Jutta Mehlmann vom TV. Genau da bestehe im Moment der größte Bedarf. „Uns fehlen vor allem große Hallen für Hallenturniere oder Handballspiele. Nur eine große Halle reicht nicht für die Größe der Stadt“, sagt Bernhard Tenhumberg und erntet damit große Zustimmung.
Zwei Doppelhallen wie die Bürgerinitiative sie fordert, würden nach Meinung der Sportler den Bedarf deswegen nicht abdecken. Aus Erfahrung wüssten sie außerdem, dass es durchaus möglich ist, eine Mehrfachhalle mit guter Akustik zu bauen. Das Vereinsheim des TV Vreden würde zusätzliche Räume zum Beispiel für Mutter-Kind-Gruppen bieten.
„Vernünftige Investition für die nächsten Generationen“
Der Schulsport sei am Schulzentrum auch nach der Planung der Verwaltung weiter möglich. „Es muss kein einziger Schüler mit dem Bus ins Sportzentrum gebracht werden“, sagt Matthias Resing. Martina Graw von der RBBSG ergänzt: „Man lagert ja niemanden aus, man bietet allen mehr Möglichkeiten.“
Rund 23 Millionen Euro würde die Variante D kostet, die Bürgeriniative möchte 6,5 Millionen Euro sparen und auf die Anlage im Sportzentrum verzichten. „Das ist eine gute Summe, das wissen wir und davor haben wir auch Respekt. Aber wir glauben, dass das eine vernünftige Investition für die nächsten Generationen ist“, sagt Bernhard Tenhumberg.
- Ein „JA“ beim Bürgerentscheid bedeutet, dass der Ratsbeschluss aufgehoben wird und die drei zur Wahl stehenden Forderungen der Bürgerinitiative umgesetzt werden müssen.
- Ein „NEIN“ beim Bürgerentscheid bedeutet, dass der Ratsbeschluss umgesetzt wird. Änderungen in den Planungen bleiben weiter möglich.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
