Eigentlich sollte die Testphase für die Sperrung der Durchfahrt für den motorisierten Verkehr zwischen Wessendorfer Straße und dem Domhof im Dezember beendet sein. Am Mittwoch kam das Thema wieder auf den Tisch der Politiker im Rat der Stadt Vreden – aber nicht, um über das Ergebnis zu beraten.
„Wir sehen noch kein verwertbares Ergebnis“, so der Erste Beigeordnete Bernd Kemper. Die Arbeiten im umliegenden Bereich seien noch nicht vollständig abgeschlossen, weiteres Straßenmobiliar solle aufgestellt werden, zwei Parkplätze müssten noch zurückgebaut werden und auch das gastronomische Angebot insgesamt sei noch nicht vollständig fertig. Deshalb solle die Testphase in diesem Jahr noch weitergeführt werden.
Brief der Anwohner
Dass damit nicht alle glücklich sind, wurde schon vor der Sitzung deutlich. Ein Schreiben mit 15 Unterschriften wurde bei der Verwaltung eingereicht. Darin finden Anwohner und anliegende Gastronomen deutliche Worte. Unter anderem von Behördenwillkür ist dort die Rede.
Es sei nicht schlüssig dargestellt, was überhaupt getestet würde. Zudem sei vom Rat nur eine Sperrung bis zum 31.12.2022 beschlossen worden. Man habe die Verwaltung daher bereits im Januar dazu aufgefordert, die Sperrung aufzuheben. Doch die Verwaltung wollte bis zur Entscheidung des Rates am Mittwoch abwarten.

Im Brief wird weiter darüber spekuliert, ob die Sperrung nicht nur zugunsten eines einzelnen gastronomischen Betriebes aufrecht erhalten bleiben soll. „Wir als Gewerbetreibende und Bewohner der Innenstadt sind nicht bereit, diese Politik zum Vorteil eines einzelnen Betriebes weiter hinzunehmen und fordern Sie auf, die Durchfahrt umgehend wieder freizugeben.“
Das „große Ganze“ der Vredener Innenstadt bestehe nicht nur aus „Gastronomie und Halligalli“, sondern auch aus „Menschen und Familien, die dort leben, arbeiten und ihren Lebensunterhalt verdienen“.
Kritische Stimmen
Der Kritik an der Sperrung schlossen sich auch die Fraktionen der FDP und UWG an. „Wir sehen: Die Straße muss geöffnet werden“, forderte etwa Hendrik Mulder (FDP). „In der Phase, in der an der Wüllener Straße die große Baustelle kommt, die jetzt schon an der Marienapotheke relatives Chaos auslöst, jetzt noch die Straße länger zuzuhalten: Das ist ein Riesenchaos und das ist für Vreden nicht gut.“
Etwas anders sah man das bei den Fraktionen der Grünen und der SPD. Sie konnten sich vorstellen, schon am Mittwoch zu beschließen, die Verbindung dauerhaft geschlossen zu halten. So könne man die Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone verbessern, „die durch diese Durchfahrt einmal in der Mitte zerschnitten wird“, gab Gerd Welper (Grüne) zu bedenken. Es sei ohnehin schon schwer, Kinder frei in der Fußgängerzone laufen zu lassen. „Und genau an dieser Stelle schießen dann auch noch Autofahrer quer durch.“
Interessenskonflikt
Bernd Kemper sah an dieser Stelle einen typischen Interessenskonflikt. „Auf der einen Seite die Steigerung der Aufenthaltsqualität, auf der anderen Seite die Anwohner, die wegen der Sperrung kleinere Umwege in Kauf nehmen müssen.“ Diese Interessen gelte es abzuwägen. „Die sollten wir auch abwägen. Aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt, sondern wenn wir mehr Erfahrungen gesammelt haben.“
Bis zum Ende des Jahres wolle man alle Beteiligten – nicht nur die Unterzeichner des Briefes – mit in den Prozess einbeziehen. „Wir halten es für unschädlich, das jetzt ein Jahr so zu belassen“, so Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp.
Die CDU hatte sich bereits im Vorfeld dazu entschlossen, sich dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, die Testphase zu verlängern, anzuschließen. Eine spontane Entscheidung, ob endgültig auf oder zu? Nicht möglich.
Und so wurde letztendlich mit fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung entschieden, die testweise Sperrung der Verbindung für dieses Jahr aufrechtzuerhalten.
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