
© Markus Gehring
In der Burgschänke gibt es gut gemachte Balkan-Spezialitäten zum frisch gezapften Kölsch
Restaurant-Check
Auf Balkan-Spezialitäten freuten wir uns beim Check in der Burgschänke. Wir wurden nicht enttäuscht, haben sogar ein neues, einfaches Gericht kennengelernt und mit einem Vorurteil aufgeräumt.
An diesem Mittwoch im Januar können wir uns im Restaurant Burgschänke den – sicherheitshalber reservierten – Tisch aussuchen. Inhaber Nurija Dolic begrüßt uns fröhlich und mit Namen, er kann sich an die Reservierung erinnern. Die freundliche Frau vom Service, später erfahren wir, es ist Sabina Dolic, führt uns zum Tisch und schnell haben wir die Speisekarte, die wir zuvor auch schon im Internet studiert haben.
Die Karte ist vor allem eins – fleischlastig. Aber das ist ja bei einem Restaurant mit Balkan-Spezialitäten auch zu erwarten. Es dreht sich vorwiegend um Steaks, Schnitzel und eben Spezialitäten vom Balkan. Steaks stehen bei uns sonst immer ganz vorne, aber in der Burgschänke, das stand schon vorher fest, wollen wir den Geschmack des Balkans testen.

Die Burgschänke haben Sabina und Nurija Dolic in den knapp 25 Jahren, in denen sie das Lokal führen, schon zweimal umgestaltet. © Markus Gehring
Mein Mann wählt als Vorspeise den Balkan-Toast. Weil mich die Alternativen – gebackener Camembert oder Toast Hawaii – wenig reizen, frage ich nach der Suppe des Tages. „Da haben wir immer Rindfleischsuppe“, informiert mich Sabina Dolic. Fleisch eben, aber das ist in Ordnung.
Die Auswahl an Bieren ist exzellent
Noch vor dem Blick in die Speisekarte hat das Lokal an sich bei meinem Mann schon ordentlich gepunktet: Die Auswahl an Bieren ist exzellent. Der gebürtige Rheinländer freut sich besonders auf ein frisch gezapftes Kölsch im Münsterland, aber auch die Auswahl an alkoholfreien Weizenbieren weckt Vorfreude. „Sehr gelungen“, kommentiert er die Bierkarte, „für jede Geschmacksrichtung was dabei“.
Weizenbier und Wasser sind schnell am Tisch, da verabschieden sich die einzigen Gäste, die noch im Lokal gegessen hatte. Aber an der Theke ist hin und wieder ein Gast von der Kegelbahn. Wir müssen nicht lange auf die Vorspeisen warten.
Die Vorspeisen
Die Rindfleischsuppe ist nicht klar und mit frischer Petersilie bestreut. Nach dem Eintauchen mit dem Löffel wird die Einlage sichtbar: Nudeln und Mini-Eierstich. Mir persönlich sind die Nudeln etwas zu weich gekocht, aber das ist ja Geschmackssache. Diese Rindfleischsuppe hätte auch meiner Mutter geschmeckt – das darf man als Lob werten.

Die Rindfleischsuppe © Anne Winter-Weckenbrock
Der Balkan-Toast ist eine einfache Komposition von leckeren Komponenten. Die Bestandteile haben wir eigentlich fast immer im Kühlschrank, aber sie auf eine Toastscheibe zu legen, darauf hat uns jetzt die Burgschänke gebracht. Ajvar, eine Würzpaste aus Paprika, hat Nurija Dolic in der milden Variante auf die Brotscheiben gestrichen und Schafskäse, rohe Zwiebeln sowie grüne Paprika darüber geschichtet.

Der Balkan-Toast © Anne Winter-Weckenbrock
Eine neue geschmackliche Entdeckung. Einfach, aber einfach lecker. „Das würde in der doppelten Portion schon als vollwertiger Hauptgang ausreichen“, meint mein Mann.
Nach der Vorspeise schauen wir uns genauer im Lokal um. Wir sind vom Thekenbereich links abgebogen, wo es durch Glaswände getrennt zwei Bereiche gibt. Rottöne dominieren, helle Vorhänge bilden einen gelungenen Kontrast. Am Kopfende unseres kleinen Saals fällt die Ecke mit Polsterbank und in gleicher Farbe bezogene Sitzmöbel ins Auge. Es ist gemütlich.

