Spitzenköche in Ammeloe gehen mit ihrer Michelin-Auszeichnung nicht hausieren
Restaurant-Check
Im Kreis Borken ist sie fast noch ein Geheimtipp, die Küche des Hotels „Am Kring“. Die Gourmets des Guide Michelin haben das von Christoph Winkelhorst geleitete Haus aber schon entdeckt.
Feinschmecker-Restaurant oder gutbürgerliche Küche - das Hotel und Restaurant Am Kring in Ammeloe bietet mit dem „Clemens“ und „Büschkers Stuben“ beides. Für unseren Restaurant-Check haben wir uns für die gutbürgerliche Küche und damit für „Büschkers Stuben“ entschieden.
Letztere wurden übrigens im aktuellen „Michelin Bib Gourmand“ aufgenommen. Die Aufnahme in dieses Buch der weltweit bekannten Sterne-Verteiler für gute Küche ist unter anderem eine Auszeichnung für sorgfältig zubereitete Speisen zu einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis“. Die Inhaber aber sind bescheiden: Nur ein kleiner Aufkleber an der Eingangstür verrät die Auszeichnung.
Vier hungrige Seelen machen sich also auf den Weg nach Ammeloe, in das Restaurant am Kring, neben der altehrwürdigen Pfarrkirche St. Antonius Abt gelegen. Ammeloe, normalerweise erwartet der Gast in einem Kirchdorf nicht unbedingt eine gehobene Küche. Gutbürgerlich, das ist im Münsterland die Regel und nicht selten verbunden mit Schnitzel und Pommes. Die haben auch ihre Berechtigung, die Speisekarte in Büschkers Stuben spricht aber eine ganz andere Sprache.
Wie funktioniert der Restaurant-Check?
Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants - als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freuden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.
Doch vor dem Blick in die Speisekarte lassen wir uns vom Ambiente in der Gaststube einfagen. Der Tisch auf den alten Fliesen ist eingedeckt, auf dem Tisch brennen Kerzen und die freundliche und versierte Dame vom Service führt ihre Gäste an den Tisch. In der Ecke knistert ein Kamin und verbreitet behagliche Atmosphäre.
Alle Tische in der Stube sind eingedeckt. Gedränge und störender Lärm durch zu viele Gäste sind aber nicht zu erwarten. Büschkers Stube ist klein, hat nur ein paar Tische und bietet an diesem Abend Platz für nur 17 Gäste. Ich mag es, wenn es nicht zu voll ist!
„Mit Geschmack und Gefühl“ werden die Speisen im Restaurant am Kring zubereitet, lese ich in der Speisekarte, die für jeden etwas bietet. Bei den Vorspeisen reicht das Angebot vom gemischten Beilagensalat mit Hausdressing und Croutons für 4,50 Euro bis zum Geräucherten Wildlachs auf kleinen Kartoffelplätzchen mit Salat und Sauerrahm für 11,50 Euro.
Mutters Hochzeitssuppe gibt es für 5,50 Euro, und die Rieslingrahmsuppe mit Semmelklößen, Lauch und Karotte kostet 7 Euro.
Nicht auf der Karte im Internet, dafür auf Papier und passend zur Jahreszeit bietet das Restaurant Wildgerichte. Aus den heimischen Jagden gibt es alles, vom Wildschweingulasch mit Rotkohl und Spätzle für 17,50 Euro über Rehbraten aus der Keule (19 Euro), Hirschragout (17,50 Euro) oder Rehrücken im Knuspermantel für 25 Euro.
„Flesch mut up den Disch“ ist eine weitere Seite in der Speisekarte überschrieben. Münsterländer Zwiebelfleisch (15,50 Euro), Kalbsleber (18 Euro), das Wiener Schnitzel (17 Euro), Rinderfiletspitzen in Pfefferrahm (23 Euro) oder Rinderfilet Tournedos aus Neuseeland für 32 Euro sorgen schon beim Lesen für Appetit. Alles mit jeweils passenden Beilagen angeboten.
Wer Fisch mag, wählt zwischen Lachs (21 Euro) und Zander (20 Euro). Es geht bei Büschkers aber auch ohne Fleisch und Fisch. Pasta mit Spinat (13 Euro) oder ein großes Schweizer Rösti (15 Euro) stehen da unter anderem auf der Karte.
