
© Markus Gehring
Das Restaurant Kloppendiek in Zwillbrock ist einen (Fahrrad-)Ausflug wert
Restaurant-Check
Im Herzen Zwillbrocks liegt das Hotel und Restaurant Kloppendiek. Das Ausflugslokal bietet deutlich mehr als nur das bei den Fahrradtouristen so beliebte Weizenbier und den Radlerteller.
Wenn am Sonntag die Sonne scheint, beginnt im Biergarten der Kampf um die Plätze. Im großflächigen Außenbereich wie im rustikal gehaltenen Innenbereich werden westfälische Klassiker serviert - von der hausgemachten Sülze bis zum Roastbeef „Zwillbrocker Art“.
Meine Freundin und ich beschließen, einen frühsommerlichen Tag mit dem Testessen in Zwillbrock ausklingen zu lassen. Als wir gegen 18 Uhr ankommen, ist der Biergarten noch gut gefüllt, an der hauseigenen Ladestation laden vier E-Bikes. Die Abendsonne taucht die gegenüberliegende Barockkirche St. Franziskus in warmes Licht.
Als wir das Restaurant betreten, sind wir überrascht, wie viel bereits los ist. Eine größere Gruppe erhält gerade ihre Vorspeisen, an der Theke plaudert ein auswärtiges Pärchen mit einem Zwillbrock-Experten, der sich als „Markus“ vorstellt. Thema: natürlich die Flamingos im Zwillbrocker Venn. Das Interieur ist eine Mischung aus schick und rustikal. Weiße Stoffservietten treffen auf schwere Holztische.

Das Interieur ist eine Mischung aus schick und rustikal. Weiße Stoffservietten treffen auf schwere Holztische. © Markus Gehring
Wir werden von einer jungen Kellnerin in Empfang genommen und an einen Zweiertisch geführt. Fast auf jedem Tisch stehen Reserviert-Schilder. Gut, dass wir vorher angerufen hatten.
Die Speisekarte
Die prompt gereichte Speise- und Getränkekarte ist zweigeteilt. Teil eins besteht aus der regulären Speisekarte „Sommer“. Sie umfasst fünf Vorspeisen, vier Suppen und circa 30 Hauptgerichte - für großen und kleinen Hunger. Dabei überwiegt die deftige, westfälische Küche: Holzfäller-Steak, Schnitzel-Variationen, Rumpsteak. Doch auch für die stetig wachsende Zahl der Vegetarier wird etwas geboten: Egal ob Blumenkohl-Käse-Medaillon, Gemüse-Lasagne oder vegetarische Spaghetti Bolognese. Ein Dessert findet sich auf dieser Karte nicht.
Teil zwei der Speisekarte wechselt saisonal. Als meine Freundin und ich das Restaurant Kloppendiek besuchen, stehen hier noch zahlreiche Schnucken-Variationen. „Schnucken?“, fragt meine Begleitung. „Die Moorschnucke ist eine Schaf-Rasse, die hier in Zwillbrock gehalten wird. Das Fleisch ist sehr zart und hat einen leichten Wildgeschmack“, erklärt uns die Kellnerin. Weil wir beide am Vortag Wild gegessen haben, beschränkt sich unsere Suche auf die reguläre Karte.
Kurzer Hinweis: Die Schnucken-Karte wurde mittlerweile gegen die Spargel-Karte ausgetauscht.
Die Vorspeise
Um 18 Uhr findet offenbar bei Kloppendiek der Schichtwechsel statt. Die Übergabe zögert unsere Bestellung etwas hinaus, wir haben es aber nicht eilig. Die Kellnerin, die uns in Empfang genommen hat, wird von einer ebenso freundlichen Kollegin abgelöst. Bei der Vorspeise entscheidet sich meine Begleitung für die Rindfleischsuppe. Ich möchte mich überraschen lassen, wie die Küche den italienischen Klassiker Carpaccio präsentiert. Als Aperitif wählen wir den zum sommerlichen Wetter passenden „Amerie“. Ein fruchtiger Cocktails auf Prosecco-Basis, verfeinert mit Himbeerlikör, Walderdbeeren und einem Minzblatt.
Mit den Getränken bringt der Service einen Gruß aus der Küche: Dreierlei Brot mit Kräuterquark und Kräuterbutter. Hier passt alles. Das Brot ist frisch, die Butter ist streichzart und fein abgeschmeckt. Das macht Lust auf mehr.

