
© Markus Gehring
Schulcampus: Bürgerinitiative will Schulstraße und Rundlaufbahn erhalten und Geld sparen
Bürgerentscheid
Die Bürgerinitiative hat erreicht, dass die Vredener bei einem Bürgerentscheid über die Neugestaltung des Schulzentrums abstimmen dürfen. Die Mitglieder erklären, was sie fordern. Und warum.
Fünf Vredener haben es beim Bürgerbegehren zum Schulcampus geschafft, mehr als 3500 Menschen von ihren Ideen zu überzeugen. Jetzt dürfen die Vredener am Sonntag, 26. Mai, beim Bürgerentscheid selbst über die Neugestaltung des Schulzentrums abstimmen. Aber: „Wir stimmen nicht über zwei fertige Pläne ab, weder auf der einen noch auf der anderen Seite“, hält Alexander Demes als Sprecher der Bürgerinitiative (BI) fest.
Die fünfköpfige Gruppe hat sich stattdessen auf einige Kernpunkte verständigt und fordert, dass der Ratsbeschluss aufgehoben, die Schulstraße und eine Kreisbogenbahn mit Leichtathletikanlage im Schulzentrum erhalten bleiben und auf eine große Mehrfachsporthalle zwischen den Schulen und eine Erweiterung des Sportzentrums an der Ottensteiner Straße verzichtet wird.
Verkehr: „Die Schulstraße ist sicher und muss erhalten bleiben“
Die BI hat bei der Kreispolizei eine Auswertung der Verkehrssicherheit auf der Schulstraße beantragt. „Die Daten zeigen, dass die Schulstraße sicher ist“, meint Alexander Demes. Demnach ist es seit 2016 zu keinem bekannten Unfall auf der Schulstraße gekommen. In den vergangenen elf Jahren waren es insgesamt fünf Unfälle. Bei vier davon blieb es bei einem Sachschaden, einmal verletzte sich ein Fahrradfahrer bei einem Alleinunfall leicht. „Gegen diese Schulstraße, die sich seit Jahrzehnten bewährt hat und die nachweislich sicher ist, muss eine Planung antreten“, sagt Alexander Demes.
Eine Aufgabe der Schulstraße ist für die Bürgerinitiative die allerschlechteste Lösung. „50 Prozent des Straßenraums fallen weg. Der gesamte Verkehr muss über die Widukindstraße und die Zwillbrocker Straße abgewickelt werden“, so Alexander Demes. Auf diesen beiden Straßen gab es laut Kreispolizei in den letzten elf Jahren mehr als 20 Unfälle.
Busbahnhof: „Ein fünfarmiger Kreisverkehr an dieser Stelle – das kann nicht gut gehen“
Besonders der geplante neue Busbahnhof ist der Bürgerinitiative ein Dorn im Auge. „Das ist reichlich komprimiert auf kleiner Fläche“, meint Alexander Demes. „Ein fünfarmiger Kreisverkehr an dieser Stelle, wo Fahrräder, Autos und Busse aufeinandertreffen – das kann nicht gut gehen.“
Mitglieder der Bürgerinitiative
- Alexander Demes: Mitglied in der CDU, war von 2014 bis 2016 Ratsherr, arbeitet bei der Bundeswehr, legt vor allem Wert auf das Thema Verkehrssicherheit im Schulzentrum
- Christel Schroer: Lehrerin am Gymnasium und Mutter. „Als ich realisiert habe, dass die die Schulstraße aufgeben wollen, haben die Alarmglocken geschrillt.“
- Josef Röring-Sonnenschein: ehemaliger Sportlehrer und ehemaliger Fachbereichsleiter Sport am Gymnasium
- Dr. Ansgar Hakvoort: Anwohner
- Dr. Werner Ihling: Anwohner
Außerdem zeigen die Daten der Polizei, dass vor allem Ein- und Ausfahrten unfallträchtig sind. „Davon gibt es derzeit zwei an der Schulstraße, an jedem Ende eine. An dem geplanten Busbahnhof an der Zwillbrocker Straße und dem Parkplatz an der Widukindstraße kommen etliche hinzu“, sagt Alexander Demes.
Nichtsdestotrotz möchte die BI die Schulstraße optimieren. Die Mitglieder haben einige Ideen gesammelt, die so jedoch nicht zu Abstimmung stehen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, die Schulstraße zu einer echten Einbahnstraße zu machen und an der Ausfahrt zur Widukindstraße Abbiegespuren einzurichten. Wie in einer Spielstraße soll Schrittgeschwindigkeit gelten, Bodenschwellen sollen Autofahrer dazu zwingen, das Tempolimit einzuhalten. Ein separater Radweg soll die Verkehrsströme trennen.
Rundlaufbahn: „Die Anlage am Sportzentrum würde tagsüber leer stehen“
Die Rundlaufbahn mit Leichtathletikanlage muss im Schulzentrum bleiben, findet die Bürgerinitiative. „Schulsport und Vereinssport, das sollte man nicht trennen“, sagt Alexander Demes und verweist auf die Landesregierung, die Wert darauf legt, dass Sportvereine und Schulen eng zusammenarbeiten. Deswegen ist er der Meinung: „Der TV gehört ins Schulzentrum. Da könnte der Verein auch bei AGs oder Veranstaltungen mitarbeiten.“ Der TV Vreden wünscht sich ein neues Vereinsheim mit Halle, das da gebaut werden soll, wo die Rundlaufbahn ist.

