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Gemeinsames Kochen verbindet Vredenerinnen aus aller Welt
Internationale Kochgruppe
Dank der internationalen Kochgruppe finden Frauen aus aller Welt in Vreden ihre Heimat. Seit 2001 haben sich mehrere Kochgruppen gebildet, in denen mehr als nur gekocht wird.
Aus der „Internationalen Kinderkonferenz“, die zusammen mit fünf weiteren Personen in Vreden 2001 von Petra Schmitt initiiert hatte, entstand kurz darauf die erste internationale Kochgruppe von Frauen.
Die „Internationale Kinderkonferenz“ begleitete Schmitt damals im Namen der Landesarbeitsgemeinschaft Musik hauptamtlich. Zusammen mit sieben Frauen, die daran mitwirkten, entstand die Idee der Gründung einer Kochgruppe, die seitdem von Schmitt, Rita Umme und Magdalene Rajab rein ehrenamtlich begleitet wird.
Mit dem Kochlöffel um die Welt
Schnell wuchs die erste Gruppe auf 22 Frauen aus insgesamt zwölf Ländern an. Die erste Gruppe nannte sich „Mit dem Kochlöffel um die Welt“. Sie traf sich alle vier bis sechs Wochen in der Küche des VHS-Hauses in Vreden.
2010 wurde eine zweite Gruppe unter dem Titel „Kochkult(ou)r“ mit 29 Frauen aus verschiedenen Ländern gegründet. Seit Anfang 2019 gibt es eine dritte internationale Kochgruppe unter dem Titel „Eat and speak together“ mit weiteren 23 Frauen aus ganz verschiedenen Ländern. Allerdings ruhen die Treffen der Kochgruppen, in denen ein Drittel deutsche Frauen sind, in der Küche des VHS-Hauses in Vreden zurzeit aufgrund der Corona-Bestimmungen.
Lernen vom anderen
„Wir sind alle auf Augenhöhe. Wir machen nichts für die Frauen, sondern mit den Frauen. Auch wenn jemand kein Deutsch kann, klappt das. Das gemeinsame Kochen ist wichtig. Jeder lernt vom anderen. Deswegen brauchen wir auch keine Leitung“, betont Schmitt. Sprache, Alter, Religion und Herkunft sind keine Hindernisse auf dem Weg der multikulturellen Verständigung der Frauen untereinander.

Die internationale Kochgruppe im Kongresszentrum Gürzenich in Köln in Begleitung von Vredens Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch. © privat
Wie stark das Wir-Gefühl in den einzelnen Gruppen ist, zeigt schon folgende Anekdote, die Schmitt erlebte: „Jane aus Uganda kam zu uns in die Kochgruppe. Eigentlich hatte sie keine Zeit an diesem Tag. Sie wolle aber Marlies zu deren Geburtstag ein Geburtstagständchen bringen. Wir hatten alle Tränen in den Augen.“
Abwechslungsreiche Küche
An jedem Kochabend steht ein anderes Herkunftsland im Mittelpunkt. Die Vertreterin dieses Landes ist die Chefköchin. Sie kauft ein, bereitet vor und sorgt eventuell für Musik und Dekoration aus ihrem Heimatland. Gekocht wird nach ihren Anweisungen.
Danach wird zusammen gegessen in gemütlicher Runde am festlich gedeckten Tisch. „Wir erleben immer wieder, dass die Frauen mit Stolz und Selbstbewusstsein besondere Gerichte, Bräuche und Traditionen aus ihrem Heimatland vorstellen. Wir lernen bei jedem Treffen voneinander. Zahlreiche Freundschaften sind seitdem entstanden mit Treffen auch außerhalb der Kochgruppen“, betont Schmitt.
Buchprojekt
Aus dem engen Kontakt der Frauen untereinander ergab sich das Buchprojekt „Wir haben viele Gesichter, wir haben viel erlebt - Ankommen in der Fremde“ 2006. Migrantinnen aus 14 Ländern schilderten ihre Lebensgeschichten als Beispiele für gelungene Integration. Flucht- und Kriegsgeschichten flossen genauso in diese Geschichten ein wie die Geschichten vom Ankommen und der Integration in der neuen Heimat, ebenso landestypische Rezepte.
Für ihre Mitarbeit beim Tagesseminar der Westfälischen AG Musik „Der Friedensmaler – eine musikalische Weltreise für Kinder“ erhielten die Kochfrauen den 1. Preis des Kreises Borken „Toleranz lernen, Kulturen verstehen“. Von Bundespräsident a.D. Roman Herzog erhielten die Frauen den Ehrenamtspreis zum Jubiläum der GVV Kommunalversicherung in Köln im Juli 2011.
Elvira Meisel-Kemper ist freie Kunsthistorikerin und Journalistin. Sie hat Erfahrung als Autorin, Kunstvermittlerin, Projektbegleiterin und in der Fotografie. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten liegt in der Kunstszene des Münsterlandes.