Der Gruß aus der Küche: Dreierlei Brot mit Quark und Butter. © Johannes Schmittmann
Nach nicht einmal zehn Minuten reicht das Servicepersonal die Vorspeisen. Die Rindfleischsuppe wird im Weckglas serviert. Eine gut gemeinte Idee, die allerdings ästhetisch nicht überzeugt. Anders als der Geschmack: „Fast wie bei deiner Oma“, sagt meine Freundin. Ein Lob, das nicht hoch genug zu bewerten ist. Die Brühe ist kräftig und heiß, die Einlage reichlich.

Das Carpaccio unterscheidet sich stark von der italienischen Version. © Johannes Schmittmann
Mein Carpaccio unterscheidet sich schon optisch stark von der italienischen Variante. Eisbergsalat, geviertelte Tomaten, Fetakäse, Ruccola und Oliven sind auf den hauchdünnen Scheiben Rinderfilet drapiert. Hier wäre weniger mehr. Denn der Geschmack des feinen Fleisches wird durch die zahlreichen Komponenten und das sehr reichliche Dressing überlagert. Es schmeckt ordentlich, allerdings wird die Zubereitung dem hochwertigen Rindfleisch nicht ganz gerecht.

Die Rindfleischsuppe wird im Weckglas serviert, was optisch nicht gänzlich überzeugt. © Johannes Schmittmann
Die Hauptspeise
Meiner Freundin steht an diesem Abend der (Geschmacks-)Sinn nach etwas Herzhaftem. Unter der Rubrik „Münsterländer Spezialitäten“ wird sie fündig und bestellt den Münsterländer Filettopf: drei Schweinefilets in Zwiebelrahmsoße mit Käse überbacken, dazu gemischter Salat und Röstkartoffeln. Statt der Zwiebelsoße bevorzugt sie Champignonrahmsoße. „Kein Problem“, sagt die Kellnerin. Mit Käse soll es selbstverständlich trotzdem überbacken werden. Ich wähle das Pariser Rumpsteak, das in Pfefferrahmsoße mit einem gemischten Salat und Kartoffelkroketten angeboten wird.
Als die beiden Hauptgerichte serviert werden, ist uns klar: hungrig werden wir die Heimreise heute nicht antreten müssen. Der Münsterländer Filettopf hält, was er verspricht. In einer Pfanne werden die drei großzügig tranchierten Schweinemedaillons präsentiert. Weder am Käse noch an der Pilz-Sahne-Soße wurde gespart. Separat wird ein Berg Bratkartoffeln serviert. Eine echte Kalorienbombe, die geschmacklich aber voll überzeugt. Das Schweinefilet ist innen noch leicht rosa, die Bratkartoffeln heiß und knusprig.

Der Münsterländer Filettopf war eine echte Kalorienbombe - aber sehr schmackhaft. © Johannes Schmittmann
Mein Rumpsteak ist ein einziger Genuss. In der Karte fehlt eine Gewichtsangabe, umso positiver bin ich überrascht, was für ein riesiges Stück Fleisch präsentiert wird. Doch es ist nicht nur die Menge. Unter der perfekt gerösteten Kruste ist das Fleisch gleichmäßig rosa und damit wie bestellt „medium“. Die Pfeffersoße ist gut abgeschmeckt, der Pfeffer- und Salzstreuer wird an diesem Abend an unserem Tisch nicht genutzt. Die Kroketten sind heiß, der Beilagensalat knackfrisch.

