Nach circa 50 Tagen ist Rainer Pag von seinem Aufenthalt in Rumänien wieder zurückgekehrt – und er hat viel zu berichten.

Nach circa 50 Tagen ist Rainer Pag von seinem Aufenthalt in Rumänien wieder zurückgekehrt – und er hat viel zu berichten. © Rainer Pag

Rainer Pag ist nach 47 Tagen in Oradea/Rumänien zurück und zieht Bilanz

rnFazit aus Rumänien

Küster Rainer Pag aus Vreden ist nach 47 Tagen von seinem humanitären Einsatz in Rumänien wieder zurück in der Heimat. Aber seine Arbeit hört nicht auf, sondern geht in Vreden weiter.

Vreden

, 31.08.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der humanitäre Einsatz von Rainer Pag aus Vreden in Rumänien ist jetzt erstmal zu Ende, am 24. August ist er nach Deutschland zurückgekehrt – nach 47 Tagen in Oradea, der Partnergemeinde von St. Georg Vreden, St. Ladislaus.

Dabei hatte der Vredener erst ganz andere Pläne: Ursprünglich wollte er nach Assisi, einer Hügelstadt in Umbrien laufen, aber der Ukraine-Krieg hat seine Pläne geändert. Rainer Pag führte es dann nach Rumänien, um dort ukrainische Flüchtlinge in caritativen Einrichtungen zu unterstützen.

Rainer Pag konnte seine Freunde aus der Ukraine nicht besuchen

Inzwischen ist viel Zeit ins Land gegangen. Als wir mit Rainer Pag sprechen, ist er gerade mit seiner täglichen Arbeit fertig, hat frei und wird in zwei Tagen Rumänien verlassen – zurück nach Vreden.

Vorher aber schaut er noch einmal zurück auf seine Reise, in der einiges nicht so verlief, wie ursprünglich geplant. Zum Beispiel hat er es während seines Aufenthaltes nicht geschafft, seine Freunde aus der Ukraine zu treffen und selbst hat er auch keinen Transport in die Ukraine mitgemacht. „Einfach nur mitzufahren, um ein Bild zu machen und dann zu sagen: , Ich war da', das wollte ich nicht“, erzählt Rainer Pag am Telefon.

Rumänien bietet sich ideal als Ort für ein Freiwilliges Soziales Jahr an, findet Rainer Pag. Für die Vermittlung und Kontaktaufnahme bietet er sich als Vermittler an.

Rumänien bietet sich ideal als Ort für ein Freiwilliges Soziales Jahr an, findet Rainer Pag. Für die Vermittlung und Kontaktaufnahme bietet er sich als Vermittler an. © Rainer Pag

In Rumänien angekommen, war schnell klar, dass Rainer Pag an anderer Stelle helfen muss, als eigentlich der Plan war. Denn: bei der Caritas befinden sich zur Zeit kaum Flüchtlinge. „Bei der ersten Flüchtlingswelle haben die meisten Menschen die Station nur zum Durchfahren genutzt und das waren dann meistens auch diejenigen mit den nicht billigsten Autos. Die ärmsten Leute sind in der Ukraine geblieben“, so Rainer Pag. Die Situation vor Ort sei zwar schlimm, aber noch nicht so schlimm, wie vorerst angenommen. Das dann keine größeren Menschenmengen gekommen sind, hat vor allem mit dem geringen Voranschreiten des Krieges und dem erbittertem Widerstand der Ukrainer zutun.

„Das hat mit Würde nichts mehr zutun“

Aber Rainer Pag will trotzdem anpacken. Mit dem ambulanten Pflegedienst war er in der häuslichen Pflege tätig, bei der Essenausteilung ist er in die verschiedenen Haushalte in der Partnergemeinde gekommen und die Eindrücke, die er dort gewonnen hat, haben ihn mitgenommen. „Es ist wirklich unmenschlich, wie manche Menschen leben“ erzählt der 50-Jährige. Der größte Teil der Bevölkerung lebt in Armut, diese wird jetzt durch die Auswirkung des Krieges in 160 Kilometer Entfernung noch verschlimmert.

