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Kreistag hält an Notarzt-Standort für Vreden fest – so steht es im Rettungsbedarfsplan
Notarzt Vreden
Der Kreistag hat einstimmig die Neufassung des Rettungsbedarfsplans beschlossen – mit Notarzt-Standort Vreden. Kritik gab es an der Vredener SPD wegen der angekündigten Klage.
Ein deutlicher Ausbau beim Krankentransport an gleich mehreren Rettungswachen, ein „Ja“ zur Einbindung eines Telenotarztes, der Einstieg in die app-gestützte Ersthelferalarmierung und ein weiteres Festhalten am Notarzt-Standort Vreden. Das sind einige der Eckpunkte in der Neufassung des Rettungsbedarfsplanes, für den sich der Ausschuss für Sicherheit und Ordnung am Montagabend nach teilweiser hitziger Diskussion entschieden hat – letztlich sogar einstimmig.
Das Problem: Die Entscheidung, ob die (wie mehrfach berichtet) seit Jahresbeginn vakante Notarztstelle in Vreden besetzt wird, hat der Kreis Borken nicht selbst in der Hand. Weil der Kostenträger des Rettungsdienst, die Krankenkassen, die Stelle für nicht notwendig halten, wollen sie diese Stelle auch nicht bezahlen. Eine endgültige Entscheidung könnte am 3. März fallen, wenn die Bezirksregierung sich mit dem Kreis Borken, und der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen trifft und die Behörde aus Münster das letzte Wort hat.
Kreis hätte es lieber gesehen, wenn der Vertrag nicht gekündigt worden wäre
Sowohl Kreisvorstandsmitglied Dr. Elisabeth Schwenzow („Der Standort Vreden ist uns wichtig“) als auch Ausschussvorsitzender Jens Steiner von den Grünen („Wir haben uns immer dafür stark gemacht“) betonten in der Sitzung, dass Kreisverwaltung und Kreispolitik es lieber gesehen hätten, wenn das Klinikum Westmünsterland in Vreden den Vertrag zur Stellung eines Notarztes nicht gekündigt hätte.
Natürlich sei es besser, kreisweit sechs Notarztstandorte zu haben als fünf, betonte Schwenzow, aber: Ein unlängst in der Sache erstelltes Gutachten komme zu dem Schluss, ein Notarzt für Vreden sei nicht notwendig, weil dieser durch Kollegen von den Standort Ahaus und Stadtlohn kompensiert werden könne. Gleichzeitig habe der Gutachter aber die Notwendigkeit eines sogenannten Telenotarztes für die Standorte Borken und Vreden gesehen. Das ist ein Notarzt, der sich bei Einsatzfahrten online zuschalten kann. Einen solchen Tele-Notarzt wolle das Land NRW in den kommenden Jahren flächendeckend einführen, hieß es im Ausschuss.
Laut Dr. Schwenzow gab es im Übrigen seit Jahresbeginn keinen Hinweis darauf, dass der Rettungsdienst in Vreden ohne einen Notarzt vor Ort später als sonst am Einsatzort war. Sie liege im Rahmen der zwölf Minuten, die der Kreis als selbstgestecktes Ziel im Rettungsbedarfsplan verankert hat. Wenn nach einigen Monaten genügend Einsatzzahlen vorliegen und somit belastbare Aussagen gemacht werden könnten, wolle man diese im Ausschuss vorstellen.
Notarzt-Helikopter für den „Fall des Falles“
Im Übrigen betonte die Kreisverwaltung im Ausschuss auch, dass niemand ohne notärztliche Versorgung auskommen müsse: Dass alle Notärzte gleichzeitig gebraucht würden, sei unwahrscheinlich. Zudem könne man im Fall des Falles auch noch den Notarzt-Helikopter beauftragen.
„Ich kann die Ängste der Vredener verstehen“, betonte hingegen Heiko Nordholt (SPD), und seine Fraktionskollegin Heidi Buskase ergänzte: „Gerade im ländlichen Raum haben die Bürger Angst, ob die Versorgung noch da ist.“
Klageandrohung der Vredener SPD-Fraktion kritisiert
„Wir dürfen den Leuten gegenüber nicht unehrlich sein“, betonte Ausschussvorsitzender Steiner Richtung SPD. Deren Fraktionschef in Vreden, Reinhard Laurich, hatte gefordert, den Kreis Borken wegen des Abzugs des Notarztes durchs Klinikum verklagen zu wollen – und dabei auch Unterstützung von der heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Ulla Schulte bekommen.
Mit diesem Vorgehen, so Steiner, erwecke man bei den Bürgern aber den Eindruck, dem Kreis „sei das alles egal“. „Wir nehmen das aber nicht auf die leichte Schulter“, sagte der Grüne. Auch Elisabeth Schwenzow verwahrte sich dagegen, die „Kreisverwaltung zum Schuhabtreter“ in der Diskussion zu machen.
„Natürlich sehen wir die Verunsicherung wegen der rasanten Veränderung im Gesundheitssystem“, sagte die Dezernentin. Sie betonte im Ausschuss aber auch, es seien in Deutschland „sträflich“ zu wenige (Not)-Ärzte ausgebildet worden. „Das müssen wir jetzt ausbaden.“