Unsere Vorspeisen:
Direkt nachdem die Getränke am Tisch sind, kommt die Dame vom Service mit Brot und Oliven an den Tisch. Drei Sorten leckeres, frisches und knackiges Brot mit Butter und einem richtig leckeren Aufstrich, leicht mit Knoblauch und vermutlich ganz feinen Möhrchenstreifen stimmen zusammen mit den Oliven auf ein gutes Essen ein.
Eine von uns gewählte Vorspeise an diesem Abend ist der geräucherte Wildlachs. Der ist hauchdünn und mit einem feinen Kräuterrand. Auf kleinen Kartoffelplätzchen serviert, dazu etwas Sauerrahm - ein Gedicht. Der Salat dazu ist frisch und knackig sowie mit einem tollen Dressing angemacht.
Der Start an diesem Abend ist zweifelsfrei gelungen. Das gilt auch für die zweite Vorspeise, „Mutters Hochzeitssuppe“. Das ist eine klassische Rindfleischsuppe mit Eierstich, Suppengemüse und reichlich weiteren Einlagen. Allerdings war ein einzelner Suppenkloß der Mutter in unserer Runde für „Mutters Hochzeitssuppe“ dann doch etwas zu wenig.
Bei den Hauptspeisen war jede einzelne für sich ein Highlight für unseren Gaumen.
Von der saisonalen Wildkarte gab es den Rehrücken im Knuspermantel auf Spitzkohl und dazu Bratkartoffeln. Wer Wild mag, für den sollte dieses Gericht ein Grund sein, nach Ammeloe zu kommen. Das Stück Rehrücken zartrosa, butterweich und im Knuspermantel eine wahrlich perfekte Geschmackskomposition.
Nicht nur fürs Auge ist die auf einer nicht zu süßen Obstsoße eingebettet. Das Trio aus Rehrücken, Knuspermantel und der Soße lässt das Genießerherz höher schlagen. Bestens ergänzt wird das Ensemble durch leckeren Spitzkohl, ein Gemüse, das in Restaurants auch nicht unbedingt alltäglich ist.
Als „Unser Klassiker“ (18 Euro) wird der gebratene Schweinerücken gratiniert und mit Kräutern serviert. Das deftige Stück Fleisch wird gereicht mit Butterkarotten und Bratkartoffeln. Abgestimmt dazu umkreist eine dunkle Soße den Klassiker. Der übertrifft die Erwartungen der Gäste, die unter dem Titel Schweinerücken auch schon ganz andere Stücke auf dem Teller hatten.
Vom deftigen Stück Fleisch zum Süßwasserräuber, dem Zander. Der wurde auf der Haut gebraten und liegt auf hellem Ratatouillegemüse. Champignons, Sellerie, Zwiebel und Lauch passen bestens zu dem ordentlichen Stück.
Nach Fleisch und Fisch noch ein Wort zum großen Schweizer Rösti, der vierten Hauptspeise an unserem Tisch. Tellergroß und leicht kross, so wie es muss, kommt die Kartoffelrösti daher. Verschiedene Sorten gebratene Pilze, Creme Fraiche und zwei Spiegeleier als Topping machen das Gericht zu einer echten Hauptmahlzeit. Lecker und deftig, dazu mit erlesenen Zutaten.
Eigentlich waren schon alle rundum satt und zufrieden. Doch für den Restaurant-Check muss es natürlich auch noch ein Dessert sein. Man opfert sich ja gerne...
Schokoladenkuchen (7,50 Euro) seht ganz banal in der Speisekarte, lockt aber trotzdem als Abschluss für ein gutes Essen. Warm und im Kern mit flüssiger Schokolade kommt das Küchlein an den Tisch. Das Auge isst mit, das trifft es auch hier wieder.
Das Team in der Küche hat sich auch hier wieder übertroffen, was das Arrangement der Nachspeise angeht. Etwas Puderzucker auf dem Schokoladenkuchen, ein Bällchen Himbeerrahmeis mit Schokoladenspirale, Mousse mit Minze, ein paar krosse Krümel hier, ein paar Tropfen Himbeersoße da - pefekt und einfach lecker.
Gleiches gilt für die Bayrisch-Creme (7,50 Euro). Auf einer luftigen Vanillecreme thront ein Fruchtkompott im feinen Fruchtstücken. Zusammen mit der Creme ein Genuss, der durch weißes Schokoladeneis abgerundet wird.