Das Rumpsteak war circa 300 Gramm schwer und war perfekt gebraten. © Johannes Schmittmann
Doch so gut die Hauptspeise auch schmeckt, am Ende müssen meine Freundin und ich mit unseren Portionen kämpfen. Es spricht für die Qualität des Essens, dass wir trotzdem nichts übrig lassen.
Das Dessert
Nach einer solchen Hauptspeise braucht es erstmal einen Espresso. Da die Erdbeersaison gerade begonnen hat, können wir aber zu einer Nachspeise trotz gefüllter Mägen nicht „nein“ sagen. Zum zweiten Mal zeigt sich die Küche im Kloppendiek flexibel, wenn es um Änderungswünsche geht. Wir bestellen die Dame Blanche, also Vanilleeis mit Schokoladensoße, allerdings wünschen wir uns einige frische Erdbeeren und zwei Löffel dazu.
Der Eisbecher wird nach wenigen Minuten gereicht und überzeugt vollauf. Zwei Kugeln Eis liegen auf den gezuckerten Erdbeeren, Sahne und eine Waffel runden das Bild ab. Die Portion Schokoladensoße wird getrennt gereicht, was aufgrund der Menge sehr angenehm ist. Ein echtes Highlight zum Abschluss des Testessens.

Dame Blanche mit Erdbeeren: der perfekte Abschluss. © Johannes Schmittmann
Die Preise
Ausflugslokalen eilt der Ruf der Touristenfalle voraus. Im Fall des Restaurants Kloppendiek zu Unrecht. Auf der Gesamtrechnung stehen am Ende 87,80 Euro, was bei drei Gängen dem Standard entspricht. Der Münsterländer Aperitif ist mit 4,80 Euro unterdurchschnittlich günstig, genau wie der sehr gute Bordeaux (4,90 Euro). Beim Carpaccio (15,30 Euro) schlägt das Pendel in die andere Richtung aus.
Das Rumpsteak (24,20 Euro) und der Filettopf (19,90 Euro) liegen vollkommen im Rahmen. Positiv: Beim Dessert (5,80 Euro) gab es keinen Aufpreis für den Extrawunsch.
Kinderfreundlichkeit
Es gibt eine separate Kinderkarte, die zahlreiche Speisen enthält.
Barrierefreiheit
Der Eingang des Restaurants ist barrierefrei, genau wie die Toiletten. Allerdings sind Letztere etwas kompliziert durch den Festsaal zu erreichen.
Anfahrt/Parkplatzsituation
Das Hotel und Restaurant Kloppendiek kann man gar nicht verfehlen. Es liegt direkt an der Zwillbrocker Straße, gegenüber der Barockkirche. Parkplätze sind reichlich vorhanden.

Das Hotel und Restaurant Kloppendiek im Herzen Zwillbrocks ist ein beliebtes Ausflugsziel. © Markus Gehring
Das sagt das Netz
4,4 von 5 möglichen Sternen vergeben die Google-User. Auffällig viele Rezensenten loben das Frühstück. „Super Frühstücksbuffet mit allem, was man sich wünscht“, schrieb zum Beispiel Userin Petra Wilhelm vor fünf Monaten. Bei Tripadvisor werden bei insgesamt 40 Bewertungen 4,5 Sterne vergeben.
Restaurantinfos
Hotel & Restaurant Kloppendiek: Zwillbrock 8, 48691 Vreden, Tel. (02564) 9120; Öffnungszeiten: Montag und Dienstag ist von 15 bis 21 Uhr und von Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 21 Uhr die Küche geöffnet. Neben Hotel und Restaurant werden auch Tagungsräume und eine Ferienwohnung angeboten. www.kloppendiek.de
WIE FUNKTIONIERT DER RESTAURANT-CHECK?
Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
