
© Nils Dietrich
PlanET Biogas hat Vreden nach über 20 Jahren verlassen – das ist der Grund
Anbieter von Biogasanlagen
PlanET Biogas ist eine Vredener Erfolgsgeschichte. Der führende Anbieter von Biogasanlagen musste den Heimatstandort jetzt nach über 20 Jahren verlassen, um mehr Wachstum zu ermöglichen.
Es tut sich etwas im Gewerbegebiet Süd-West in Gescher. Immer mehr Unternehmen siedeln sich hier in der Nähe zur Autobahn 31 an. Darunter befindet sich auch ein Neuzugang aus Vreden: Der Biogasanlagenhersteller PlanET Biogas hat sich hier einen neuen Unternehmenssitz aufgebaut. Um den Jahreswechsel ging der Umzug über die Bühne, leicht fiel er aber nicht: „Wir haben Vreden mit großer Wehmut verlassen“, sagt Geschäftsführer Jörg Meyer zu Strohe.
Schließlich fing in Vreden 1998 alles an, im Jugendzimmer und in einer Scheune auf dem elterlichen Hof vom Gesellschafter Hendrik Becker. „Wir haben uns hier immer wohlgefühlt, die Zusammenarbeit mit der Stadt war gut“, so Jörg Meyer zu Strohe, der das Unternehmen seinerzeit mit Hendrik Becker gegründet hat, weiter. Nur wie das manchmal so ist, die Entscheidung zum Fortzug war letztlich ohne Alternative.
Erfolgsgeschichte aus Vreden
Seit den Anfangstagen ist das Unternehmen stetig gewachsen, eine richtige Vredener Erfolgsgeschichte. Rund um den Globus sind die Biogasanlagen aus dem Westmünsterland zu finden, 600 an der Zahl.

Zu Jahresbeginn ist PlanET Biogas aus Vreden nach Gescher gezogen. © PlanET Biogas
Bei landwirtschaftlichen Betrieben, die einen zusätzlichen Betriebszweig gründen, um aus Gülle und Mist Strom und Wärme zu erzeugen. Oder bei Industriebetrieben, die organische Reststoffe aus der Produktion zur Vergärung in Biogasanlagen nutzen, um Strom, Wärme und Biomethan zu erzeugen.
Und die Nachfrage ist gewachsen und wächst weiterhin, die PlanET Biogas Unternehmensgruppe ist unter den wenigen Anbietern weltweit in einer Führungsposition. Wachstum braucht in diesem Fall aber auch Raum: „2019 hatten wir die Stadt angesprochen, weil wir eine Fläche zur Vergrößerung benötigten“, blickt Jörg Meyer zu Strohe zurück. Bis dahin war PlanET Biogas auf vier verschiedene Gebäude in Vreden verteilt, nun sollten sie in einer neuen Unternehmenszentrale zusammengeführt werden.
Expansion braucht Raum
Doch es gab ein Problem: In Vreden waren zu diesem Zeitpunkt sämtliche Gewerbeflächen vergeben. „Wir haben uns in den Nachbarorten umgeschaut und sind in Gescher fündig geworden“, erklärt Jörg Meyer zu Strohe. Hier habe die Lage den Ausschlag gegeben mit der Anbindung an die Autobahn. „Die Stadt Vreden hat sich sehr bemüht und uns eine Fläche in Gaxel angeboten, aber die Erschließung hätte noch länger gedauert.“
Neue Zentrale in Gescher
Den neuen Standort hat PlanET Biogas nach neuesten Standards gebaut, das Gebäude ist nahezu energieautark. Auf dem Hallendach befindet sich eine Photovoltaikanlage, hinzu kommen ein Stromspeicher mit einer Kapazität von 160 Kilowattstunden, ein eigenes Blockheizkraftwerk, das – wie sollte es anders sein – mit Biomethan betrieben wird. Im Sommer wird mit aus der Erde gewonnenem Wasser gekühlt und im Winter geheizt.So aber fiel die Entscheidung für den Umzug – schweren Herzens: „Wenn man irgendwo so lange gewesen ist, dann hat man schon eine gewisse Wehmut. Aber nun freuen wir uns auf den neuen Standort“, so der Gesellschafter Hendrik Becker. Büro-, Lager- und Produktionsflächen sind nun rund 40 Prozent größer als zuvor – und, ebenfalls wichtig, zentral an einem Standort. In Gescher arbeiten nun 180 Mitarbeiter, weltweit sind es 250. PlanET Biogas verfügt noch über Niederlassungen in Frankreich, Kanada und den USA.
Eigene Erwartungen übertroffen
Der Umzug hat sich bereits kurz nach dem Einzug bewährt. „Als wir das Gebäude planten, haben wir bereits positiv in die Zukunft geschaut, gerade im Ausland“, so der Geschäftsführer. Außerhalb der Bundesrepublik erwirtschaftete das Unternehmen in 2021 knapp 90 Prozent des Umsatzes. „Letztlich ist die Geschäftsentwicklung besser als wir geplant haben. Gut, dass wir den zusätzlichen Raum jetzt haben.“
Ein wesentlicher Grund für das florierende Geschäft sind die gestiegenen Energie- und CO2-Preise. Mittlerweile wird Biogas nicht nur für Strom und Wärme genutzt, sondern auch für den Kraftstoffbereich hergestellt. Absatzmärkte für Biomethan sind Europa und Nordamerika. Aufbereitetes Biogas (auch Biomethan genannt) hat Erdgasqualität. Das wiederum wird verstärkt für Lkw als Alternative zum Diesel genutzt, so der Experte.
Die Nachfrage steigt
„Wir merken eine erhöhte Nachfrage aus dem Industriebereich“, berichtet Jörg Meyer zu Strohe. In den USA, wo Landwirtschaft in anderen Dimensionen betrieben wird, werden große Gülleanlagen nachgefragt. Dort arbeitet PlanET Biogas mit Energieversorgern zusammen, die das Thema Erneuerbare Energien zusehend für sich entdecken. „Trotz Trump hat sich da viel bewegt“, so der Manager. Das laufe auf Ebene der einzelnen Bundesstaaten. Mit Brasilien ist das Unternehmen auch auf einem Zukunftsmarkt vertreten, er war erst kürzlich dort.

Luftaufnahme einer Biomethan-Anlage von PlanET Biogas, die in Frankreich steht. © PlanET Biogas
Aber auch in Europa sieht PlanET Biogas noch viel mehr Luft nach oben, wenngleich hier mehr Impulse aus der Politik hilfreich seien würden, moniert Jörg Meyer zu Strohe. Ein Vorteil von Biogas etwa ist, dass es in die Erdgasnetze eingespeist werden kann, die dann wiederum als riesiger Speicher fungieren. Bei Dunkelflauten – also beispielsweise wenig Wind im dunklen Winter – wiederum kann man das Gas wieder nutzen.
Andererseits werden die vorhandenen Potenziale beim Biogas nicht genutzt. Mit der Nutzung von landwirtschaftlichen Reststoffen wie Futterresten, Gülle und Mist oder Zwischenfrüchten könnte Deutschland, ist Jörg Meyer zu Strohe sicher, einen deutlichen Schritt zur Energieunabhängigkeit machen: „Dann könnten wir die Hälfte der russischen Gasimporte ersetzen.“