Die Burgschänke haben Sabina und Nurija Dolic schon zweimal umgestaltet. Jetzt dominieren warme Töne, und Akustikplatten sorgen für ein angenehmes Gesprächsklima. © Markus Gehring
Und dank der einfarbigen Akustikplatten an den Wänden, die in ihrer Anordnung sogar irgendwie als Wandkunst durchgehen, ist es sicher auch nicht so laut, wenn alle Tische besetzt sind, fachsimpeln wir. Das bestätigt uns Sabina Dolic, als sie die Vorspeisenteller abräumt: Die Einrichtung hat System, und es sei tatsächlich angenehm ruhiger geworden im voll besetzten Lokal.
Die Hauptgerichte
Dann kommt das Hauptgericht. Ich wusste schon tags zuvor, dass ich das Spezialhacksteak wählen würde. Mein Mann braucht länger und wählt am Ende den Grillteller. Bei einer Platte – zwei davon gibt es – wollte ich in Erwartung von hohen Fleischtürmen nicht mitmachen. Ich überlege, ob ich den Djuwetschreis gleich abbestelle, der hat mir eigentlich noch nirgends so richtig geschmeckt. Aber dann denke ich, dass ich ja „checken“ muss.
Djuwetschreis gewinnt gegen Pommes
Das war eine gute Entscheidung. Die zwei Löffel Djuwetschreis esse ich ganz auf. Denn er ist nicht nur mit der Djuwetsch-Gewürzmischung angemacht und Tomatenmark verrührt, sondern mit gerösteten Zwiebeln, Paprika und Tomaten verfeinert. Dafür lässt man schon mal ein paar Pommes stehen.

Das Hacksteak © Anne Winter-Weckenbrock
Aber jetzt zur Hauptsache, zum Fleisch. Mein Hacksteak hat schon ziemliche Ausmaße, kleine Schafskäse-Schnitzer verzieren es. Aber ich bin positiv überrascht, dass die Schafskäsefüllung nicht so voluminös ist wie befürchtet. Das Hack hat eine feine Note der Gewürze des Balkans, es ist saftig auch ohne Schafskäse. Die Kruste ist kross gegrillt und der leckere Schafskäse ist von einer schön bröckeligen Konsistenz – es schmeckt mir.

Ajvar und rohe Zwiebeln gab es als Beilage zum Grillteller. © Anne Winter-Weckenbrock
Das Stückchen Kräuterbutter lasse ich liegen und bediene mit bei Ajvar und rohen Zwiebeln, die meinem Mann zum Grillteller gereicht werden. Ob ich eine neue Variante des Spezialhacksteaks erfunden habe?
Schweinefleisch und Geflügel in unterschiedlicher Form vom Spieß über Filetstück bis zum Kotelett, dazu Cevapcici, füllen den Grillteller reichlich. Alle Fleischsorten sind sehr gut gegrillt und saftig geblieben.

Der Grillteller © Anne Winter-Weckenbrock
Der Teller ist schön angerichtet und für den Preis (14,90 Euro) ist es eine sehr ordentliche Portion. Die Pommes sind erfreulicherweise in frischem Fett frittiert, geschmacklich hervorragend und werden extra serviert. Den Genuss rundet dann das frisch gezapfte Kölsch ab – mein Mann ist zufrieden. Für einen Nachtisch – Vanilleeis in drei Varianten stünden zur Wahl – ist kein Platz mehr.