Dies ist eine mögliche Variante, die die drei Hauptpunkte des Bürgerbegehrens vereint. Die Details stehen noch nicht fest. © privat
„Wir haben ein tolles Stadion mitten in der Stadt ganz zentral, sodass auch die Schulen es optimal nutzen können. Und wir wollen das an den Stadtrand verlegen...“, sagt Alexander Demes etwas ungläubig. Ein normgerechtes Stadion sei auch an den Schulen möglich. Und: „Die Anlage am Sportzentrum würde tagsüber leer stehen, weil die Kinder in der Schule und die Trainer bei der Arbeit sind.“
Die BI versteht zudem nicht, warum es die neue Anlage am Sportzentrum nur gibt, wenn das Stadion im Schulzentrum zurückgebaut wird. „Das ist ein Leckerli, das den Vereinen hingeworfen wurde, damit sie die Pläne der Stadt unterstützen“, glaubt Alexander Demes.
Finanzen: „Wir können 6,5 Millionen Euro sparen“
Es geht um 6,5 Millionen Euro. Diese Summe möchte die BI mit ihren Forderungen einsparen. Rund 17 Millionen Euro kostet der Umbau des Schulzentrums – das ist in beiden Varianten gleich. Die 6,5 Millionen Euro zusätzlich möchte die Verwaltung in eine 400-Meter-Bahn mit Leichtathletikanlage an der Ottensteiner Straße investieren. „Das können wir einsparen, wenn das Stadion bleibt, wo es ist“, meint Alexander Demes. Fördergelder gebe es mit Sicherheit auch für die Variante der Bürgerinitiative.
Und noch etwas stört die BI beim Thema Finanzen. „Das Grundstück im Sportzentrum wurde schon gekauft. Die Kosten dafür sind aber bei den 6,5 Millionen Euro noch gar nicht drin. Auch Parkplätze oder Umkleiden stehen in keinem Kostenplan.“ Es seien also weitere Investitionen notwendig.
Sporthallen: „In einer Vierfachsporthalle müssten die Schüler mit Ohrschutz Sport machen“
Die geplante Dreifachsporthalle mit einer separaten Einheit ist für die Bürgerinitiative schlichtweg zu groß. Sie beruft sich auf Daten des Fraunhofer Instituts. „Wenn ich früher die Belegungspläne gemacht habe, haben sich die Kollegen immer um die Einzelhallen gerissen“, erzählt der ehemalige Fachbereichsleiter Sport am Gymnasium, Josef Röring-Sonnenschein. In einer Vierfachsporthalle müssten „die Schüler mit Ohrschutz Sport machen“. Und: „Eine Halle für zwei Schulen, das ist schwierig in der Organisation“, ergänzt Alexander Demes.

Alexander Demes (4. v. l.) überreichte den Aktenordner mit 3530 Unterschriften für das Bürgerbegehren an Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch (3. v. l.) im Beisein von (v. l.) Ansgar Hakvoort (Bürgergruppe), Bernd Kemper (Erster Beigeordneter Stadt Vreden), Dr. Werner Ihling und Josef Röring-Sonnenschein (beide Bürgergruppe). © Anne Winter-Weckenbrock
Die BI schlägt deswegen vor, eine Doppelsporthalle und eine Dreifachsporthalle zu bauen, wobei ein Teil der Dreifachsporthalle für den TV Vreden reserviert bliebe. Über die genaue Konstellation wird aber nicht abgestimmt. Der Bürgerentscheid fragt nur ab, ob auf eine große Drei- beziehungsweise Vierfachhalle zwischen den Schulen verzichtet werden soll.
Anwohner: „Die denkbar schlechteste Variante für die Anwohner“
„Man muss auch mal an die Anwohner denken“, sagt Alexander Demes. Der Busbahnhof sei für die Anwohner der Zwillbrocker Straße eine Zumutung. Vor allem, weil nach der Verlegung der Bushaltestellen im Plan niemand mit ihnen gesprochen habe. „Der Lärm des Busbahnhofs kann frei nach Norden weg. Die Sportanlagen sind an einem Standort geplant, wo die Anwohner schon jetzt den Betrieb eines Gummiplatzes eingeschränkt haben, weil er schlichtweg zu laut war. Und es sind keine Schallschutzwände geplant“, erklärt Alexander Demes.
Zeitplan: „Wir sind nicht der Grund für eine Verzögerung“
Das Argument der Verwaltung, dass der Bürgerentscheid für eine erhebliche Verzögerung sorgt, will die BI nicht gelten lassen. „Die Bauzeit wäre bei uns kürzer, wir sind also sogar schneller“, meint Alexander Demes. Eine komplette Neuplanung sei auch bei positivem Ergebnis für die Bürgerinitiative nicht nötig. „Die Politiker müssen dann nur noch entscheiden, ob sie eine 300- oder eine 400-Meter-Bahn wollen.“
- Ein „JA“ beim Bürgerentscheid bedeutet, dass der Ratsbeschluss aufgehoben wird und die drei zur Wahl stehenden Forderungen der Bürgerinitiative umgesetzt werden müssen.
- Ein „NEIN“ beim Bürgerentscheid bedeutet, dass der Ratsbeschluss umgesetzt wird. Änderungen in den Planungen bleiben weiter möglich.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
