Manuela Pieniak widmet sich ihrer Aufgabe mit viel Leidenschaft

© Ventana Deutschland

Pflege-Guide Manuela Pieniak hilft Kollegen, die Angehörige pflegen

rnPflege-Guide Ventana

Was tun, wenn mein Angehöriger krank wird? Wie kann ich Pflege und Beruf vereinbaren ohne Fehler zu machen oder selbst krank zu werden? Ventana hat eine Anlaufstelle für Mitarbeiter geschaffen.

Vreden

, 09.12.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Manuela Pieniak, Leiterin des Finanz- und Rechnungswesens und der Personalabteilung bei Ventana Deutschland, hat es selbst erlebt: Wenn ein Familienmitglied plötzlich pflegebedürftig wird, sind da nicht nur unzählige Fragen und Probleme, sondern auch Gefühle wie Scham, Angst und Überforderung. Wie stelle ich sicher, dass mein Angehöriger die richtige Versorgung erhält, wo bekomme ich finanzielle Unterstützung und vor allem auch - wie kriege ich Pflege und Beruf unter einen Hut?

Ein Thema, das immer mehr Menschen betrifft - gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel. Bei Ventana hat man darauf reagiert und erkannt, dass auch der Arbeitgeber eine wichtige Stütze in dieser schwierigen Situation sein kann. Wäre es nicht toll, wenn mein Mitarbeiter direkt im Betrieb einen kompetenten Ansprechpartner hätte, dem er sich anvertrauen und um Hilfe bitten kann?

Motiviert durch eigene Erfahrung

Diese Rolle übernimmt Manuela Pieniak als qualifizierter Betrieblicher Pflege-Guide, einer Zusatzqualifikation der AOK NordWest und AOK Rheinland/Hamburg in Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte Dülmen und den Wirtschaftsförderungen im Münsterland, die auf Initiative des Landes NRW zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ins Leben gerufen wurde.

Dazu hat Manuela Pieniak, einst selbst betroffen durch einen pflegebedürftigen Vater, einen mehrtägigen Kurs absolviert. Ein Teil hat sich mit arbeitsrechtlichen Fragen beschäftigt. Es gibt viel zu beachten, viele Fragen und Möglichkeiten zu erörtern. Eine Mammutaufgabe für Menschen, die ja selbst oft noch voll im Berufsleben stehen und eine eigene Familie zu versorgen haben. „Ich hätte mir damals einen Ansprechpartner gewünscht“, gibt die 48-Jährige offen zu.

Denn gerade im Alter sei der gesunde Ehepartner damit oft überfordert, die Aufgabe falle daher häufig den Kindern zu. „Alte Leute sind ja oft nicht mehr mobil“, weiß der Pflege-Guide. Weder körperlich noch in der Lage, sich online nach Informationen umzuschauen. Doch auch internet-affinen Menschen fällt es schwer, angesichts der schier überwältigen Masse an Informationen den Überblick zu behalten, wer für was zuständig und was wie und wo zu beantragen ist, um die bestmögliche Pflege und Behandlung zu garantieren.

Eingebunden in starkes Netzwerk

Das führt zu Anspannung, eventuellen Fehlzeiten und nicht selten zu Fehlern bei den täglichen Aufgaben am Arbeitsplatz. Manuela Pieniak möchte da helfen, denn sie hat gelernt, ihre Kollegen durch den bürokratischen Dschungel zu lenken. Dabei bekommt sie auch Unterstützung von einem starken Netzwerk an Partnern - auch im Kreis Borken sind eine ganze Reihe weiterer Unternehmen mit von der Partie. „Wir tauschen uns aus“, so die offen freundlich und authentisch wirkende 48-Jährige, die schon lange im Personalbereich tätig ist und viele Sorgen und Nöten ihrer Kollegen kennt.

Ihre neue Aufgabe, der sie sich mit viel Energie und Leidenschaft widmet, erlebt sie als persönlich bereichernd und erfüllend. „Es ist schön, jemandem helfen zu können“, sagt sie mit einem strahlenden Lächeln. Neben rechtlichen Fragen leistet sie auch psychologisch wertvolle Hilfe, wenn der Hilfesuchende bereit ist, sich darauf einzulassen. „Es gehört Mut dazu, sich zu öffnen“, betont sie. Die Hemmschwelle sei leider oft noch sehr hoch, sich am Arbeitsplatz zu öffnen. Die Folge seien viel zu oft Überforderung, Depression oder im schlimmsten Fall ein Burnout.

Ihr Lächeln ist ansteckend: Manuela Pieniak ist offen und sympathisch - wichtig, wenn eine Vertrauensbasis geschaffen werden soll.

Ihr Lächeln ist ansteckend: Manuela Pieniak ist offen und sympathisch - wichtig, wenn eine Vertrauensbasis geschaffen werden soll. © Ventana Deutschland

An einem Strang ziehen - Chefs voll dabei

„Da möchten mir gegensteuern“, verspricht Manuela Pieniak, die vollste Unterstützung durch ihre Geschäftsleitung bekommt. Mehr noch - die Idee zu ihrer Weiterbildung ist gemeinsam mit der Führungsriege entstanden, auch weil man dort selbst weiß, wie schnell das eigene Leben durch Krankheit auf den Kopf gestellt werden kann.

Inzwischen betreut Manuela Pieniak - streng vertraulich und einfühlsam - ihren dritten Klienten und freut sich über die positive Entwicklung. „Das Angebot muss sich herumsprechen“, weiß der Pflege-Guide. Die Fälle und Fragen seien dabei so unterschiedlich wie der hilfesuchende Mensch selbst, der bei ihr - neben den Bedürfnissen des erkrankten Angehörigen - im Mittelpunkt steht.

Auch eigene Bedürfnisse beachten

„Es ist auch wichtig, sich um sich selbst zu kümmern“, stellt sie klar. Sie motiviere daher auch, sich Selbsthilfegruppen anzuschließen oder helfe bei Bedarf, eine Reha für pflegende Angehörige zu beantragen - ebenfalls ein Kraftakt, der manchmal kaum noch zu schaffen ist, wenn die täglichen Pflichten schon stark belasten.

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Für die Zukunft wünscht sie sich, dass noch mehr Unternehmen sich der Initiative anschließen. „Davon profitiert auch der Betrieb“, betont die Expertin. Wenn Mitarbeiter wegen Überlastung ausfielen, schade das schließlich auch dem Unternehmen und appelliert an alle Skeptiker, sich auch dem Thema psychische Gesundheit zu öffnen.

Keine Angst vor neuer Aufgabe

Und auch allen interessierten Bald-Pflege-Guides, die sich die Aufgabe möglicherweise doch nicht zutrauen, nimmt sie die Scheu: „Wir sind hervorragend vernetzt, niemand wird alleine gelassen bei Problemen“. Auch deshalb erlebe sie selbst ihre mitunter auch fordernde Aufgabe nicht als belastend, sondern vielmehr als sehr lehrreich und sinnstiftend.