Der Beilagensalat © Anne Winter-Weckenbrock
Der Salatteller überzeugt uns beide nicht so ganz. Es ist Vielfalt auf dem Teller, aber für die Frische des Eisbergsalats gibt es ein paar Minuspunkte. Der Djuwetschreis wiegt das aber locker wieder auf. Und mit dem Fleisch konnte Nurija Dolic, der selbst in der Küche steht, bei uns punkten. Wir finden unser Urteil fast wörtlich in einem Kommentar bei Tripadvisor wieder: „Wer hier Sterne-Küche mit viel Chichi erwartet, ist falsch. Wer allerdings bodenständiges und handwerklich gut gemachte Speisen zu sich nehmen möchte ist hier genau richtig.“
Familie Dolic ist vor 25 Jahren nach Vreden gekommen
Wir müssen das noch um die nette Atmosphäre ergänzen, für die das Gastwirtepaar in seinem Lokal sorgt. Wir unterhalten uns schon nett mit Sabina Dolic, als wir noch „inkognito“ am Tisch sitzen. Als wir uns nach dem Zahlen als „Tester“ zu erkennen geben und noch ein paar Dinge fragen wollen, ist eine Stunde schnell vergangen. Fast 25 Jahre ist es jetzt her, dass Nurija und Sabina Dolic nach Vreden gekommen sind, und in der Zeit ist viel passiert.
„Keine Experimente mehr“ auf der Speisekarte
Nurija Dolic hatte ein Jahr lang ein Lokal in Münster-Hiltrup, bevor er nach Vreden kam. Um die Burgschänke zu übernehmen und für die Spielvereinigung Fußball zu spielen. Sabina und Nurija Dolic haben in der Zeit ihr Restaurant schon zwei Mal umgestaltet. Was die Speisekarte angeht, machen sie keine Experimente mehr, sagt Sabina Dolic lachend: „Wir haben in den Jahren schon einiges probiert. Jetzt steht auf der Karte, was die Vredener gerne essen.“
Viele Stammgäste hat die Burgschänke, samstags ist kaum ein Platz zu bekommen im Restaurant. Und auch donnerstags empfiehlt sich eine Reservierung: Dann ist Schnitzeltag in der Burgschänke, ein Schnitzel (sogar in vegetarischer Variante) mit einer Beilage gibt es dann für 8,90 Euro. Und das kommt gut an in Vreden. Die Familie Dolic fühlt sich wohl in Vreden und freut sich, die 110-jährige Gastronomiegeschichte der Burgschänke fortführen zu können.
Die Preise
Rumpsteaks in verschiedenen Variationen für 25,90 Euro oder die Gourmetplatte für zwei Personen mit 48 Euro führen die Preisliste an. auch der Edelfischteller knackt die 20-Euro-Marke (22,50 Euro). Aber es gibt viele Fleischgerichte um die 15 Euro, den Cevapcici-Teller gibt es mit Pommes, Reis und Salat schon für 11,50 Euro.
Die Getränke liegen mit 4,50 Euro für ein alkoholfreies Weizenbier (aber einer besonderen Marke) und fürs Kölsch (0,3 Liter 3,60 und 0,2 Liter 2,60 Euro) sowie zwei Euro fürs Wasser im Rahmen. Insgesamt zahlen wir für die Speisen und Getränke 54 Euro – ein wirklich gutes und angemessenes Verhältnis von Qualität, Quantität und Preis.
Barrierefreiheit
Das Lokal ist über den Seiteneingang zum Biergarten hin ebenerdig erreichbar.
Das sagt das Netz
Bei den Google-Bewertungen sammelt die Burgschänke 4,8 von 5 Punkten.
„Nette, sympathische Bedienung und super leckere Schnitzel“, heißt es dort genauso wie „Gute Küche, schöner Biergarten freundliches Personal“.
Bei Tripadvisor gibt es 4,5 von 5 Punkten. „Das Restaurant bietet leckeres Essen zu fairen Preisen. Im Sommer ist die Außenterrasse ein gutes Ziel“, hat ein Gast in einer Bewertung geschrieben.
Anschrift und Öffnungszeiten der Burgschänke
Burgstraße 17, 48691 Vreden
Tel. (02564) 4906
Öffnungszeiten:
Montag ist Ruhetag
Freitag 17 bis 2 Uhr; Samstag 17 bis 2; Sonntag 11 bis 14 und 17 bis 0 Uhr
Dienstag 17 bis 0 Uhr; Mittwoch 17 bis 0 Uhr und Donnerstag 17 bis 0 Uhr