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5000 Euro hat Rainer Pag an die Caritasorganisation vor Ort in Oradea gespendet.

5000 Euro hat Rainer Pag an die Caritasorganisation vor Ort in Oradea gespendet. © Rainer Pag

Dazu ist jetzt gerade noch Sommer. Was im Winter mit diesen Menschen passiert, kann keiner sagen. „Die Zukunft von vielen liegt in der Schwebe“, erzählt Rainer Pag. Besonders hart trifft es dabei die ältere Bevölkerung. „Wir vergessen manchmal, dass alle Menschen mit Würde alt werden wollen. Das, was aber hier in Rumänien passiert, hat mit Würde nichts mehr zutun“, so Rainer Pags bittere Bilanz.

Patenschaften für Menschen in den Pflegeheimen

Für dieses Thema will Rainer Pag mehr Sensibilität schaffen und dieses Ziel nimmt er mit nach Hause. Mögliche Unterstützung könnte die Kooperation zwischen den Vereinen hier und in Deutschland bilden, man könnte zumindest viel voneinander lernen. Ein weiterer Weg könnten Patenschaften werden, um speziell die Menschen in den Pflegeheimen finanziell zu unterstützen. „Diese Ideen werde ich auf jeden Fall mit nach Vreden nehmen und dafür werben“, erzählt Rainer Pag.

Ein anderer Punkt ist die Unterstützung vor Ort – eben das, was der Vredener Küster getan hat.

12.000 Euro spendete Rainer Pag

Gerade für junge Menschen sieht er hier eine große Chance, soziales Engagement zu beweisen. „Viele Jugendliche machen nach dem Abi ja ein Freiwilliges Soziales Jahr – warum nicht in Rumänien? Die Caritas ist dankbar für jede Hilfe“, so Rainer Pag. In solch einem Fall wäre er auch bereit selbst in die Vermittlerrolle einzutreten, um die richtigen Kontakte weiterzuleiten.

Für den guten Zweck: Rainer Pag spendete 7000 Euro an den Caritasverband, insgesamt hat er 12000 Euro gespendet.

Für den guten Zweck: Rainer Pag spendete 7000 Euro an den Caritasverband, insgesamt hat er 12000 Euro gespendet. © Rainer Pag

Eine weitere Unterstützung kommt von Rainer Pag selbst. Insgesamt 12.000 Euro hat er nun gespendet, davon gehen 7000 an den Caritasverband und 5000 Euro an die Gemeinde vor Ort.

Das Fazit aus Rumänien

Jetzt ist die Zeit für den Vredener in Oradea erst einmal vorbei, in zwei Tagen geht es zurück nach Deutschland. Vorher zieht er noch ein Fazit über seine Erlebnisse in Rumänien: „ Die Hilfe in Rumänien ist dringend nötig. Ich habe hier Menschen im Dreck leben sehen und das auch ohne direkten Einfluss durch den Krieg. Ich kann nur sagen, dass es sich immer wieder lohnt zu helfen, anzupacken, für die Menschen“, berichtet Rainer Pag.

Und ob er sich wieder auf Deutschland freut? Rainer Pag lacht leise, dann überlegt er. „Das ist eine schwere Frage. Auf der einen Seite freue ich mich auf zuhause, auf der anderen Seite ist es komisch, nicht mehr hier zu sein. In meiner Brust schlagen eben zwei Herzen“.

Schon im Oktober ist er wieder in Rumänien, diesmal sind es aber private Besuche. „Meine Freundin wohnt hier und ich möchte noch einmal das Kinderhaus besuchen, indem ich gearbeitet habe“, berichtet Rainer Pag.

Heute wird er noch seinen freien Tag nutzen, vielleicht geht er noch ins Lager zu seinen Kollegen dort und verabschiedet sich. Noch ist etwas Zeit, bevor alle Sachen gepackt sind und er sich wieder auf den Heimweg macht.