Das Alpirsbacher Weizen alkoholfrei (0,5 L.) kostet 4,20 Euro. Ein süffiges Weizen. Das Glas Grauburgunder ist mit 3,60 Euro günstig und für jeden Weingeschmack geeignet. Nicht zu trocken und passend zu fast jedem Gericht. Die Apfelschorle wurde mit 2,70 Euro berechnet, ebenso wie das Radler. Zehn Cent günstiger ist das fast nur im Münsterland bekannte Tango (jeweils 0,3 L.), eine Mischung aus Pils und Regina.
Die Preise:
Ganz einfach gesagt: Spitze - Für Qualität, Kreativität bis auf den Teller und natürlich Geschmack! Für gleiches oder mehr Geld gibt es bei den Mitbewerbern in der Region oft nicht entfernt das geboten, was Am Kring aus der Küche kredenzt wird.
Die Atmosphäre:
Top, für den, der westfälische Gemütlichkeit liebt. Sehenswert sind die alten Anrichten im Kaminzimmer oder der Boden. Einfach mal drauf achten.
Kinderfreundlichkeit:
Die Speisekarte enthält keine ausgewiesenen Kinder-Gerichte. Allerdings gibt es mit Rösti, Pasta oder Risotto Angebote, die Kinder durchaus lieben. Aber: Pommes mit Schnitzel stehen nicht auf der Karte.
Barrierefreiheit:
Am Kring gibt es zwei Eingänge mit Stufen. Wer von der Kirchenseite in das Restaurant kommt, der kann es barrierefrei betreten. Und auch die blitzsauberen Toiletten können von beiden Restaurants des Hauses ohne Hindernisse erreicht werden.
Anfahrt / Parkplatzsituation:
Wer mit dem Pkw in Ammeloe in Richtung Kirche fährt, stößt unweigerlich auf das Hotel Restaurant „Am Kring“. Das Kirchturm-Navi des Autors hat dafür völlig ausgereicht. Parken ist überhaupt kein Problem. Direkt gegenüber dem Eingang hat das Haus einen eigenen Parkplatz, ein paar Stellplätze stehen direkt vor der Tür zur Verfügung. Da das Haus direkt an der Kirche steht, stehen auch noch weitere Parkplätze zur Verfügung.
Bei Trip Advisor gibt es 13 Bewertungen. 63 Prozent sagen ausgezeichnet, 30 Prozent gegen ein sehr gut und 7 Prozent ein Befriedigend. Keine schlechten Bewertungen für das Restaurant sprechen eine deutliche Sprache, ebenso wie dieser Gast: „Egal ob Vorspeise Hauptgang oder Dessert, alle Gerichte sehr lecker und auf hohem Niveau.“ Ein Gast aus Düsseldorf schreibt bei Trip Advisor: „Wir waren mehrfach in den Büschker’s Stuben und jedes mal begeistert von der Qualität der Speisen. Auch der Service ist nahezu perfekt, wir haben uns rundum wohlgefühlt! Wir werden gerne wiederkommen!“
Bei bookatable.com wird aus der Inspektoren-Bewertung des Guide Michelin 2018 zitiert: „Mögen Sie „Maultaschen vom Rind mit Kapernsauce“ oder „Münsterländer Zwiebelfleisch“? Hier kocht man bürgerlich-regional und international. Speisen können Sie in der rustikalen Gaststube und im gemütlichen Kaminzimmer (wohltuend das Herdfeuer an kalten Tagen!).“
Kriterien des Michelin Bib Gourmand „Sorgfältig zubereitete Produkte, eine moderate Rechnung, eine frische Küche mit exzellentem Preis-Leistungs-Verhältnis“. - Der „Michelin Bib Gourmand Deutschland 2018“ empfiehlt eine gute, häufig regional geprägte Küche, die mit einem besonders günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis kulinarische Genüsse auch für kleinere Budgets ermöglicht. „Ein Maximum an Schlemmerei bis 37 Euro: gute Produkte, die schön zur Geltung gebracht werden, eine moderate Rechnung“, verspricht der Guide Michelin. Namensgeber für den Bib Gourmand ist das freundliche Michelin Männchen „Bibendum“, das in Frankreich Bibendum oder kurz Bib genannt wird.