
© Victoria Garwer
Emrichbach in Oldenkott schlängelt sich wieder durch die Natur
Renaturierung
Noch vor einem Jahr floss der Emrichbach schnurgerade Richtung Berkel. Heute schlängelt er sich idyllisch durch blühende Pflanzen, Gräser und Holzelemente. Dahinter steckt großer Aufwand.
Leise plätschernd sucht sich der schmale Emrichbach seinen Weg vorbei an Gräsern und mitten durch blühende Pflanzen. Das glasklare Wasser glitzert in der Sonne, vereinzelt sind junge Fische zu sehen. Sie finden Schutz unter kleinen Steinen oder Baumstämmen. Kaum zu glauben, dass hier vor knapp einem Jahr noch Mais wuchs und der Bach schnurgerade Richtung Berkel floss.
Die Renaturierung des Emrichbaches kurz vor Oldenkott ist abgeschlossen. Die Bauarbeiten sind eigentlich schon seit Monaten beendet, doch nun beim offiziellen Termin vor Ort ist zu sehen, wie sich die Natur das Areal Stück für Stück zurückerobert.
Damit das gelingen konnte, haben mehrere Akteure zusammengearbeitet: Kreis Borken, Wasser- und Bodenverband, Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband, Bezirksregierung Münster, NRW-Stiftung, Arbeitsgemeinschaft der Wasser- und Bodenverbände und die Stadt Vreden.

An der Renaturierung des Emrichbaches waren zahlreiche Akteure beteiligt. © Victoria Garwer
Das erklärt auch, warum es fast drei Jahre gedauert hat von der Vorstellung der ersten Pläne bis hin zur Fertigstellung. Nicht ohne Stolz berichtet Marco Pfeil als zuständiger Planer dann auch, was hier im vergangenen Jahr passiert ist.
Emrichbach ist durch Renaturierung 70 Meter länger geworden
„Wir haben rund 13.000 Kubikmeter Erde bewegt“, erzählt er. Und das ist auf den ersten Blick zu sehen. „Früher floss der Bach da, wo jetzt der Zaun steht“, macht Friedel Wielers vom Kreis Borken auf den deutlichsten Unterschied aufmerksam und zeigt auf einen schnurgeraden Weidezaun.
Dadurch, dass sich das Wasser nun in mehreren Schlingen und Kurven durch die Landschaft schlängelt, ist der Bach 70 Meter länger geworden. So kommt auch mehr Sauerstoff ins Wasser. „Wir haben zudem mehrere Niveaus angelegt und somit möglichst natürliche Verhältnisse geschaffen“, sagt Marco Pfeil.

Die Karte auf einer Infotafel zeigt, wie sich der Verlauf des Emrichbaches verändert. © Victoria Garwer
55 Totholzelemente wurden in den Emrichbach eingebracht. „Totholz sollte in jedem Gewässer vorhanden sein. Das lenkt die Strömung, ist Fischunterstand und Nahrungsquelle zugleich“, erklärt Marco Pfeil.
Emrichbach hat bei Hochwasser nun viel Platz zur Verfügung
Gepflanzt wurde auf der Fläche bewusst nur wenig. „Die Natur soll sich in diesem Bereich möglichst ungehindert ausbreiten können“, meint Planer Carsten Bohn. Nur ein paar Bäume wurden gesetzt, damit sich nur eine einzige Baumart ausbreitet.

Hier mündet der Emrichbach in die Berkel. © Victoria Garwer
Auch an ein mögliches Hochwasser wurde gedacht. Die Fläche ist bewusst so angelegt, dass der Bach jederzeit über die Ufer treten kann, ohne dass es zu Problemen kommt. Auf der anderen Seite der K16 wurde zudem ein alter Sandfang aufgegeben und naturnah gestaltet. Dadurch ist nun viel Platz für zusätzliches Wasser.
Dass das auch funktioniert, zeigte sich bereits im Frühjahr 2020. Die Bauarbeiten waren erst seit kurzer Zeit abgeschlossen, da trat der Emrichbach über die Ufer und der alte Sandfang wurde komplett überflutet. Danach konnte die Natur endgültig Fuß fassen. Inzwischen nutzen Kiebitze, Blässhühner, Enten und Flussuferläufer den Bereich als Nahrungs-, Ruhe- und Brutstätte.
Renaturierung hat 130.000 Euro gekostet
Bei dem Termin vor Ort haben alle Beteiligten viel Lob auszusprechen. Die Zusammenarbeit habe super geklappt. „Und auch die anfänglichen Bedenken der Landwirte konnten wir schnell ausräumen“, sagt Andreas Helmer vom Wasser- und Bodenverband „Unteres Berkelgebiet“, der als Bauherr auftrat.

Vertreter der beteiligten Akteure machten sich vor Ort ein Bild vom Ergebnis der Renaturierung. © Victoria Garwer
Einen besonderen Dank sprachen alle der NRW-Stiftung aus. Denn die hat die Fläche, auf der der Emrichbach sich nun ausbreiten kann, kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Kosten für die Renaturierungs-Maßnahme betragen 130.000 Euro. 80 Prozent davon sind Landesmittel, 20 Prozent kommen vom Kreis Borken.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
