
Luis und Emilie sind stolz auf die Brote, die sie im Backhaus im Vredener Stadtpark selbst gebacken haben. © Carina Strauss
Schüler backen in Vreden Brot wie zu Uromas-Zeiten
Stadtpark
Selber Teig kneten und warten, bis das Brot endlich aus dem Steinofen kommt: Eine Gruppe von Schülern durfte das in Vreden ausprobieren. Im Mittelpunkt des Interesses stand ein Handtuch.
Gespannt sitzen die Schülerinnen und Schüler der St.-Felicitas-Schule auf dem Boden der alten Tenne im Stadtpark Vreden. Das Programm: ein Film über die Herstellung von Pumpernickel. Der Teig muss bei 90 Grad 18 Stunden gebacken werden. Eine Information, die für die Kinder im Anschluss noch wichtig wird.
Geva Huber gibt den Startschuss: Die Schüler bekommen Klemmbrett, Fragebögen und Stifte in die Hand und los geht es. Zu verschiedenen Stationen im Backhaus und in der Hofanlage gilt es, Fragen zu beantworten.
Brotbacken im Rahmen des Sachunterrichts
Zum Beispiel: Wie alt ist das Backhaus? Es wurde 1843 erbaut und stand früher in Legden, bevor es nach Vreden umgesiedelt wurde. Auf den Fragebögen tauchen auch der Pumpernickel und die passende Backzeit wieder auf.

Die Schülerinnen und Schüler der St.-Felicitas-Schule erlebten im Stadtpark in Vreden einen spannenden Vormittag. © Carina Strauss
Das Stationslernen ist Teil des Brotbackens für die Dritt- und Viertklässler im Backhaus der Vredener Hofanlage. Im Rahmen des Sachunterrichts bekommen die Kinder hier einen Eindruck davon, wie früher Brot gebacken wurde. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bürgerstiftung Vreden, des kults und des Bildungsbüros des Kreises Borken.

Die Schülerinnen und Schüler durften ihr wissen testen. Mit dem einfachen Fragebogen waren einige schnell fertig. Bei dem schwereren wurde es dann aber doch nochmal knifflig. © Carina Strauss
Gestartet sind die Kinder am Morgen mit der Herstellung des Teiges. Neben Mehl und Milch gehörte auch Öl in den Teig wie Luis (10) und Emilie (11) erklären. „Und dann haben wir den Teig geknetet“, berichtet Emilie. Fünf bis zehn Minuten. War das anstrengend? „Nein, das ging noch“, so Luis. Aber der Teig sei ganz schön klebrig gewesen.
Ein nasses Handtuch ersetzt das Thermometer im Ofen
45 Minuten müssen die Brote in den Backofen. „Da kommt dann ein nasses Handtuch vor, damit man weiß, wann das Brot fertig ist“, weiß Emilie. Denn ein Thermostat oder ähnliches gab es zu Uromas Zeiten eben noch nicht, wie Geva Huber erklärt. „Ich sehe nicht, wie heiß der Ofen tatsächlich ist.“ Ist das Handtuch halbwegs trocken, ist das ein Zeichen, dass das Brot aus dem Ofen kann. Würde die Bäckerin den Ofen zu oft öffnen, würde zu viel Hitze entweichen.

Ein Handtuch am Backofen dient als Orientierung dafür, wann die Brote fertig sind. © Carina Strauss
Huber ist mit ihren Schützlingen an diesem Tag zufrieden: „Das Brot zu kneten ist für die Kinder immer das, was am meisten Spaß macht.“ Die meisten sind aber auch begeistert von dem Stationslernen. Wobei nach und nach dann doch die Konzentration abebbt und viel lieber das Brot aus dem Ofen geholt werden würde.
Mit Klopfen wird das Brot geprüft
„Geh doch mal rein, schau, wie es riecht und wie das Handtuch aussieht“, empfiehlt Huber einem ihrer Schützlinge. „Nach Stockbrot“, ist die erste Antwort. Und das Handtuch sei auch schon ziemlich trocken.
Eine halbe Stunde ist mittlerweile vergangen. Ein bisschen müssen sich die Kinder also noch gedulden. Zeit für die ganz Schnellen, auch noch den etwas schwierigeren Fragebogen zu beantworten. Mit Hilfe natürlich.
Dann ist es endlich so weit. Die Schüler, ihre Lehrerinnen und Geva Huber versammeln sich im Backhaus. Das Handtuch ist nun wirklich so gut wie trocken. Ein erster Blick in den Steinofen, ein Strahlen breitet sich auf den kleinen Gesichtern aus. Die Brote sehen super aus – und riechen noch viel besser.

Mit einem Klopfen auf den Boden des Brotes prüfte Geva Huber, ob die Brote fertig gebacken sind. © Carina Strauss
Beim ersten Brot macht Geva Huber den Trommel-Test. Mit der Faust klopft sie auf den Boden des Brotes. „Klingt wie eine Trommel, oder? Das ist die gute Luft, die ihr da reingeknetet habt. Und wenn das Brot trommelt, dann sagt das: Es ist fertig.“
Einige Brote kommen nicht zu Hause an
Nun muss das Brot auskühlen. Für diese Zeit geht es für die kleinen Bäckerinnen und Bäcker auf den Spielplatz. Derzeit besuchen etwa zwei Gruppen in der Woche das Backhaus. Ein Projekt des Kreises Borken im Rahmen des Programms „Aufholen nach Corona“. Nach den Ferien könnten es noch mehr Klassen werden. „Dann haben die dritten Klassen das Thema vom Korn zum Brot“, so Huber.
Früher wurde während der Backzeit eine Führung durch die Häuser gemacht. Doch das Stationslernen komme gut an. Und das Highlight, das eigene Brot mit nach Hause zu nehmen, rundet dann den Tag ab. „Einige Brote überleben den Weg bis nach Hause auch gar nicht mehr“, sagt Geva Huber und lacht.
Geboren und aufgewachsen an der Grenze zwischen Ruhrpott und Münsterland, hat Kommunikationswissenschaft studiert. Interessiert sich für Tiere, Kultur und vor allem für das, was die Menschen vor Ort bewegt.